Türkischer Journalist nach fünf Jahren frei

Der türkische Journalist und Schriftsteller Ahmet Altan kurz nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis mit seinem Sohn Kerem und seiner Tochter Sanem am 14. April 2021 in Istanbul Foto: Bulent Kilic/AFP

Der türkische Journalist Ahmet Altan ist am Mittwoch nach fast fünf Jahren aus der Haft entlassen worden. Die Entscheidung fällte ein Berufungsgericht, wie die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen auf Twitter mitteilte. Die Freilassung des 71-Jährigen erfolgte einen Tag, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die Türkei wegen der langen Untersuchungshaft für Altan und seinen Kollegen Murat Aksoy verurteilt hatte.

Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge hob das Berufungsgericht mit der Entscheidung zur Haftentlassung ein früheres Urteil gegen Altan auf. Dies sei unter anderem mit Verweis auf die bereits abgesessene Haftzeit begründet worden, hieß es. Zudem gebe es für die Altan zur Last gelegten Straftaten wie Terrorunterstützung keine Beweise.

Altan war kurz nach dem Putschversuch im September 2016 verhaftet worden, für den Ankara den in den USA lebenden Fetullah Gülen verantwortlich macht. Im Februar 2018 wurde er wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu lebenslanger Haft verurteilt, die Strafe wurde dann auf zehneinhalb Jahre reduziert.

Der EGMR befand, die Haft von Altan habe dessen Rechte auf Freiheit und Sicherheit sowie auf Meinungsfreiheit verletzt, ein „hinreichenden Verdacht“ für die Inhaftierung sei nicht begründet gewesen. Insbesondere konnten die Straßburger Richter nicht nachvollziehen, dass die von Altan vor dem Putschversuch geübte Kritik belegen könne, dass er davon im Vorhinein gewusst habe.

Amensty International appellierte unterdessen an die Europäische Union und die Bundesregierung, sie müssten sich weiter für die rund 70 in der Türkei inhaftierten Journalisten einsetzen. Auch der Ehrenvorsitzende der türkischen Amnesty-Sektion, Taner Kilic, wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Mit föderaler Förderung

In Niedersachsen gibt es erstmals eine Förderung von Qualitätsjournalismus aus Steuergeldern des Bundeslandes. In einer ersten Förderrunde hat die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) jüngst Gelder vergeben. 19 Medienunternehmen erhielten insgesamt rund 53.000 Euro, wie die NLM mitteilte. Damit werden nun Projekte zur Aus- und Fortbildung finanziell unterstützt. Doch wie sieht es in den anderen Ländern aus?
mehr »

Digitalabgabe könnte Schieflage ausgleichen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die vom Staatsminister Wolfram Weimer geäußerten Pläne für eine Digitalabgabe, die Big-Tech-Unternehmen mit digitalen Plattformdiensten in Deutschland zu entrichten hätten. Wie unter anderem der Spiegel berichtet, überlegt die Bundesregierung, eine Digitalabgabe einzuführen. Diese könnte Unternehmen wie Google und Meta dazu verpflichten, einen festen Prozentsatz ihrer Werbeeinnahmen abzuführen.
mehr »

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Safer reporting: Schutzkodex auf der re:publica

Das gesellschaftliche Klima ist eines der ganz großen Themen auf der diesjährigen Digitalmesse re:publica in Berlin. Auch Journalist*innen sind zunehmend Hass und Bedrohungen ausgesetzt – bei der Recherche, auf Demos oder in sozialen Medien. Das gefährdet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Pressefreiheit insgesamt.  Dagegen hilft der Schutzkodex.
mehr »