Editorial: Fragen nach der Zukunft

Die einen setzen auf ein „großes Zukunftspotenzial regionaler und lokaler Medien“ und nennen ihren Plan „Madsack 2018“. Die anderen – DuMont Schauberg – haben ein „Neuausrichtungsprogramm“ aufgelegt. Die Funke Mediengruppe versichert bei täglichen neuen Kauf- und Verkaufsnachrichten ihren Glauben an Print als „Träger lokaler Informationen“ und der Zeitungsverlegerverband bastelt an einem „Tarifwerk Zukunft“ während der laufenden Tarifrunde für Redakteurinnen und Redakteure. Aber wie sieht sie aus, diese Zukunft?

Schaut man hinter diese wohlklingenden Bekundungen, scheint ihnen allen gemeinsam, dass Printmedien künftig mit weniger Vielfalt an Ausgaben, Themen und Meinungen, vor allem aber mit weniger und mit schlechter bezahlten Medienbeschäftigten auskommen wollen. Diese sollen dann Print und Online mit hochqualitativem Journalismus füllen und das Verlagsgeschäft „effizient“ gestalten. Bei Madsack werden 18 Tageszeitungen einen Mantel haben, der in einer Zentralredaktion produziert wird. DuMont Schauberg lagert in Berlin und Köln Verlagsbereiche in tariffreie Zonen aus und kündigt den Haustarifvertrag der Berliner Zeitung. Und in den Tarifverhandlungen ging es bisher nur um Abstriche an Bisherigem, ein konkretes Angebot für mehr Gehalt und Honorar kam auch in der vierten Runde nicht auf den Tisch. Ein „Regionalisierungskonzept“ der Verleger wirft Umsetzungsfragen auf und lässt vor allem viele Beschäftigte über Jahre mit Gehaltserhöhungen außen vor. Geht es hier noch um guten Journalismus?

Die dju in ver.di hält daran fest, dass es ihn auch künftig geben muss und geben wird. Deshalb will sie auf ihrem 27. Journalistentag am 30. November den Blick von dem täglichen Sparszenarium der Verleger abwenden und gute Ideen für modernen Journalismus diskutieren. Gedeihen kann dieser jedoch auch in Deutschland nur in einem Klima von bedingungsloser Pressefreiheit. Überwachung und das Ausspionieren von Journalisten wirken dem entgegen. Deshalb war es M wichtig, das zweifelhafte und bereits von Richtern als gesetzwidrig eingestufte Vorgehen deutscher Geheimdienste gegen Kolleginnen und Kollegen unter die Lupe zu nehmen. (Titel)

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Schwierige Neuanfänge für Exiljournalisten

Für Journalist*innen im Exil ist es schwer, in ihrem Beruf zu arbeiten. Gerade wenn sie aus Ländern kommen, die wenig im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. „Ich gehöre zu den Privilegierten“, sagt Omid Rezaee im Gespräch mit M. Der heute 34-jährige ist 2012 aus dem Iran geflohen, weil er dort wegen seiner Berichterstattung verfolgt wurde.Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, floh er zuerst in den Irak und dann nach Deutschland. Hier lebt er seit neun Jahren und arbeitet als Journalist.
mehr »

Spaniens Justiz kämpft gegen Hetze im Netz

Spanischen Staatsanwälte verstärken ihre Ermittlungen zu Hassverbrechen in sozialen Medien. Denn Rechtsextreme und Rechtspopulisten hetzen zunehmend im Internet. Sie machen Stimmung gegen Zuwanderung, Pressevertreter*innen und einzelne Politiker*innen. Auch das Strafrecht soll daher verschärft werden. Doch das könnte gerade für Medienschaffende zum Problem werden.
mehr »