Julian Assange ist zum Sinnbild eines weltumspannenden juristischen Tauziehens um die Freiheit des Journalismus, um Regierungskorruption und ungesühnte Kriegsverbrechen geworden. Der über zwei Jahre in Großbritannien, Europa und den USA gedrehte Dokumentarfilm „Ithaka“, folgt dem 76-jährigen pensionierten Bauunternehmer John Shipton, bei seinem unermüdlichen Kampf zur Rettung seines Sohnes Julian Assange.
Stella Assange, Anwältin und Frau des inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange reist derzeit durch Deutschland, um die Dokumentation „Ithaka“ zu zeigen. Dieser Film zeigt über einen Zeitraum von zwei Jahren John Shipton, wie er sich für die Freilassung seines Sohnes engagiert. Im Rahmen ihrer Tour war Stella Assange auch in Münster, wo die regionale ver.di-Fachgruppe „Journalismus, Medien und Film“ Teil der Veranstaltergemeinschaft war.
In der Diskussion nach der Filmvorführung wies Stella Assange darauf hin, dass es trotz der zahlreichen juristischen Facetten des Falles, ein politischer Fall sei. Deshalb könne er letztlich auch nur politisch entschieden werden. Idealerweise würde das bedeuten, „das alles ganz schnell vorbei ist“ und der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Südosten von London verlassen könne. Seit dreieinhalb Jahren sitzt Julian Assange hier ein.
Die Anwältin begrüßte ausdrücklich eine Initiative der fünf Medien „New York Times“, „Guardian“, „Le Monde“, „Spiegel“ und „El País“, die vor ziemlich genau zwölf Jahren in Zusammenarbeit mit Wikileaks Enthüllungsgeschichten veröffentlicht haben, die weltweit Schlagzeilen machten. „An meinem Mann soll ein Exempel statuiert werden, er soll keine Nachahmer finden“, sagt Stella Assange. Wörtlich heißt es in dem Offenen Brief: „Die Anklage gegen Assange ist ein gefährlicher Präzedenzfall und ein Angriff auf die Pressefreiheit.“
In dem Dokumentarfilm „Ithaka“ stehen die eher persönlich-familiären Aspekte im Vordergrund. Die Zuschauer*innen erleben, wie Stella ihnen ein Fenster in das Privatleben mit Julian öffnet. Der Film zeigt Bilder der Überwachungskameras der CIA, die in der Wohnung von Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London angebracht waren. Sie zeigen ihre Versuche, mit dem Handy und Videos eine Beziehung zwischen den Kindern und ihrem isolierten Vater aufzubauen.
Der Held wider Willen des Films heißt John Shipton. Der einstige Bauunternehmer ist ein kluger Kopf der Aristoteles und die griechische Mythologie mag. Das Motiv für den 76jährigen, der in Melbourne lebt und der mit Anfang 70 noch einmal Vater geworden ist, ist klar: „Julian sitzt in der Scheiße und ich will ihn da rausholen.“
John Shipton mag die Medien eigentlich nicht. Aber wenn er mit Interviews seinem Sohn helfen kann, tut er das. „Julian kann nicht mehr für sich selbst sprechen, deswegen muss ich für ihn und seine Familie und seine Freunde sprechen.“ Wie zum Beispiel beim Anhörungsverfahren, wo es um die von der US-Regierung beantragte Ausweisung von Julian an die USA ging, als eine Entscheidung verkündet wurde. Die ging im Januar 2021* zwar zugunsten Julians aus. Die Begründung der Richterin: Assange leide an mittleren bis schweren Depressionen, er gilt als suizidgefährdet. Das macht John, in seiner Wohnküche in Melbourne sitzend zornig und wütend: „Es ist schon furchtbar und es wird noch furchtbarer werden. Julian ist jetzt schon 49.“ Stella Assange ist verwundert, wie sehr sich die Erzählweise von ihrem Schwiegervater und ihrem Mann ähneln. Ruhig, reflektierend, nicht auf billige Effekte abzielend.
Assange wird in dem Film von dem Journalisten Niels Ladefoge begleitet. Er war als Kameramann auch zwei Jahre lang mit John Shipton unterwegs. Der dritte im Bunde ist Craig Murray, ein Schotte mit Humor, Journalist und Ex-Diplomat im Dienste des Vereinigten Königreichs. Murray gilt mit seiner umfangreichen Berichterstattung über die Gerichtsverfahren gegen Assanges als einer der wichtigsten Unterstützer des Wikileaks-Gründers.
Über die Webpräsenz, etwa bei YouTube, kann man erfahren, wo und wann der Film zu sehen ist.
*Korrektur 08.12.2022 siehe Kommentar