Strategie des geschützten Gartens

Springer geht über Instant Articles bei Facebook direkt zu den Lesern

Seit letztem Jahr haben Verlage die Möglichkeit, im Rahmen von „Instant Articles“ journalistische Inhalte auf die Pinnwände von Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern einlaufen zu lassen. Mit dabei ist auch der Axel Springer Verlag mit Angeboten von welt.de und bild.de. Im Gespräch erklärt Manuel Adolphsen, Pressesprecher bei der Axel Springer SE, was sich das Unternehmen davon erhofft.

Manuel Adolphsen, Pressesprecher bei der Axel Springer SE Foto: Christoph Schöning

M | Facebook verfolgt die Strategie des „geschützten Gartens“: Nutzer sollen auf der Plattform alles vorfinden, ohne sie verlassen zu müssen, auch Medienangebote via „Instant Articles“. Nutzer müssen damit gar nicht mehr auf welt.de oder bild.de. Worin besteht da noch der Mehrwert für Sie?

Manuel Adolphsen | Wir wollen unsere Nutzer dort erreichen, wo sie sich aufhalten. Das schließt selbstverständlich auch Facebook mit ein. Noch bevor wir bei „Instant Articles“ gestartet sind, haben wir uns mit Facebook auf Grundsätze für unsere Zusammenarbeit verständigt – zum Beispiel die Wahrung journalistischer Unabhängigkeit, die Möglichkeit einer Werbevermarktung unserer Inhalte durch unseren Vermarkter Media Impact und die Einhaltung der geltenden Datenschutzbestimmungen. Auf dieser Basis testen wir jetzt, wie wir die Inhalte unserer Marken via „Instant Articles“ am besten verbreiten können. Letztlich ist Facebook für uns eine Vertriebsplattform – vergleichbar mit dem Großhändler in der Printwelt.

Was tun Sie konkret, um einen Teil vom Werbekuchen abzubekommen? Kann man mit Facebook auf Augenhöhe verhandeln?

Wir messen unsere Geschäftspartner an ihrem Verhalten und arbeiten mit ihnen zusammen, wenn die Konditionen stimmen. Im Falle von Facebook ist das so. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine weitergehenden Details zu vertraglichen Regelungen offenlegen können. Insgesamt gibt es für uns aber derzeit keinen Grund, nicht bei „Instant Articles“ vertreten zu sein. Im Gegenteil: Wir experimentieren kontinuierlich mit neuen journalistischen Formaten und Ausspielwegen. Und dazu gehört auch „Instant Articles“.

Facebook steht vor allem in der Kritik, weil es mit Nutzerdaten Geld verdient. Kann das ein geeigneter Geschäftspartner sein?

Bei der Verwendung von Nutzerdaten ist die Wahrung der geltenden Datenschutzbestimmungen unabdingbar. Alles andere ist für uns auch gar nicht erstrebenswert. Denn Datenschutz wird für Unternehmen zunehmend zum Wettbewerbsvorteil: Nur wer verantwortungsbewusst mit den ihm anvertrauten Daten umgeht, wird langfristig Vertrauen aufbauen und von einer nachhaltigen Kundenbeziehung profitieren.

Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, heißt es. Welche Bedeutung haben Nutzerdaten für die zukünftige Finanzierung journalistischer Angebote?

Die Bedeutung von Daten für die Entwicklung und Ausgestaltung hochwertiger journalistischer Produkte wächst in der Tat. Früher verband Papier die unterschiedlichen Inhalte einer Zeitung, heute sind es Daten. Sie sind das verbindende Element zwischen Vermarktungs-, Rubriken- und Bezahlangeboten. Deshalb beschäftigen wir uns als Verlag auch intensiv mit der Frage, wie wir unter Einhaltung des Datenschutzrechts unsere Geschäftsmodelle auch mit Hilfe von Daten noch weiter optimieren und interessante Angebote auf den Markt bringen können.

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