Mobil-Medien als Rettung?

Die Auflagen der Zeitungen in Deutschland befinden sich weiter im Sinkflug, die Werbeerlöse sind mager, nach großen Einbrüchen in den letzten Jahren. Schon einige Zeit ist klar, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher. Und inzwischen wächst offensichtlich auch die Erkenntnis, dass diesem Abwärts-Trend allein mit Sparorgien vor allem beim Personal nicht beizukommen ist. Am Internet kommen die Printmedien auch mit ihrem Stammgeschäft, dem Journalismus, nicht vorbei, wollen sie mit ihren ureigensten Produkten präsent bleiben. Hier stehen sie jedoch einem Werbemarkt gegenüber mit unbegrenzten Flächen und entsprechenden Preisen. Dazu kommt die sich in den letzten Jahren mit dem Netz entwickelte Gratis-Mentalität der User. Bei der Fülle der im Web angebotenen Informationen sind Leserinnen und Leser nicht ohne weiteres bereit, für journalistische Inhalte zu bezahlen. Viele Verlagsversuche, kostenfreie Internetangebote in Paid-Content umzuwandeln, scheiterten eben daran. „Die Zeitungsverlage und alle anderen Anbieter journalistischer Inhalte haben es versäumt, im World Wide Web den Wert ihrer Produkte zu unterstreichen. Die Folge ist oft Qualitätsjournalismus zum Nulltarif“, beschreibt M in seiner aktuellen Titelgeschichte die Misere. Hier ist „Überzeugungsarbeit“ auch in Form neuer Angebote gefragt. Deshalb setzen viele Printhäuser nunmehr auf den sogenannten Mobile-Media-Sektor und bieten spezielle Applikationen zum Beispiel für das iPhone an. Große Hoffnungen werden zudem auf die Computer-Tablets gerichtet, die komfortables Lesen an jedem Ort ermöglichen. Um bei alledem Erfolg zu haben, müsse man neben der Gratis-Mentalität der User die Konkurrenz der öffentlich-rechtlichen Sender abwehren, die derzeit Apps, etwa von der Tagesschau, kostenlos anbieten wollen, heißt es aus Verlegerkreisen.

Betrachtet man die wachsenden Umsatzzahlen der Bauer Media Group kommen wieder einmal Zweifel auf an den oft zu vernehmenden Verleger-Klagen über sinkende Erlöse, die natürlich immer wieder bei Tarifverhandlungen besonders laut zu hören sind. Bei Zeitschriften-Mogul Bauer wird der erneut gesteigerte Milliarden-Umsatz nach Verlagsangaben vor allem auf die Auslandsakquisition zurückgeführt. Rund 9.000 Mitarbeiter weltweit tragen dazu bei. Viel zu sagen haben sie offenbar nicht, wie das jüngste Vorgehen Bauers gegen seine Konzernbetriebsrätin in Hamburg zeigt. Die mit fristloser Kündigung bedrohte Kersten Artus ist seit Jahrzehnten Arbeitnehmervertreterin, genießt demzufolge schon so lange Zeit das Vertrauen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Für Bauer kein Grund für Respekt oder gar Zusammenarbeit. Im Gegenteil akribisch wurde Buch geführt, um mit vermeintlichen „Nicht-Abmeldungen“ für betriebliche und gewerkschaftliche Aktivitäten vor Gericht zu punkten. Am 12. November ist der erste Termin.

Karin Wenk,
verantwortliche Redakteurin

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »