Umbau bei DuMont Köln weniger brachial

Neven DuMont Haus, Köln
Foto: DuMont Mediengruppe

DuMont-Rheinland-Geschäftsführer Philipp M. Froben hat am Donnerstag die Beschäftigten des Kölner DuMont-Standorts über den aktuellen Stand des „Redaktionsprojekts“ informiert. Im Klartext: „Express“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen in einem gemeinsamen Newsroom zusammenarbeiten. Verbunden mit der Zusammenlegung sei ein Abbau von 15 bis 18 Vollzeitstellen. Die Geschäftsführung kündigte an, Gespräche über einen Sozialplan aufnehmen zu wollen.

Das Berliner Modell macht wie erwartet weiter Schule. Wie schon zuvor „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“, sollen nun auch die Kölner DuMont-Blätter „Express“ und „Stadt-Anzeiger“ künftig aus einem gemeinsamen Newsroom heraus produziert werden. Dort sollen nach Angaben von DuMont sowohl die Print-Produkte als auch „sämtliche digitalen Kanäle bespielt und alle bestehenden wie künftigen journalistischen Produkte produziert“ werden. Allerdings handele es sich in Köln nicht um einen vollintegrierten Newsroom, wie „Stadt-Anzeiger“-Chefredakteur Carsten Fiedler gegenüber „Horizont“ erklärte. Das Kölner „Kooperationsmodell“ sehe für beide Titel weiterhin getrennte Chefredakteure vor. Zudem blieben die Mitarbeiter_innen auch in Zukunft jeweils einer Marke zugeordnet. Bis zum Herbst 2017 sollen die Umsetzung des „Kooperationsprojekts“ und damit auch der Abbau von 15 bis 18 Vollzeitstellen abgeschlossen sein. In diesem Zusammenhang wolle man das freiwillige Abfindungsmodell zunächst bis Februar fortführen und werde außerdem mit dem Betriebsrat Gespräche über einen Sozialplan aufnehmen.

Die Geschäftsführung des Medienhauses DuMont Rheinland unterbreitet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Redaktionen von „Express“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits seit vergangenem Dezember freiwillige Abfindungsangebote sowie Altersteilzeit-Angebote. Das Ziel dieses Vorgehens scheint nun klar zu sein: Den Anteil betriebsbedingter Kündigungen im Zuge des nun angekündigten Stellenabbaus so gering wie möglich zu halten.

Der Kölner Betriebsrat spricht in diesem Zusammenhang von einem Abbau von insgesamt 24 Vollzeitstellen. Sechs Kolleg_innen hätten jedoch bereits das freiwillige Abfindungsangebot oder ein Teilzeitmodell in Anspruch genommen. Insgesamt bewerte man die Veränderungen als nicht so brachial wie am Berliner DuMont-Standort. Es werde ein neues Newsroom-Konzept verbunden mit einer räumlichen Neugestaltung geben, was sicherlich auch zu einer Veränderung der Tätigkeiten führen werde. Beide Titel sollen jedoch ihre Eigenständigkeit behalten. Zudem finde im Gegensatz zu Berlin keine unternehmensrechtliche Veränderung statt. Auch die Betriebsratsstruktur bleibe erhalten. Die Betriebsführungsvereinbarung, die die Zuständigkeit des Betriebsrats von M. DuMont Schauberg (MDS) für die tariflose DuMont Rheinland Media24 GmbH regelt, gelte zwar zunächst bis 31.12.2017, werde aber aller Voraussicht nach verlängert, so der Betriebsrat.

Bei DuMont in der Hauptstadt waren die Redaktionen von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ in einer eigens gegründeten Newsroom GmbH zusammengelegt worden. Beide Zeitungen werden künftig aus einer Hand produziert. Noch sollen etwa 90 von bisher 160 Beschäftigten beider Titel nicht wissen, ob sie in der neuen Gesellschaft eingestellt werde. Am 19. Januar hatten sich Betriebsrat und Gewerkschaften mit der Berliner Verlag GmbH, der DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH und der Berliner Kurier GmbH auf einen Sozialplan für die von Kündigung bedrohten Beschäftigten geeinigt.

In Köln ist der Beginn der Interessenausgleich- und Sozialplanverhandlungen laut Betriebsrat für Anfang März 2017 geplant.

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkbeitrag: Rechtsweg unerwünscht

Die Landesregierungen von Bayern und Sachsen-Anhalt erwarten von ARD und ZDF weiterhin, dass sie ihre Verfassungsbeschwerden zum Rundfunkbeitrag zurückziehen. Erst wenn dies passiert, wollen sie den Modellwechsel zur künftigen Festsetzung des Rundfunkbeitrags unterstützen. Das erklärten die Staatskanzleien in München und Magdeburg auf Nachfrage.
mehr »

US-Auslandssender kämpft ums Überleben

Von einem „großen Geschenk an Amerikas Feinde“ spricht Stephen Capus, Präsident von Radio Free Europe/Radio Liberty: Die brutalen Kürzungen der Trump-Regierung haben auch den US-Auslandssender mit Sitz in Prag erreicht. RFE/RL wehrt sich mittlerweile vor Gericht. Zugleich machen sich mehrere EU-Länder für eine europäische Finanzierung stark.
mehr »

Ressourcen für Auslandsjournalismus

Der Auslandsjournalismus in Deutschland steckt in der Krise. Die Zahl der Korrespondent*innen nimmt ab, Freie arbeiten unter zunehmend prekären Bedingungen. So geraten ganze Weltregionen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Journalist*innen plädieren darum für eine andere Form der Finanzierung. Die gute Nachricht: Das Interesse des deutschen Publikums ist da. Dass die Menschen wissen wollen, was in anderen Ländern los ist, beweist nicht zuletzt das ARD-ZDF-Jugendangebot Funk.
mehr »

Dienstleister bestreikt den MDR

Der gestrige Streik der MCS TEAM GmbH zeigte deutliche Auswirkungen auf das Fernsehprogrammprogramm des MDR. Live-Schalten fielen aus und nicht alle Beiträge in der Sendung „Sachsen-Anhalt Heute“ konnten ausgestrahlt werden. Hintergrund des Streiks waren die bislang unzureichenden Angebote der Geschäftsführung. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent, mindestens aber um 200 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
mehr »