ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Gerichtsgebäude

RSF hat beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen den Einsatz sogenannter Staatstrojaner eingelegt. Foto: Uli Deck/dpa

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.

Die Beitragserhöhung um 58 Cent war von der zuständigen Kommission KEF bereits im Februar 2024 empfohlen worden, nachdem sie beim von den Anstalten beantragten Finanzbedarf starke Kürzungen vorgenommen hatte. Das Verfahren zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist durch den ausbleibenden Entschluss der Länderchefs nun unterbrochen und eine fristgerechte Beitragsanpassung bis Januar 2025 gilt als nicht mehr möglich.

Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), kommentiert: „Es ist richtig, dass ARD und ZDF sich zum Rundfunkbeitrag nun an die Verfassungsrichter*innen wenden – wieder.“

„Für die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen gibt es klare Vorschriften – und die werden von den Länderchefs derzeit missachtet. Wenn die Politik ihre Verantwortung nicht wahrnimmt, muss das höchste Gericht entscheiden, dafür leben wir in einem Rechtsstaat. Dass es dazu kommen muss, ist allerdings ein Armutszeugnis.“

Die Planbarkeit für die Rundfunkanstalten leide, die Kürzungen von Personal und Programm drohten umso drastischer auszufallen als ohnehin in der derzeitigen Reform vorgesehen, so Schmitz-Dethlefsen.

Ball liegt nun beim Bundesverfassungsgericht

Mit Blick auf den letzten Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zur Höhe des Rundfunkbeitrags im Sommer 2021 meint Schmitz-Dethlefsen: „Wegen der Untätigkeit der Medienpolitik wird der Ball in der Frage um eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags um mindestens 58 Cent zum Verfassungsgericht gespielt. Hier wird nun auch geklärt werden müssen, inwiefern das schuldhafte Verzögern der Anpassung durch die Bundesländer und auch unter Berücksichtigung der erhöhten Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst als Berechnungsgrundlage zu einem wiederum erhöhten Beitrag für die kommende Finanzierungsperiode führen muss. Für alle Mediennutzer*innen und für die Mitarbeitenden in den Rundfunkanstalten ist der Gang nach Karlsruhe eine gute Nachricht.“

 

Weitere aktuelle Beiträge

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte Musk vor der Übernahme erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »

Mit föderaler Förderung

In Niedersachsen gibt es erstmals eine Förderung von Qualitätsjournalismus aus Steuergeldern des Bundeslandes. In einer ersten Förderrunde hat die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) jüngst Gelder vergeben. 19 Medienunternehmen erhielten insgesamt rund 53.000 Euro, wie die NLM mitteilte. Damit werden nun Projekte zur Aus- und Fortbildung finanziell unterstützt. Doch wie sieht es in den anderen Ländern aus?
mehr »

Digitalabgabe könnte Schieflage ausgleichen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die vom Staatsminister Wolfram Weimer geäußerten Pläne für eine Digitalabgabe, die Big-Tech-Unternehmen mit digitalen Plattformdiensten in Deutschland zu entrichten hätten. Wie unter anderem der Spiegel berichtet, überlegt die Bundesregierung, eine Digitalabgabe einzuführen. Diese könnte Unternehmen wie Google und Meta dazu verpflichten, einen festen Prozentsatz ihrer Werbeeinnahmen abzuführen.
mehr »