Rudolf Stumberger

Der Abschied vom Pressebüro

In den 80er und 90er Jahren schlossen sich freie Journalist*innen in Bürogemeinschaften zusammen, um im Kollektiv zu arbeiten. Dahinter stand die Idee eines anderen, herrschaftsfreieren Arbeitens. Die politische Ausrichtung, die Verteilung der Honorare und Aufträge oder Vereinbarungen über den Putzplan wurden individuell ausgehandelt. Das Münchner Pressebüro war ein solches Kollektiv. Im vergangenen Jahr musste es nach rund 40 Jahren seine Räume verlassen und hat sich aufgelöst.
mehr »

Mit Förderung überleben

Während in Deutschland das traditionelle Finanzierungskonzept der Presse über Anzeigen und Abos angesichts der Digitalisierung mehr denn je auf dem Prüfstand steht, unterstützt man im benachbarten Luxemburg die heimischen Zeitungen schon lange mit staatlichen Hilfen. Derzeit wird das Fördergesetz an das digitale Zeitalter angepasst.
mehr »

Radio München wegen Kritik gemaßregelt

In Ungarn kann derzeit die „Verbreitung falscher oder verzerrter Behauptungen über die Tätigkeit der Regierung“ mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Davon kann in Bayern keine Rede sein, aber eine gewisse Bereitschaft, die Berichterstattung über dissidente Meinungen zu maßregeln, findet sich auch hier. So hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) den Lokalsender Radio München gerügt, die „journalistische Sorgfaltspflicht“ vernachlässigt zu haben. Stein des Anstoßes ist ein Interview mit dem umstrittenen Corona-Kritiker Wolfgang Wodarg.
mehr »

Neue Pressefreiheit in Äthiopien

Die Situation der Presse und allgemein der Menschenrechte in Äthiopien hat sich seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed im April 2018 deutlich verbessert. Journalist*innen und andere Oppositionelle wurden freigelassen und die Blockade von Webseiten aufgehoben. So lautet das aktuelle Fazit der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Gleichzeitig warnen bekannte Journalisten wie der jahrelang inhaftierte Eskinder Nega vor einer ethnozentrischen Entwicklung und nicht-staatlichen Repressalien.
mehr »

Die Erfahrung mit der (fernen) Armut

Die junge Amerikanerin vom „Peace Corps“ lächelt mich am Eingang zum Hotel Ghion in Addis Abeba mit einem Pfirsichblütenlächeln an und sagt sinngemäß: „Ist das Land nicht schön?“ Fragt man nach, warum, sagt ihr hagerer junger Begleiter, ebenfalls vom „Peace Corps“: „Wegen der Leute, der Landschaft, der Kultur!“
mehr »

Rasende Selbstoptimierung

Die bei dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ aufgedeckten Fälschungen von Artikeln durch den Star-Reporter Claas Relotius haben den ohnehin angeschlagenen Ruf der Medienbranche weiter untergraben. Doch statt auf individuelles Fehlverhalten zu fokussieren, sollten auch die derzeitigen Rahmenbedingungen von Berichterstattung ins Blickfeld genommen werden.
mehr »

Glanz- und andere Zeiten

An der Pennsylvania Avenue 555 in Washington DC, der Hauptstadt der USA, kann man täglich über die Twitter-Botschaften, Verordnungen oder militärischen Aktionen des Präsidenten Donald Trump lesen. Dort ist das „Newseum” untergebracht, das wohl größte Journalismus-Museum der Welt und täglich werden an der Fassade des Gebäudes die Titelseiten internationaler Tageszeitungen ausgestellt.
mehr »

Graswurzelradios und Facebook

Rund vierzig Jahre nach dem Sieg der kommunistischen Khmer Rouge, dem darauf folgenden Einmarsch vietnamesischer Truppen und dem von den Vereinten Nationen 1991 angestoßenen Friedensprozess befindet sich Kambodscha auf dem schwierigen Weg der Demokratisierung. Die Pressefreiheit ist dabei zwar garantiert, aber eine zerbrechliche Angelegenheit, so das Fazit einer Studie der ortsansässigen Konrad-Adenauer-Stiftung. Sie ist nur eine von mehreren deutschen Institutionen, die sich in Kambodscha um die Journalistenausbildung und Medien kümmern.
mehr »

Historische Ausweise

In meinem Büro gibt es eine kleine Ecke mit Erinnerungsstücken an journalistische Reisen und Einsätze. Darunter ist zum Beispiel in einem Gläschen ein Ölklumpen von der Ölpest im Golf von Mexiko 2012 oder eine blaue Sonnenbrille – ein Werbemittel der „Gewerkschaft der Studierenden mit Arbeiterhintergrund“ aus Madison / Wisconsin. Seit April 2013 sind zwei neue Kuriositäten zu dieser Sammlung hinzugekommen: Meine beiden offiziellen, dann hinfällig gewordenen Akkreditierungsausweise für den NSU-Prozess in München, der ursprünglich am 17. April beginnen sollte.
mehr »

Eintausend alternative Medien?

Gut 40 Jahre ist es her, als in München mit dem Blatt die Mutter aller Stadtzeitungen und der Prototyp der alternativen Presse erschien. Derzeit erinnert in der Landeshauptstadt eine Ausstellung über die 1970er Jahre an diese Publikation. Und es ist ein gutes Jahr her, dass eine neue Auflage des „Handbuch Alternativmedien“ erschien, herausgegeben von Bernd Hüttner, Christiane Leidinger und Gottfried Oy. Ein verdienstvolles und zugleich gewagtes Unternehmen: Rund 1000 „alternative“ Medien listet das Buch auf, davon 472 Printmedien in Deutschland, 89 in Österreich und 104 in der Schweiz, hinzu kommen 220 unabhängige Verlage, Archive und Freie Radios. Damit liegt eine…
mehr »