Freie Fotografen bei der dpa streiken

Freie Fotografen bei der dpa in Hamburg nehmen keine Aufträge an. Sie streiken für bessere Bezahlung. Foto: fairehonorare.de

Über 60 freie Fotografen und Videografen, die für die dpa arbeiten, streiken am 1. und 2. Mai bis 24 Uhr. Mit dem Warnstreik, zu dem ver.di und der DJV aufgerufen haben, fordern die Fotografen angemessene und faire Honorare für ihre weltweit genutzten journalistischen Inhalte. Die bislang gezahlten Stunden- bzw. Tagessätze entsprächen in keiner Weise den Anforderungen, heißt es unter fairehonorare.de. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 11. Mai statt. 

Bis Dienstagnacht nehmen die Foto-Freien keine Aufträge von dpa zu Foto-Diensten oder Video-Drehs an. ver.di argumentiert, dass sich die Honorierungssituation nach jahrelangem Stillstand nun dramatisch zum Nachteil der Freien darstellt. Verhandlungsführer Matthias von Fintel begründet da so: „Seit vielen Jahren warten die rund 60 freien dpa-Fotografinnen und Fotografen auf Erhöhungen ihrer Honorare und Kilometergeld-Pauschalen. Mittlerweile zahlen sie oft drauf. Deshalb orientieren sich viele von ihnen zunehmend in Richtung anderer, besser zahlender Auftraggeber, obwohl sie lieber regelmäßig zu zeitgemäß erhöhten Honoraren für die dpa arbeiten und die lange Arbeitsbeziehung mit der dpa fortsetzen würden.“

Die in Aussicht gestellten höheren Honorarsätze ließen Spielräume vermuten, insbesondere bei Terminen, die beides erfordern – Fotografieren und Filmen, so die Fotografen selbst. „Ein faires und angemessenes Bezahlmodell zeichnet sich bislang nur in Ansätzen ab. Zudem gibt es bei den dpa-Verantwortlichen eine bereits seit vielen Jahren existierende Abneigung gegen einen Tarifvertrag für Soloselbstständige.“ In den letzten Jahren habe es Änderungen in den Rahmenverträgen und in der Organisationsstruktur gegeben. Früher vorhandene “Sicherheiten” seien weggefallen. Gleichzeitig habe die Unternehmensführung ihre Suche nach weiteren freien Fotografen forciert. Das werteten viele als Zeichen, „dass ihre Mitarbeit nicht mehr gefragt ist und orientierten sich anderweitig, in der Regel notgedrungen, weil ihre Umsätze sanken. Die Folge: Verfügbarkeit -gerade kurzfristig- ist immer seltener zu leisten.“ Aus Sicht der freien Fotografen führe aber die Reaktion, die Zahl der Freien weiter zu erhöhen, in eine Sackgasse und fördere das ohnehin schon ausgeprägte Machtgefälle.

In den seit Mai 2022 begonnenen Tarifverhandlungen fordert ver.di 390 Euro als Tagessatz für Fotohonorare und 600 Euro für Videoaufträge und ein Kilometergeld für die teils beträchtlich langen Anfahrtswege von 50 Cent je Kilometer. dpa bietet bisher dagegen nur 260 Euro Tagessatz für Foto- und 400 Euro für Video-Aufträge und 45 Cent Kilometergeld.  

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »