Vor zehn Jahren hat Radio Bremen (RB) seine Produktionstechnik komplett auslagert: in die gemeinsam mit der Bavaria betriebene Tochterfirma Bremedia. Dort arbeitet seitdem eine Zwei-Klassen-Belegschaft: Alle vom Mutterhaus zur Tochter gewechselten Beschäftigten werden weiterhin so bezahlt, als wären sie bei RB geblieben; alle Neueingestellten dagegen müssen mit deutlich geringeren Leistungen Vorlieb nehmen. Sie profitieren jetzt vom jüngsten Tarifabschluss, den die Tarifkommission der Gewerkschaften mit der Bremedia-Geschäftsleitung ausgehandelt hat: zwei Prozent mehr Gehalt bei einem Jahr Laufzeit.
Nach Angaben des Bremedia-Betriebsrats wird die Erhöhung rückwirkend ab dem Novembergehalt gezahlt. Für die Festangestellten bei Radio Bremen war bereits im Oktober eine ebenfalls rund zweiprozentige Erhöhung in Kraft getreten. „Wir freuen uns, dass die Kolleginnen und Kollegen von Bremedia jetzt die gleiche prozentuale Gehaltserhöhung bekommen wie die von Radio Bremen“, sagt die Bremedia-Betriebsratsvorsitzende Monika Grüning (ver.di).
Ursprünglich hatte die Geschäftsleitung laut Grüning nur 1,3 Prozent für zwei Jahre angeboten. Die von ver.di geführte Verhandlungskommission forderte dagegen 4,5 Prozent für zwei Jahre, außerdem höhere Kinderbetreuungszuschüsse und 30 Tage Urlaub statt bisher nur 29. Diese Forderungen wurden auch durch RB-Beschäftigte unterstützt, die sich gemeinsam mit Bremedia-Leuten zu einer „aktiven Mittagspause“ vor dem Funkhaus trafen. Vereinbart wurde letztlich nur die Gehaltserhöhung. Die anderen, noch offenen Forderungen sollen bei den nächsten Manteltarifvertrags-Verhandlungen wieder auf den Tisch kommen.
Der neue Gehaltstarif hat nur ein Jahr Laufzeit, während der zuletzt 2015 geänderte RB-Tarif über zwei Jahre läuft. Dadurch fallen 2017 beide Tarifverhandlungen ins selbe Jahr, und Grüning hofft, dass dann für beide Belegschaften parallel verhandelt werden kann – mit entsprechend größerer Durchschlagskraft. Ein RB-Sprecher wollte sich auf Anfrage aber noch nicht festlegen, ob das Mutterhaus zu gleichzeitigen Verhandlungen bei dem Sender und seiner Produktionsfirma bereit ist. „Das ist noch nicht entschieden“, sagte er.
Der jetzt vereinbarte Abschluss muss noch vom ver.di-Bundesvorstand und von den Bremedia-Gesellschaftern abgesegnet werden. Die Produktionsfirma gehört zu 51 Prozent Radio Bremen und zu 49 Prozent der Münchener Bavaria. Laut Betriebsrat arbeiten auf den gut 200 Bremedia-Planstellen insgesamt 270 Voll- und Teilzeitbeschäftigte, davon 120 nach dem schlechteren Bremedia-Tarif und 150 ehemalige RB-Beschäftigte, die zusätzlich zum Bremedia-Gehalt einen Zuschlag bis zur Höhe des RB-üblichen Gehalts bekommen.