Der Verlag Axel Springer SE verkündete auf seiner Bilanzpressekonferenz in Berlin, sich weiter auf Erfolgskurs zu „einem der international führenden digitalen Verlage“ zu befinden. Im Geschäftsjahr 2015 stieg der Umsatz um 8,5 Prozent auf knapp 3,295 Milliarden Euro, das Ebitda erhöhte sich um 10,2 Prozent auf 559 Millionen Euro. Für das Jahr 2016 kündigte Springer an, massiv in den Ausbau seiner digitalen Geschäftsmodelle investieren zu wollen, Stichwort „Business Insider“ und „Upday“. Zum Thema Scheinselbstständigkeit äußerte man sich hingegen nur verhalten.
Die digitalen Aktivitäten trugen im Berichtsjahr 62 Prozent zu den Gesamterlösen bei. „Knapp 50 Prozen“ der Erlöse seien dabei durch journalistische Angebote erzielt worden. Im laufenden Geschäftsjahr will der Konzern „weiter in die beschleunigte Expansion seiner digitalen Geschäftsmodelle investieren“, kündigte Vorstandschef Mathias Döpfner an. Im Mittelpunkt stehen dabei unter anderem das Wirtschafts- und Finanznachrichtenportal „Business Insider“ sowie die Content-Plattform „Upday“.
Zugleich will Springer seine Anstrengungen im Bereich digitaler Abos von journalistischen Bezahlangeboten verstärken. Für 2015 nannte Döpfner ein Plus von 26 Prozent bei den Digitalabos von BILD+ und „Welt“. Demnach hatte BILD+ zum Jahresende 310.000 zahlende Abonnenten. Die „Welt“ erreichte an die 74.000 Abonnenten. Eine Größenordnung, mit der der Verlag offenbar nicht zufrieden ist, denn er plant neuerdings die Umstellung von einem metered [nur begrenzte Anzahl an Beiträgen pro Monat kann kostenlos gelesen werden, d.Red.] auf ein Freemium-Modell [Redaktion legt fest, dass bestimmter Teil des Angebots kostenpflichtig ist, d.Red] im 3. Quartal 2016.
Die Abozahlen seien „ermutigend“, aber im Werbemarkt spielten inzwischen „andere Kennzahlen als die nackte Reichweite eine Rolle“, sagte der verantwortliche Zeitungsvorstand Jan Beyer. Ähnlich wie in der Printwelt komme es auch auf die Verweildauer an. Das Freemium-Modell sei „möglicherweise geeigneter, Loyalitäten aufzubauen“ und die Nutzung zu intensivieren. Beim Freemium-Modell ist das Basisangebot kostenfrei, während bei speziellen Angeboten eine Bezahlschranke errichtet wird.
Zum Thema Scheinselbständigkeit äußerte sich der Verlag nur verhalten. Finanzvorstand Julian Deutz rekapitulierte, man habe im Rahmen einer Compliance-Untersuchung festgestellt, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass in einzelnen Redaktionen von Springer freie Mitarbeiter in der Vergangenheit arbeitsrechtlich nicht richtig eingeordnet worden seien. „Wir sind hier in sehr guten Gesprächen mit den entsprechenden Behörden“, sagte Deutz. „Dabei hilft uns, dass wir uns hier proaktiv an die Behörden gewandt haben und das ist auf einem guten Wege.“ Der Verlag erwarte hier „keinerlei bilanzielle Belastungen für 2016“.
Zum geplanten Arbeitsplatzabbau bei WeltN24 bemerkte Beyer, der Verlag habe zuletzt „viel Geld investiert in zusätzliche Autoren, ein News-Team und ein Social-Media-Team“. Keine Nachrichten-Website sei im letzten Jahr so stark gewachsen wie Welt Digital, die ein Plus von 49 Prozent verzeichnet habe. Im Rahmen eines neuen Redaktionskonzepts habe Chefredakteur Stefan Aust entschieden, die Anzahl der Ressorts von 14 auf acht zu verringern sowie Print, Online und TV enger zu verzahnen. Dabei würden rund 50 Jobs wegfallen.
Der Axel Springer Verlag beschäftigte im Jahresdurchschnitt 2015 nach eigenen Angaben 15.023 Mitarbeiter_innen. Das entspricht einem Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.