Ende Gelände für nd-Reporter Hillebrand

Foto: Fotolia

Über einen erneuten Fall von Einschränkung der Pressefreiheit durch die Polizei berichtet neues deutschland (nd). Deren Redakteur Fabian Hillebrand war am Samstagnachmittag während der Proteste des „Ende Gelände“-Bündnisses gegen Kohleabbau im Rheinischen Revier massiv an seiner Arbeit gehindert und für längere Zeit festgesetzt worden. Die Vorsitzende der dju in ver.di Tina Groll fordert gezielte Schulungen für die Polizei.

„Leider wurde die Berichterstattung unserer Zeitung in einem Fall durch eine Polizeimaßnahme behindert. Bei dieser handelte es sich aus unserer Sicht um einen Eingriff in die Pressefreiheit – womöglich war sie sogar rechtswidrig. Unsere Aufarbeitung des Vorfalls dauert an“, schreibt nd-Redakteur Sebastian Bähr zu den Geschehnissen vom Wochenende. So soll Reporter Fabian Hillebrand, obwohl er sich als Journalist ausweisen konnte und trotz der Intervention zweier parlamentarischer Beobachterinnen von den Grünen knapp zwei Stunden lang von der Polizei festgesetzt und am Ende gar mit einem Gefangenentransporter vom Gelände des Tagesbaus Garzweiler geschafft worden sein.

Gegenüber nd bewertet eine Anwältin des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) das Vorgehen der Polizei nach vorläufiger Einschätzung als rechtswidrig. „Ein Freiheitsentzug ist nur gerechtfertigt, wenn konkrete Tatsachen dafür sprechen, dass von einer Person eine Gefahr ausgeht. Wenn ein Journalist seinen Job macht, geht von ihm keine Gefahr aus.“ Die Polizei habe die Sonderrechte der Presse zu achten und müsse laut NRW-Polizeigesetz einen in Gewahrsam Genommenen über die Rechtsgrundlage der Maßnahme informieren, so die Anwältin weiter.

Für die dju-Vorsitzende Tina Groll wäre der Fall „ein großer Skandal“, sollte er sich wie beschrieben zugetragen haben. „Wir beobachten mit Sorge, dass Polizisten immer wieder die Arbeit von Journalisten behindern oder die Rechtsgrundlagen der Pressefreiheit nicht ausreichend kennen“, wird sie im nd zitiert. Zudem registriere die dju in ver.di eine Zunahme von Polizeigewalt gegen Journalisten. „In den vergangenen Jahren ist auch hier das politische Klima verroht“, sagt Groll und fordert gezielte Schulungen der Polizei.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »