Wie hältst Du’s mit dem Streik? Vor diese Frage sind in diesen Tagen unsere Mitglieder in den Streikbetrieben der Zeitungsbranche gestellt worden. Anlässlich der Urabstimmung wurde ihre Bereitschaft erkundet, für das Durchsetzen der Forderungen unserer Gewerkschaft bei Bedarf auch an einem unbefristeten Arbeitskampf teilzunehmen. Das Ergebnis ist eindeutig: Fast 90 Prozent der befragten dju-Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen.
Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen geschlossen dafür eintreten, dass die Gehälter und Honorare in zwei Schritten um jeweils 2,8 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten erhöht werden. Außerdem soll es Mindesterhöhungen der Gehälter für Berufseinsteiger_innen um 150 € sowie von 100 € für Volontärinnen und Volontäre im ersten Laufzeitjahr geben.
Am Beginn der Tarifrunde Anfang dieses Jahres war nicht abzusehen, dass es zur Urabstimmung und einem möglicherweise längeren Arbeitskampf kommen könnte. Unsere Tarifforderung von 4,5 Prozent war moderat. Sie sollte ein Signal an die Verhandler des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sein, dass man diese reine Gehaltsrunde rasch über die Bühne bringen könnte. Dieser Gedanke hat unsere Gegenseite offenbar intellektuell überfordert. Dort wurde unsere vergleichsweise bescheidene Ansage offenbar als vorauseilende Kapitulationserklärung verstanden. Wohl nur so war es möglich, dass die BDZV-Vertreter die Zeitungsverlage – gemessen an ihrem Angebot – als notleidendste Branche Deutschlands dargestellt haben, zugleich aber auftraten, als könnten sie den Abschluss diktieren.
In mehreren Verhandlungsrunden verbesserten die BDZV-Verhandler ihr Angebot nur in kleinsten Schritten. Und auch nach sechs Treffen haben sie noch immer nicht verstanden, dass ihr sogenanntes „Angebot“ einer faktischen Entgeltkürzung für die dju inakzeptabel ist. Noch immer wurde uns signalisiert, dass eine inflationsbereinigte Tariferhöhung für die Zeitungsverleger nicht in Frage kommt. Es wurde gejammert, gedroht oder mit purem Zynismus argumentiert. Etwa mit dem Hinweis, dass die Jobs in tariflosen Betrieben doch auch alle angenommen würden. So wichtig sei das Geld doch gar nicht.
Von unseren Mitgliedern in den Redaktionen wurde das Verhalten der BDZV-Vertreter wahlweise mit Kopfschütteln, Sarkasmus oder Wut kommentiert. Desillusioniert ob des stocksteifen Auftretens der Arbeitgeber-Vertreter reagierte eine Gruppe von Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten, die in einem beeindruckenden Manifest ihre Erwartungen an die Verleger formulierten. Zur Diskussion über die Zukunft waren die BDZV-Verhandler nicht bereit.
Unsere Geduld ist nun am Ende. Und das ist auch richtig so. Mit unserer großen Bereitschaft zum Streik machen wir den Verlegern klar: Nur, wenn sie sich bei der nächsten Verhandlung einen echten Ruck geben, kommen wir zum Ziel. Ansonsten erlebt unsere Branche einen heißen Sommer. Wir sind dazu bereit!