Zweiter Rücktritt von Schlesinger

Patricia Schlesinger wurde vom RBB-Rundfunkrat als Intendantin abberufen. Foto: rbb/ Thomas Ernst

Am 4. August trat Patricia Schlesinger als ARD-Vorsitzende zurück. Am 7. August räumte sie nun auch ihren Posten an der Spitze des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). „Mir fällt dieser Schritt unendlich schwer“, zitierte der Berliner „Tagesspiegel“ aus dem Schreiben Schlesingers an die Vorsitzende des Rundfunkrates, Friederike von Kirchbach. Sie hoffe, heißt es in der RBB-Pressemitteilung zum Rücktritt, die Aufklärung der Vorwürfe so zu erleichtern.

In der aktuellen Situation sei der Rücktritt der richtige Schritt, erklärte von Kirchbach nach dem Rücktritt laut der Pressemitteilung und vor der zweiten Sondersitzung des RBB-Rundfunkrates zu den Vorwürfen von Vetternwirtschaft, Compliance-Verstößen und Gebührenverschwendung. Zuvor hatte „Business-Insider“ noch einmal nachgelegt. Das Branchenmagazin aus dem Hause Springer hatte die Berichterstattung über die diversen Affären ins Rollen gebracht. Nach den jüngsten Informationen habe die Intendantin neben ihrem um 16 Prozent auf 303.000 Euro erhöhten Gehalt im vergangenen Jahr noch einen fünfstelligen Bonus erhalten. Das soll nicht die einzige Sonderzuwendung gewesen sein. Außerdem soll ihr Ehemann Gerhard Spörl ihren Dienstwagen für eigenen Geschäftsfahrten zur Messe Berlin genutzt haben. Spörl hatte auf Vermittlung von RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf, der sein Amt derzeit ruhen lässt, in dessen Funktion als ehemaliger Aufsichtsratschef der Messe Berlin einen einträglichen Beratervertrag verhalten. Auch „Bild“ legte nach. So seien für den Umbau der Chefetage für den ARD-Vorsitz mehr als 650.000 Euro veranschlagt worden.

In der RBB-Pressemitteilung heißt es von Seiten Schlesingers: „Aktuell steht nicht mehr die journalistische und publizistische Leistung des Senders im Vordergrund, sondern es geht nur um mögliche und angebliche Verfehlungen der Intendantin. Das bedauere ich sehr und ich entschuldige mich bei den Beschäftigten des rbb für diese Entwicklung. Der Rückzug ist für mich eine logische Konsequenz aus meinem Versprechen, immer und zuerst für die Belange des rbb einzutreten. Gleichzeitig haben persönliche Anwürfe und Diffamierungen ein Ausmaß angenommen, das es mir auch persönlich unmöglich macht, das Amt weiter auszuüben.“

Patricia Schlesinger hatte 2016 Dagmar Reim an der RBB-Spitze abgelöst. Die 61-Jährige volontierte beim NDR, berichtete aus Singapur und Washington und war Moderatorin bei „Panorama“. Ab 2006 leitete sie die Abteilung Dokumentation & Reportage beim NDR.

Schlesingers Posten übernimmt der stellvertretende Intendant Hagen Brandstäter. In der Pressemitteilung von 7. August weist der RBB ausdrücklich darauf hin, dass Patricia Schlesinger nicht für weitere Stellungnahmen und Interviews zur Verfügung steht.

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