100 Jahre Ufa: Von Glanz und Propaganda

Making of: "George", der Fernsehfilm des SWR über den Schauspieler Heinrich George - der nach 1933 in etlichen UFA-Filmen mitspielte – wurde 2013 von der Ufa produziert. Hier sind Götz George und Produzent Nico Hofmann am Set im Gespräch.
Foto: SWR /Thomas Kost

Die Ufa, eine der ältesten Filmfirmen Europas, wurde am 18. Dezember 1917 auf Betreiben der Militärführung des deutschen Kaiserreiches als „Universum-Film AG“ gegründet. In 100 Jahren wechselvoller Geschichte hat die heute von Bertelsmann in einen europäischen Mediengroßkonzern eingebundene Marke Weltruf erlangt – in gutem wie in schlechtem Sinne. Zum Jubiläum gab es Retrospektiven und Symposien, es wird aber auch aktuell gewürdigt.

Die Ufa, an deren Wiege politische Interessen mindestens ebenso stark standen wie Pioniergeist bei der Entwicklung des jungen Mediums Film, gilt als Synonym vor allem für das Kino der Weimarer Republik und für die Propagandamaschinerie eines Joseph Goebbels.

Ufa-Anstecknadeln aus den 1950er Jahren
Foto: Deutsche Kinemathek/ Marian Stefanowski

Die Firma mit dem Raute-Logo war immer zugleich Sinnbild für die Wechselbeziehungen zwischen Film, Politik und Unterhaltung. Doch brachte sie bleibende cineastische Zeugnisse hervor, Filme nicht nur von legendären Regisseuren wie Fritz Lang, F.W. Murnau oder Ludwig Berger. Die Ufa produzierte in großen Ateliers in Berlin-Tempelhof und in Neubabelsberg bei Potsdam. Speziell in den Studios in Babelsberg entstanden so weltbekannte Kinofilme wie „Die Nibelungen“, „Metropolis“, „Der Blauer Engel“oder „die Drei von der Tankstelle“. 1926 waren für große Kinoproduktionen die seinerzeit größte Atelierhalle, heute Marlene-Dietrich-Halle, und später das sogenannte Tonkreuz gebaut worden. Die Gebäude gehören heute zum beträchtlich vergrößerten Filmstudio Babelsberg.

Die Ufa zog seit den 1920er Jahren beliebte Stars heran, beschäftigte einfallsreiche Techniker und Produzenten mit künstlerischen Visionen, war Hollywood nicht nur ebenbürtig, sondern zunächst durchaus überlegen. Gleichzeitig wuchs die Produktion zur Industrie, die mehrgleisig arbeitete und Atelierbetrieb, Verleih und Kinoauswertung vereinte.1927 übernahm der deutschnationale Verleger Hugenberg das Zepter; nach ihm kam Goebbels; alle jüdischen Mitarbeiter wurden entlassen, Verstaatlichung und absolute Ausrichtung als Nazi-Propagandainstrument folgten. Deshalb zerschlugen die Alliierten den Konzern nach 1945. Es dauerte lange, bevor die frühere Traumfabrik vor allem durch Fernsehproduktionen neue medienwirtschaftliche Bedeutung gewann. Heute produziert die UFA GmbH mit Hauptsitz in Potsdam-Babelsberg vorrangig Fernsehfilme oder -serien unterschiedlichen Anspruchs, die von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ über „Bauer sucht Frau“ oder „Verbotene Liebe“ bis zu Psychothrillern wie „Das Joshua-Profil“, die bekannte Donna-Leon-Reihe und die Krimiserien „Soko Leipzig“ oder „Bella Block“ reichen. Aktuell werden auch Fortsetzungen zur erfolgreichen „Charité“-Serie oder zu „Ku’damm 59“ gedreht.

Nach zahlreichen Jubiläumsaktivitäten im Verlaufe des Jahres 2017 veranstaltete der Verein CineGraph Babelsberg zusammen mit dem Berliner Zeughauskino und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung noch im Dezember eine dreitägige Konferenz, auf der neue Forschungen zur Ufa vorgestellt und über Beeinflussungen von Film, Politik und Unterhaltung diskutiert wurden. Das Filmmuseum Potsdam zeigt aktuell bis Ende Februar 2018 die dritte seiner der Ufa gewidmeten Foyerausstellungen unter dem Titel „Münchhausen. Lügen in Agfacolor“. Im Berliner Museum für Film und Fernsehen /Deutsche Kinemathek werden bis 22. April 2018 in der Sonderschau „Die Ufa – Geschichte einer Marke“ vorrangig unternehmerische Strategien beleuchtet. Schließlich widmet sich die ARD heute am späten Abend in „Geschichte im Ersten: 100 Jahre Ufa“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »

Audiodeskription: Die KI liest vor

Die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Sender verwendet inzwischen auch synthetische oder mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Stimmen, um für Fernsehformate Audiodeskriptionen zu erstellen. Das ergibt sich aus Nachfragen von M bei den neun ARD-Landesrundfunkanstalten und beim ZDF. Neben professionellen Sprecher*innen setzen der MDR, WDR, NDR, Radio Bremen und das ZDF auch auf synthetische oder KI-Stimmen für die akustische Bildbeschreibung.
mehr »

Lokaljournalismus: Die Wüste droht

Noch sei es nicht so weit, aber von einer "Steppe" könne man durchaus schon sprechen, sagt Christian Wellbrock von der Hamburg Media School. Wellbrock ist Leiter von "Wüstenradar", einer Studie, die zum ersten Mal die bundesweite Verbreitung und zahlenmäßige Entwicklung von Lokalzeitungen in den letzten 30 Jahren unter die Lupe genommen hat. Sie erhebt, wie stark der Rückgang lokaler Medien inzwischen tatsächlich ist und warnt: In etlichen Regionen droht tatsächlich die Verbreitung von "Nachrichtenwüsten".
mehr »

„PR-Puppen“ proben den Aufstand 

Kreative, die der Tech-Konzern OpenAI (ChatGPT, DALL-E) zu einem geschlossenen Produkttest eingeladen hatte, leakten den Testzugang kürzlich und griffen OpenAI in einem Protestschreiben öffentlich an. Sie warfen dem Unternehmen u.a. vor, sie für Marketing und PR zu missbrauchen und Art Washing zu betreiben.Eine teilnehmende Person schildert M , wie es zu dem Leak kam und was Techkonzerne künftig bei der Zusammenarbeit mit Kreativen besser machen können.
mehr »