Editorial: Kein Stillstand trotz Corona

Das Jahr 2020 geht zu Ende. Als Schaltjahr gönnt es uns einen Tag mehr. Aber was ist ein Tag mehr in einem Jahr, in dem die Zeit überschattet von Corona abläuft? Pläne zerplatzten, Durchhalten oder auch Neuorientierung waren angesagt. Dennoch, getreu der Devise „Carpe Diem“ wurde mit Kreativität und Engagement von den Menschen in der Medien- und Kulturbranche so einiges gestemmt. ver.di setzte sich für Kurzarbeitergeld, Soforthilfen und Unterstützungsgelder ein. Der zu erfüllende Beratungsbedarf der Mitglieder war enorm. Herausfordernd auch die Tarifverhandlungen, beispielsweise im Öffentlichen Dienst mit Bravour gemeistert. Oder die Vereinbarung zwischen ver.di, dem Schauspielverband BFFS und Netflix, durch die Urheber*innen von deutschen Netflix-Serien in Zukunft an deren weltweiten kommerziellen Erfolgen beteiligt werden – ein Novum.

Fotograf*innen gehören zu jenen, die die Wucht der Pandemie mit der Absage von Veranstaltungen jeglicher Art zu spüren bekamen. Aber sie haben auch jenseits von Ausnahmezuständen mehr Aufmerksamkeit verdient, als das bisher der Fall war. Deshalb fokussierte sich M 2020 auf diesen Beruf, der zumeist von Selbstständigen ausgeübt wird. Neben der „Bildkritik“ (S. 4) in jedem gedruckten Magazin gab es
in M online eine Reihe Interviews zur Arbeit mit Fotos in den Medien. Die vorliegende aktuelle Ausgabe legt ihren Schwerpunkt auf die Verschränkung von Fotojournalismus und digitalem Publizieren, auf die digitale Netzwerkkommunikation und die Bildwirtschaft sowie auf aktuelle politische Debatten über das journalistische Bild (S. 6 – 21).

Und wenn die Erde sich erneut auf den Weg um die Sonne begibt, sollten wir zuversichtlich sein, auch wenn uns Corona noch eine ganze Weile in Schach halten wird. Das ersehnte Miteinander bei Treffen vor Ort wird noch warten müssen, aber der Journalismustag findet statt: am 23. Januar – virtuell, versteht sich (S. 32). Das Thema Fotografie wird M im Blick behalten – ebenso wie das Schaffen Zehntausender Selbstständiger in den Medien und beim Film. Zum Positiven dieses Jahres zählt dabei das unter anderem von ver.di geführte Haus der Selbstständigen in Leipzig. Es ging Anfang September an den Start, plant ein breites „Vernetzungs-, Stärkungs- und Bildungsangebot“ (S. 26 – 27).

M wünscht allen Leser*innen trotz allem eine ruhige Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr – vor allem: Gesund bleiben!

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »