Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di trauert um ihren langjährigen ehemaligen Vorsitzenden Eckart Spoo, der wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag in der Nacht zum 15.12.16 in Berlin nach schwerer Krankheit verstorben ist. „Wie kaum ein anderer hat Eckart Spoo das Selbstverständnis und den Anspruch unserer gewerkschaftlichen journalistischen Organisation geprägt“, würdigte dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß sein Wirken.„Ich bin Journalist geworden, weil ich dachte, man muss aufklären, man muss dazu beitragen, dass die Menschen die Wahrheit erfahren.“ Das war ihm Auftrag und Ansporn. In einer Zeit vielfacher gesellschaftlicher Umbrüche und Herausforderungen – von 1970 bis 1986 – hat er für die gewerkschaftlich organisierten Journalisten – damals in der IG Druck und Papier und auf dem Weg zur IG Medien – die Aufgabe und die Verantwortung übernommen, ihnen Stimme, Aufmerksamkeit und Gewicht – innergewerkschaftlich ebenso wie in der Öffentlichkeit – zu verschaffen. Er gehörte zu einer neuen Generation von Journalistinnen und Journalisten, die neue Vorstellungen von der eigenen beruflichen Rolle und der Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisation entwickelten – und vertrat dies engagiert und vehement nach innen und außen.
Er selbst hat diese Aufgabe 2001 zum 50jährigen Bestehen der dju so beschrieben:
„In den Medien entscheidet sich täglich, ob sich Demokratie entwickelt oder ob das Volk, das doch herrschen soll, belogen, abgelenkt, verblödet, eingeschüchtert und verhöhnt wird. Eine gewerkschaftliche Organisation, die für uns Journalistinnen und Journalisten gut wäre, stelle ich mir so vor, dass sie möglichst viele von uns möglichst regelmäßig zum Gespräch über unsere beruflichen Erfahrungen und Interessen vereint. So würde sie uns (d.h. wüssten wir voneinander) befähigen, unsere Lage zu erkennen und selbstbewusst solidarisch zu handeln. So, als eine demokratische Organisation, die sich niemals vor einen nationalen oder parteipolitischen oder Unternehmer-Karren spannen lässt, könnte sie die Arbeitsbedingungen erkämpfen, die wir brauchen, um unsere öffentliche Aufgabe zu erfüllen.“
So war seine Zeit als ehrenamtlicher Vorsitzender der dju unter anderem auch geprägt von harten tarifpolitischen Auseinandersetzungen um Arbeitszeit und Arbeitsplatzsicherheit sowie die Neugestaltung journalistischer redaktioneller Tätigkeit angesichts neuer Technik wie Bildschirmarbeit und Ganzseitenumbruch in den Redaktionen. In diese Zeit fielen aber auch die Auseinandersetzungen um die Neuausrichtung des Presserats – für den er unter anderem die Aufnahme der Ächtung jeglicher journalistischer Kriegspropaganda in den Pressekodex forderte. Nicht zuletzt bestimmte sein unermüdlicher Einsatz für Pressefreiheit – der äußeren gegen Medienmonopole und Pressekonzentration ebenso wie der inneren Pressefreiheit, um Redaktionsstatute , redaktionelle Unabhängigkeit und Mitbestimmung – Politik und Ausrichtung der dju.
Aus der engagierten beruflichen und berufsethischen Bildungsarbeit der dju in diesen Jahren entstand so z.B. die Reihe „Medienbuch“ mit Titeln wie „Anspruch auf Wahrheit“, „Feindbilder – Wie man Kriege vorbereitet“, „Unheimlich zu Diensten – Medienmissbrauch durch Geheimdienste“.
Sein gewerkschaftliches wie sein publizistisches Engagement führte auch zu Konflikten mit Verlag und Herausgeber der „Frankfurter Rundschau“ , bei der er 1962 als Lokalreporter begonnen hatte, bis zur Kündigung 1971 kurz nach seiner Wahl zum ehrenamtlichen dju-Bundesvorsitzenden Ende 1970. Dagegen wehrte er sich mithilfe seiner Gewerkschaft erfolgreich vor Gericht und blieb – zuletzt als Korrespondent in München und dann Hannover – bis 1997. Danach bestimmte weiter sein gesellschaftliches wie publizistisches Engagement sein Leben und seine vielfältige Tätigkeit – sei es als Mitbegründer und Herausgeber des jährlichen „Grundrechte-Reports“ als alternativem Verfassungsschutzbericht oder der Zeitschrift „Ossietzky“, einige Jahre auch noch als Kolumnist der dju-Zeitschrift M Menschen Machen Medien mit aktuellen berufsethischen Reflexionen.
Er war uns Vorbild und Mahner, Ansporn, Mitstreiter und Mutmacher. Seine Stimme wird uns fehlen.
Bilanz Eckart Spoos nach dem Ende seiner Tätigkeit für die Frankfurter Rundschau 1997