„Das Internet stellt erstmals die wichtigste Nachrichtenquelle der erwachsenen Online-Bevölkerung in Deutschland dar“. So der aktuelle Reuters Institute Digital News Report 2024. Er liefert interessante Befunde für die journalistische Arbeit – etwa zu Nachrichtenvermeidung, Medienvertrauen und Erwartungen an Nachrichtengestaltung in Zeiten zunehmender Internetnutzung.
Mittlerweile verwenden 67 Prozent der erwachsenen Internetnutzer*innen in Deutschland mindestens einmal pro Woche digitale Nachrichtenangebote – die meisten Websites oder Apps von traditionellen TV-, Radio- und Print-Häusern, aber der Anteil der User „sozialer Medien“ steigt. Mittlerweile sind sie für 15 Prozent der Rezipierenden die wichtigste Nachrichtenquelle, in der Altergruppe der 18- bis 24-Jährigen sogar für 35 Prozent. Die Hälfte von ihnen hat sogar keine andere Bezugsquelle für News.
Während die Nutzung von Facebook und Co steigt, punkten traditionelle Nachrichtenanbieter immer noch beim Medienvertrauen, das sich auf dem niedrigen Niveau von 43 Prozent stabilisiert. Dabei liegen die beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit Tagesschau und Heute vorn. Nachrichten in sozialen Medien begegnen die Befragten dagegen „tendenziell mit Skepsis“. Interessant ist, dass 41 Prozent der – zumeist jüngeren – Nutzer*innen von TikTok angeben, dass sie Schwierigkeiten haben, dort zwischen Falschmeldungen und Fakten zu unterscheiden.
Transparenz zahlt sich aus
In diesem Jahr wurde auch nach den Gründen gefragt, warum Menschen Nachrichtenangeboten vertrauen und warum nicht. Am wichtigsten ist danach in allen Altersgruppen, ob Medien transparent machen, wie ihre Nachrichten entstehen. Die Älteren legen außerdem großen Wert darauf, dass „hohe journalistische Standards“ eingehalten werden, während bei den Jüngeren an zweiter Stelle eine „faire Repräsentation von Menschen wie mich“ steht. Die Befragten erwarten von den Nachrichtenmedien, dass sie aus verschiedenen Perspektiven über aktuelle Ereignisse und Themen informiert werden. Doch gerade eine Perspektivenvielfalt vermisst mehr als die Hälfte. Von den 42 Prozent der Befragten, die sich auch eine optimistischere Sicht auf die Welt wünschen, meinen Dreiviertel, dass Nachrichtenmedien dies nicht leisten.
Nachrichtenvermeidung aus Überforderung
Die in den vergangenen Jahren konstatierte Nachrichtenvermeidung wurde zumeist mit den vielen negativen News über Krisen und Kriege erklärt. Interessant ist da, dass die Rezipierenden allein von der „Menge verfügbarer Nachrichten“ erschöpft sind und deshalb abschalten. In diesem Jahr fühlten sich 41 Prozent der Befragten angesichts der Informationsflut erschöpft, in der jüngsten Altersgruppe sogar die Hälfte. Da scheint die Einordnungsfunktion des Journalismus immer wichtiger zu werden.