ZDF-Reporterin klagt gegen ungleiche Bezahlung

Justitia Foto: Hermann Haubrich

Erstmals in der Geschichte der Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) werde der Sender wegen der ungleichen Bezahlung von Frau und Mann verklagt. Der Anwalt der Reporterin Birte Meier, so berichtet die „Berliner Zeitung“, gründe die Klage nicht nur auf das deutsche Antidiskriminierungsgesetz, sondern auch auf weitergehende europäische Normen.

Nachdem sie von der ungleichen Bezahlung erfuhr – ein inzwischen pensionierter Kollege berichtete gesprächsweise, dass er mehr netto erhielte als sie brutto – habe die Klägerin über Jahre versucht, die Sache gütlich zu regeln. Doch kam die Reporterin, die für das Magazin „Frontal 21“ recherchiert und produziert, damit nicht zum Erfolg. Nun legte ihr Anwalt Hans-Georg Kluge beim Berliner Arbeitsgericht eine über 500 Seiten umfassende Klageschrift vor. Er berufe sich, so der Zeitungsbericht, dabei auch auf die Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes, die „bereits sehr viel weiter“ sei „als die der deutschen Gerichte“. Laut europäischer Rechtssprechung sei ein „Job-to-Job-Vergleich“ maßgeblich, in dem die reinen Tätigkeiten verglichen würden. Sofern sie gleichwertig sind, dürfe nicht unterschiedlich entlohnt werden. In der Verhandlung zeigte sich Arbeitsrichter Michael Ernst über diese Argumentation „schlicht fassungslos“, heißt es im Bericht der „Berliner Zeitung“. Wo denn die Vertragsfreiheit bliebe und der Einfluss von Verhandlungsgeschick auf die Höhe der Entgelte, fragte er. Er habe zudem die Zuhörerinnen im Saal gegen sich aufgebracht, als er der kinderlosen Klägerin vorhielt, dass auch Schwangerschaften ein Grund für geringeres Einkommen sein könnten.

Nach einem jüngst vorgelegten Referentenentwurf aus dem Bundesfamilienministerium soll eben mit Verweis auf europäische Normen künftig die Möglichkeit von Klagen auf gleiche Entlohnung für Frauen vereinfacht werden. Der Gesetzentwurf sieht einen individuellen Auskunftsanspruch über die Bezahlung im Kollegenkreis vor; allerdings nur für Unternehmen ab 200 Beschäftigte.

Im konkreten Fall wird das dennoch nicht mehr zum Tragen kommen. Der Anwalt des ZDF strebt einen Vergleich an, der einschließt, dass Birte Meier ihren Job bei „Frontal 21“ aufgibt. Sollte solch ein Vergleich nicht zustande kommen, dürfte das Arbeitsgericht Berlin am 1. Februar 2017 ein Urteil zu sprechen haben.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

„PR-Puppen“ proben den Aufstand 

Kreative, die der Tech-Konzern OpenAI (ChatGPT, DALL-E) zu einem geschlossenen Produkttest eingeladen hatte, leakten den Testzugang kürzlich und griffen OpenAI in einem Protestschreiben öffentlich an. Sie warfen dem Unternehmen u.a. vor, sie für Marketing und PR zu missbrauchen und Art Washing zu betreiben.Eine teilnehmende Person schildert M , wie es zu dem Leak kam und was Techkonzerne künftig bei der Zusammenarbeit mit Kreativen besser machen können.
mehr »

Studienergebnisse: Worlds of Journalism

Was bedeutet es heute, Journalist*in zu sein? Welche Dynamiken und Entwicklungen lassen sich im Berufsfeld wahrnehmen? Was brauchen wir, um gute und professionelle Arbeit machen zu können? Zu diesen Fragen führt das Langzeitforschungsprojekt „Worlds of Journalism“ seit 2007 weltweit Befragungen durch. Von 2021 bis 2023 ging die Studie in die dritte Runde. Unterstützt von UNESCO und der International Federation of Journalists, fokussiert die aktuelle Umfrage auf den Themenkomplex Risiken und Ungewissheiten. Ein Blick in die Schweiz.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »