Warnstreik bei der Hamburger Morgenpost

Zwischen 14 und 15 Uhr blieben die Chefs der Print- und Online-Redaktionen der Hamburger Morgenpost an ihren Schreibtischen allein: Die Gewerkschaften ver.di und DJV hatten die Beschäftigten am 21. April zu einem Warnstreik aufgerufen, um Tarifverhandlungen voranzutreiben.

Ziel des Ausstandes ist die Durchsetzung eines Tarifvertrages zur Altersteilzeit, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von ver.di und DJV. Darüber werde seit Monaten verhandelt, Ergebnisse seien von der Geschäftsführung immer wieder in Frage gestellt worden. „Mit diesem Tarifvertrag wollten wir Kündigungen abwenden, jetzt aber sieht es so aus, als wäre es bloße Begleitmusik für eine neue Sanierungswelle“, kritisiert ver.di-Verhandlungsführer Martin Dieckmann.

Mit der neuen Konzeption einer „agilen Redaktion“, die ursprünglich auch vom Betriebsrat in Grundzügen befürwortet wurde, solle die Morgenpost neu ausgerichtet werden. „Unter der Hand wird daraus offenbar ein Abriss- statt ein Zukunftsprojekt“, so Dieckmann. Da ein weiterer Abbau der Redaktion zu befürchten sei, stehe ein Stück Pressevielfalt in Hamburg auf dem Spiel.

Bereits Anfang 2015 waren – begleitet von Streiks – Personalabbau und Entlassungen bei der Hamburger Morgenpost verhandelt worden. Seit dem Sommer 2015 wird auch ein Altersteilzeittarifvertrag für den Verlag ergebnislos verhandelt. Über diesen Konflikt hinaus kündigen die Gewerkschaften an, in weitere Umstrukturierungspläne des Konzerns DuMont Schauberg (u.a. Hamburger Morgenpost, Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Kölner Stadtanzeiger, Kölner Express) mit eigenen Forderungen einzugreifen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »