SWR lehnt Vergleich mit Regisseur ab

Bild: 123rf

Vor dem Arbeitsgericht Stuttgart fand gestern der Gütetermin im Kündigungsschutzverfahren des Regisseurs Joachim Lang gegen den SWR statt. Der Sender hatte ihm am 11. Juli betriebsbedingt gekündigt. Begründet wurde die Änderungskündigung mit dem Sparkurs des Senders, der „angeblich“ keine weiteren Spielfilme vorsieht. Dies, obwohl der SWR laut Staatsvertrag verpflichtet ist, Spielfilme herzustellen. Zum gestrigen Termin vor dem Gericht hat der Sender keine Kompromisse angeboten. Damit kommt es nun zum Kammertermin mit einem Urteil.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Aufgrund eines betrieblichen Sparkurses wird einem hochangesehenen Regisseur seine Aufgabe gekündigt, obwohl gleichzeitig extern etliche Filmprojekte vergeben werden. Das zeigt: Es geht dem Sender nicht ums Geld. Leidtragende dieser sturen, harten und inhaltlich nicht nachvollziehbaren Haltung des SWR sind nicht nur Joachim Lang und seine Redaktionsleiterin Sandra Dujmovic. Denn als Folge der Kündigung wird auch der geplante und ausgeschriebene Spielfilm über Theresienstadt gestrichen. Damit wird die Kündigung zu einem Politikum, denn nach Führer und Verführer, dem Täterfilm, sollten mit diesem Werk die Opfer in den Mittelpunkt gerückt werden. Der Auftrag des SWR, gerade in diesen Zeiten, wäre es, unsere Demokratie gegen alle Gestrigen zu verteidigen.“

Die Senderspitze um Intendant Gniffke solle endlich verstehen: Der SWR ist die Summe der Arbeit aller seiner Beschäftigten. Ohne deren täglichen professionellen und hochmotivierten Einsatz sei er nichts. Der Sender solle mit ihnen arbeiten und nicht gegen sie, fordert Gross. Das gelte auf individueller Ebene in diesem Fall und auf kollektiver Ebene bei den seit Monaten blockierten Tarifverhandlungen und inzwischen sogar der Ablehnung einer Schlichtung.

Joachim Lang arbeitet seit Jahrzehnten für den SWR und hat in dieser Zeit zahlreiche bedeutende Beiträge für das Renommee des Senders erstellt und ist damit ein Aushängeschild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der ganzen Republik. Zu seinem Werk gehören unter anderem „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ und „Führer und Verführer“, sowie der seit einer Woche in den Kinos laufende Film „John Cranko“.

Sidar Carman, Geschäftsführerin des ver.di Bezirks Stuttgart, der den ver.di Mitgliedern Lang und Dujmovic Rechtsschutz gewährt: „Der SWR hat in den Verfahren gegen Joachim Lang und Sandra Dujmovic seine Schutz- und Sorgfaltspflicht als Arbeitgeber verletzt. Laut LAG und BAG ist Dujmovic unbefristet als Redaktionsleiterin für Spielfilmsonderprojekte zu beschäftigen. Es hat den Anschein, dass den Sparmaßnahmen nun ausgerechnet die Spielfilme von Lang und Dujmovic zum Opfer fallen, obwohl diese einen hohen Beitrag zum Renommee des Senders leisten. Das ist rechtlich nach unserer Auffassung nicht in Ordnung und nach der Vorgeschichte um die Missbrauchsvorfälle und deren Entschädigung menschlich enttäuschend.“

 

Weitere aktuelle Beiträge

Quellenschutz in Gefahr 

Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) verurteilt die Wochenzeitung  Kontext, weil sie den Namen des Mitarbeiters von AfD-Abgeordneten genannt hat, der sich in Chats rassistisch geäußert hatte, und ihre Quellen nicht preisgeben wollte. Das Frankfurter Urteil widerspreche guter journalistischer Praxis, kritisierte der verdi-Vorsitzende Frank Werneke.
mehr »

Freund oder Feind der Demokratie?

Soziale Medien ermöglichen Aktivismus – und gleichzeitig sehen in einer NDR-Umfrage vom Februar knapp zwei Drittel darin eine Gefahr für die Demokratie. Zur diesjährigen Leipziger Buchmesse diskutierte eine Gesprächsrunde des Schriftsteller*innen-Verbandes in ver.di (VS) unter dem Motto „Demokratiefeind Social Media?“, ob und wie Social Media reguliert werden könnte.
mehr »

dju fordert Presseauskunftsrecht

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert, in den laufenden Koalitionsverhandlungen endlich das längst überfällige Bundespresseauskunftsgesetz zu beschließen. Danach sieht es gegenwärtig allerdings nicht aus. Bestehende konstruktive parlamentarische Vorlagen zu einem entsprechenden Gesetzentwurf habe die CDU/CSU in der Vergangenheit blockiert, moniert dju-Co-Vorsitzender Peter Freitag. Wie schon die letzte Große Koalition unter Angela Merkel setzte aber auch die soeben abgetretene Ampel-Regierung ein entsprechendes Vorhaben nicht um.
mehr »

Dienstleister bestreikt den MDR

Der gestrige Streik der MCS TEAM GmbH zeigte deutliche Auswirkungen auf das Fernsehprogrammprogramm des MDR. Live-Schalten fielen aus und nicht alle Beiträge in der Sendung „Sachsen-Anhalt Heute“ konnten ausgestrahlt werden. Hintergrund des Streiks waren die bislang unzureichenden Angebote der Geschäftsführung. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent, mindestens aber um 200 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
mehr »