DuMont: Massiver Stellenabbau bei Hamburger „MOPO“?

Neven DuMont Haus, Köln
Foto: DuMont Mediengruppe

Der Betriebsrat der Hamburger „Morgenpost“ (MOPO) teilte den Beschäftigten am 13. Oktober 2016 in einer internen Information mit, dass die Geschäftsführung für das Jahr 2017 einen massiven Stellenabbau von 25 Prozent plane. Betroffen seien wohl vor allem die Layout-Abteilung und das Politik-Ressort. Der Betriebsrat befürchtet jedoch weitere Stellenstreichungen in der Redaktion und fordert von der „MOPO“-Geschäftsführung eine sofortige Offenlegung der Pläne und Szenarien. Auf Anfrage teilte eine Sprecherin des Hamburger DuMont-Blattes gegenüber dem Branchendienst „Meedia“ lediglich mit, dass noch keine Entscheidungen getroffen seien.

Der geplante Stellenabbau ist offenbar Teil der konzernweiten „Optimierung von Redaktionsprozessen und Workflows“ im Zuge der digitalen Transformation, von der auch die DuMont-Marken „Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“, „Kölner Express“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ betroffen sind. So sorgt nicht zuletzt in Berlin der für Anfang Januar 2017 geplante Umzug des Berliner Verlags vom Alexanderplatz in ein deutlich kleineres Gebäude in Kreuzberg für berechtigte Befürchtungen über einen drastischen Stellenabbau in der Hauptstadt. Auch Holger Artus, Betriebsrat bei der Hamburger „Morgenpost“, sieht den Personalabbau als wesentlichen Teil der DuMont-Strategie: „DuMont ist dabei, für die gesamte Zeitungsgruppe ein Sanierungsprogramm zu realisieren. Es geht nicht allein um einzelne Standorte oder Redaktionen. DuMont will aus der Situation heraus, auch die nächsten Jahre mit seinen Zeitungstiteln, dem Kerngeschäft, im operativen Ergebnis bei Null oder gar darunter zu liegen. Da die Konzernleitung über keine zündenden Ideen verfügt, um den Umsatz im Kerngeschäft zu steigern, greift man klassischerweise zum Mittel des Personalkosten-Abbaus.“

In Hamburg würde der geplante Stellenabbau um 25 Prozent, über den „MOPO“-Geschäftsführerin Susan Molzow offenbar gestern mit den DuMont-Verantwortlichen in der Kölner Unternehmenszentrale verhandelt hat, die Entlassung von etwa 15 bis 20 Mitarbeitern bedeuten. „Ein einmaliger Schritt in der Redaktionsgeschichte der MOPO“, so der Betriebsrat.

Auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert von der Mediengruppe DuMont Schauberg eine Stellungnahme zu den Berichten über den geplanten Stellenabbau. ver.di-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann warnt in diesem Zusammenhang vor den Folgen des Arbeitsplatzabbaus für die Zukunft des Hamburger Boulevardblattes: „Sollten diese Pläne auf Konzernebene verfolgt werden, wird in der Morgenpost kein Stein mehr auf dem anderen bleiben – zum Schaden der Zeitung.“ Es sei zudem nicht hinnehmbar, dass nach dem Aderlass des letzten Stellenabbaus in so kurzer Zeit wieder Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt werden, kritisiert Dieckmann weiter.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »