Streiks in der ARD erneut ausgeweitet

Streikversammlung beim Bayerischen Rundfunk in München am 14. November 2019
Foto: ver.di

Nach einem ersten bundesweiten Streiktag in der ARD Mitte September sind mehrere ARD-Sendeanstalten nun erneut in den Ausstand getreten und haben ihre Streiks zum Teil über zwei Tage ausgeweitet. So haben beim BR, NDR, WDR, Saarländischen Rundfunk, Deutschlandradio, Radio Bremen und Bremedia insgesamt mehr als 2000 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Die Sender mussten erhebliche Beeinträchtigungen im Programm in Kauf nehmen.

Grund für die anhaltenden Streiks sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Ein Spitzengespräch zwischen ARD- und Gewerkschaftsvertreter*innen am 25. Oktober hatte zunächst Hoffnung auf eine baldige Lösung des Konflikts gemacht. Dort sei eine Brücke gebaut worden, die die Sender in den anschließenden Verhandlungen am 7. November dann aber doch nicht überschreiten wollten, sagte der neue ver.di-Bundesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie Christoph Schmitz heute anlässlich der erneuten Streiks. „Wir waren schon auf einem ganz guten Weg. Dass die ARD davon jetzt wieder abweicht, ist enttäuschend. Die starken gemeinsamen Streikaktionen sind eine angemessene Reaktion darauf“, so Schmitz.

So streiken Beschäftigte beim Bayerischen Rundfunk und beim Norddeutschen Rundfunk diesmal sogar über zwei Tage. An Streikversammlungen in München, Nürnberg und Hamburg haben sich gestern insgesamt 1000 Menschen aus den Sendern beteiligt. Aber auch in den kleineren Studios wie etwa beim NDR in Bad Harzburg haben ver.di-Kolleg*innen Flagge gezeigt. Flagge für ihre Forderungen nicht nur nach mehr Geld, sondern auch nach mehr Wertschätzung und gegen die Arbeitsverdichtung vor allem bei freien Mitarbeiter*innen, wie Medienjournalistin Sissi Pitzer, verantwortlich für das BR Medienmagazin auf Twitter schreibt.

In fast allen streikenden Sendern kam es zu mehr oder weniger empfindlichen Beeinträchtigungen im Programmablauf. Wie BR24 berichtete, mussten etwa beim BR die Abendschau und die Rundschau-Nacht ausfallen. B5 sei nur bis 12 Uhr bespielt und danach durch Bayern 2 ersetzt worden.

Beim NDR hatte der Streik bereits gestern am früh Auswirkungen auf das Morgenprogramm im Ersten. Aufgrund des Streiks der Grafikerinnen und Grafiker musste tagesschau-Moderatorin Susanne Daubner ohne Stand- und Bewegtbilder auskommen und vor einem blauen Hintergrund sprechen. Unbesetzt blieben außerdem die Poststelle, die Druckerei sowie erneut die Telefon- und Info-Zentrale. Am Abend dann konnte das Schleswig Holstein Magazin schon zum dritten Mal seit Beginn der Streikbewegung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur sehr eingeschränkt gesendet werden. Das Wetter musste wieder auf einem Flipchart angezeigt werden, das Moderatorenpaar stand diesmal vor einer grünen Wand.

Beim Deutschlandradio, wo circa 70 bis 80 Beschäftigte am Streik teilgenommen haben, mussten die Sendungen „Informationen am Mittag“ und „Deutschland Heute“ ausfallen und mit Ersatzprogramm bestückt werden, weil die Redakteur*innen im Streiklokal statt im Studio weilten. Weitere aktuelle Sendungen sind vom Streik, der noch andauert, bedroht.

Eine Enttäuschung gab es aufgrund des Streiks im WDR dann noch für alle Fans der Talkshow „Domian live“. Nachdem zuvor bereits die Lokalzeit Aachen ausgefallen war, kündigte der Sender an, dass „Domian live“ aufgrund des Warnstreiks ausfallen und auf den morgigen Samstag verschoben werden müsse.


Aktuelle Informationen zu den Streiks im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter rundfunk.verdi.de oder #jetzteinschalten auf Twitter.

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