ver.di kritisiert die Einsparpläne des SWR

Foto: Wolfgang Isele

„Die Schließung aller Werkstätten und die Fremdvergabe von ‚Tatort‘-Produktionen ist ein schlechter Einstieg in den Ausbau digitaler Programmangebote“, kritisiert Siegfried Heim, Leiter des ver.di-Landesfachbereichs Medien und Kunst Baden-Württemberg, die jetzt im Rundfunkrat vorgestellten Pläne des Südwestrundfunks (SWR) zum Abbau von 100 Arbeitsplätzen. Außerdem sei die Belegschaft erst kurzfristig per Videokonferenz informiert worden, nachdem die Einsparmaßnahmen auf den jährlichen Personalversammlungen kurz zuvor keinerlei Rolle spielten.


Doch habe der SWR schon im Jahr 2020 angekündigt, 100 Stellen im Bereich Technik und Produktion abbauen zu wollen, um im Gegenzug neue Stellen für die digitalen Angebote des Senders schaffen zu können. Die Ankündigung der konkreten Abbaumaßnahmen zum Jahresende komme deshalb deutlich zu spät, so Heim.

Am 10. Dezember war im SWR-Rundfunkrat öffentlich geworden, was die Belegschaft von der SWR-Leitung nur zwei Tage zuvor erfahren hatte: Um bis 2024 rund 100 Arbeitsplätze abbauen zu können, sollen einschneidende Maßnahmen greifen: Neben der Schließung aller Werkstätten, beispielsweise jener in Baden-Baden für die beliebte Fernsehserie „Die Fallers“, werden der Requisiten- und Kostümfundus fremd vergeben und dabei auch Kooperationsverträge mit externen Partnern wie dem Theater Baden-Baden gekündigt. ver.di hatte hier bereits eine Initiative der Filmwirtschaft zum Erhalt des Fundus unterstützt.

Zwei der bislang jährlich sechs „Tatort“-Produktionen sollen fremd vergeben werden. Gespart werde darüber hinaus am Produktionsaufwand der „Tatorte“, die der SWR weiter in Eigenregie produziert. Der Aufbau hochautomatisierter Multifunktions-Fernsehstudios für Quiz-, Talk-, Comedy- und Service-Sendungen führt nach den jetzigen Ankündigungen auch dazu, dass Sendungen „zurückgeholt“ werden – unter anderem könne das „Nachtcafé“ künftig nicht mehr außerhalb des SWR-Geländes stattfinden.

Der Umfang der Sparmaßnahmen sowie Art und Weise der Mitteilung weckten bei der Gewerkschaft Zweifel, ob alles wirklich so sozialverträglich ablaufen werde, wie bisher zugesagt. „ver.di wird im Interesse seiner Mitglieder im SWR darauf achten, dass das Versprechen, den Arbeitsplatzabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen zu machen, auch eingehalten wird.  Und im Interesse der Zuschauer*innen werden wir darauf achten, dass die Einsparungen bei Produktionen nicht zu Qualitätsverlusten führen“, so der ver.di-Landesfachbereichsleiter.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »