ROG: Fall Ján Kuciak schnell aufklären!

Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert eine schnelle Aufklärung des Verbrechens an dem slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak. Der 27-Jährige und seine Lebensgefährtin waren am Abend des 25. Februar in ihrem Haus erschossen aufgefunden worden. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit Kuciaks Recherchen über Korruption und Steuerhinterziehung. Der Journalist soll bereits im vergangenen Herbst Drohungen erhalten und daraufhin Anzeige bei der Polizei erstattet haben. „Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten ist in einem Land der Europäischen Union ein Journalist ermordet worden“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die slowakischen Behörden müssen jetzt schnell aufklären, wie es zu dieser schockierenden Tat kommen konnte, obwohl Ján Kuciak schon vor Monaten bedroht wurde.“

Kuciak war Redakteur des slowakischen Newsportals aktuality.sk, welches zum Verlag Ringier Axel Springer Slovakia gehört, einer gemeinsamen Tochter von Axel Springer und Ringier. In einer Mitteilung äußerten auch die beiden Verlage ihren Verdacht, dass das Verbrechen in Zusammenhang mit einer laufenden Recherche Kuciaks stehe. Nach Angaben von ROG habe Kuciak unter anderem über mutmaßliche Verfehlungen von Unternehmen berichtet, die der Partei des slowakischen Ministerpräsidenten nahestehen sollen. In seinem letzten Artikel sei es um Marián Kočner gegangen, einen slowakischen Geschäftsmann mit kontroversen Verbindungen zu mehreren Politikern.

Aktualisierung 28.02.2018

Wie Kollegen des Journalisten der italienischen Tageszeitung Repubblica sagten, soll Ján Kuciak offenbar von der kalabrischen Mafiaorganisation ‚Ndrangheta ermordet worden sein. Bei seinen aktuellen Recherchen soll er herausgefunden haben, dass Italiener, die vor Jahren aus Kalabrien in die Slowakei gekommen waren, gemeinsam mit Personen aus dem Kreis des Ministerpräsidenten bedeutende Summen an EU-Geldern verwaltet haben. Die ‚Ndrangheta soll danach in einen Betrug mit EU-Subventionen verwickelt sein und Kuciak habe nach den Angaben seiner Kollegen unmittelbar vor der Veröffentlichung dieser Geschichte gestanden.

 


Im Oktober vergangenen Jahres war in Malta bereits die Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe ermordet worden. Bei den drei Männern, die sich dafür derzeit vor Gericht verantworten müssen, handelt es sich offenbar lediglich um Auftragsmörder.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »