Hamburg: G+J beim Wort genommen

Gruner + Jahr am Baumwall in Hamburg. Archiv-Foto: Mathias Thurm

Gruner + Jahr führt das Neubauprojekt am Lohsepark in der Hafencity nicht fort. Es sei bereits drei Jahre hinter dem Zeitplan zurück und länger wolle man nicht warten, hieß es aus dem Unternehmen. Dennoch bekennt sich das Unternehmen zum Medienstandort Hamburg. Die Hansestadt mit ihren attraktiven Arbeits-, Wohn- und Lebensbedingungen bleibe auch in Zukunft die Heimat für den Verlag und seine Mitarbeiter*innen, versichert G+J. Gemeinsam mit der Stadt werde nun nach geeigneten zeitgemäßen Flächen gesucht. Für ver.di sind das “gute Nachrichten“.

„Mit dem Versprechen, dem Medienstandort Hamburg treu zu bleiben, gibt das Verlagshaus Gruner + Jahr GmbH den rund 2500 Beschäftigten Sicherheit in der beruflichen Zukunft und persönlichen Lebensplanung“, kommentiert ver.di-Gewerkschaftssekretärin Tina Fritsche die Ankündigung. Medienberichten zufolge hatte die G+J Geschäftsführung am 6. Mai Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Mediensenator Carsten Brosda über die Entwicklungen informiert.

„Auch in anderen Punkten klingen die Verlautbarungen im Haus vielversprechend. Wir nehmen die Geschäftsführung beim Wort“, so Fritsche am 10. Mai. In den vergangenen Wochen habe sich unter den Beschäftigten am Baumwall – dem derzeitigen Standort von G+J – Unsicherheit aufgrund angekündigter Umstrukturierungen verbreitet. „Nun ist von deutlichen Worten zu hören: Auch wenn die geplante Fusion mit RTL komme, werde sich der Wirkkreis der Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen nicht verändern.“ An den Versprechungen müsse sich G+J nun messen lassen: „Wenn Verlagsmutter Bertelsmann G+J mit RTL zusammenlegen will und gleichzeitig Wachstumsziele ausruft, muss auch klar sein: Medien werden von Menschen gemacht und wo ein Verlagshaus wachsen will, wird dies nur mit mehr Beschäftigten gehen und nicht mit weniger“, betont Fritsche.

Gruner + Jahr zählt zu den großen Medienunternehmen und den wichtigen Arbeitgebern der Hansestadt. Die Zahl der Beschäftigten des Verlages liegt in Hamburg seit vielen Jahren konstant um 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den zurückliegenden Jahren entwickelte G+J neue Magazine wie „Barbara“ oder „Stern crime“, gründete mit „Territory“ die führende Content-Communication-Agentur und schuf mit der Applike Group ein global tätiges App-Tech-Unternehmen mit Sitz in Hamburg.


Mehr lesen zu den Plänen von Gruner + Jahr in M Print 1/2021

Das Imperium bröckelt

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »