Medienmonopoly in Bayern geht weiter: Arbeitsplätze in Gefahr

Als weiteren Abbau der Pressevielfalt und Gefährdung von Arbeitsplätzen und Arbeitsbedingungen wertet ver.di Bayern die geplante Übernahme der Tageszeitung und des Verlages „Nordbayerischer Kurier“ in Bayreuth durch die „Frankenpost“ in Hof. Kritisch sei auch, so Christa Hasenmaile, Leiterin des Medienbereichs in ver.di Bayern, dass ausgerechnet die SPD-Tochterfirma Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) dieses Geschäft möglich gemacht hat.

Die DDVG hat nämlich dazu ihren 65-Prozent-Anteil am „Nordbayerischen Kurier“ an die „Frankenpost“ verkauft, an der sie ebenfalls beteiligt ist. Diese zählt zusammen mit den Zeitungen in Coburg und Suhl zum Süddeutschen Verlag, der wiederum der Stuttgarter Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gehört, die Zeitungen in Stuttgart und ganz Baden-Württemberg betreibt. „Im Medienmonopoly wurde damit ein neuer Coup gelandet, letztlich auf Kosten der Leser und ihrer Wahlmöglichkeiten und der Beschäftigten und deren Arbeitsbedingungen“, so Hasenmaile. Sie wies darauf hin, dass die „Frankenpost“ große Teile ihrer Verwaltung und auch der Redaktion in zwei neue Gesellschaften ausgelagert hat, in denen die Tarifverträge nicht mehr gelten. In der Redaktionsgesellschaft HCS-Content lägen die Einkommen bis zur Hälfte unter den Tarifleistungen.

„Das befürchten wir bei einer Übernahme auch für die Bayreuther Beschäftigten, wenn jetzt von Bündelung der Kernkompetenzen und Ausschöpfung der Synergie-Potentiale die Rede ist“, warnt Hasenmaile.  Möglich sei, dass die gesamte Verwaltung in Bayreuth auf ein Minimum reduziert und Aufgaben nach Hof verlagert werden. Zu befürchten stünde auch, dass in den Redaktion nur noch eine Rumpfmannschaft in den Lokalredaktionen bleibt, dass die Druckerei geschlossen und die Produktion nach Hof verlagert werden könnte. „Das wäre für uns nicht akzeptabel“, so Hasenmaile. „Auch medienpolitisch halten wir eine weitere Konzentration für gefährlich. ver.di appelliert an die Kartellbehörde, die Folgen einer solche Übernahme genau zu prüfen.“

In den letzten Jahren hat es in Bayern immer wieder Übernahmen von Tageszeitungen durch größere Verlage gegeben. Immer wieder wurden in den Verbreitungsgebieten der Verlage auch kleinere Lokalredaktionen geschlossen oder durch die Konkurrenzblätter übernommen. Die „Frankenpost“ selbst hat bereits wichtige Teile der „Coburger Neuen Presse“ übernommen.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »