Editorial: Weihnachtliche Wirklichkeit

„Ein Buch kann man weglegen, die Wirklichkeit nicht”, sagt Karim El-Ghawary zu seinem Buch „Auf der Flucht”. In Reportagen werden die Schicksale von Flüchtlingen geschildert – eine für uns nur schwer vorstellbare Wirklichkeit. Aber sie ist die Ursache für tausendfaches Hilfeersuchen in Deutschland, mit dem viele derzeit direkt – vor Ort, mitunter persönlich – konfrontiert werden.

Wir nehmen wahr, was die Medien vermitteln, erklären, bebildern – seit Monaten das beherrschende innenpolitische Thema. „Nicht immer wird die notwendige Balance zwischen unreflektierter Willkommenskultur und vorurteilsgeladenem Alarmismus gefunden”, heißt es in der aktuellen M-Titelgeschichte. Es ist der Versuch einer Zusammenfassung und Einordnung der Berichterstattung, deren wichtigstes Instrument neben den Bildern die Worte sind. Über die Notwendigkeit einer präzisen Sprache in der Einwanderungsgesellschaft sprach M deshalb mit Konstantina Vassiliou-Enz von den Neuen deutschen Medienmachern.

Auch medien- und tarifpolitisch war das Jahr 2015 ein spannendes und ereignisreiches. Bei der Reform des Urhebervertragsrechts gibt es ein Vorwärtskommen, bei der Vorratsdatenspeicherung eher einen Rückschritt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Tarifabschlüsse im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weisen ein Plus aus, während die ARD-weiten Verhandlungen für die Altersversorgung angeschoben wurden. Gestartet sind die Tarifverhandlungen für Film- und Fernsehschaffende sowie für die CinemaxX-Kinos. Die Tarifkommission der dju hat noch im November die Tarifrunde für Zeitungsjournalistinnen und -journalisten eingeläutet. Der Journalistentag 2016 „Shit&Candy” steht. Erste Anmeldungen für den 23. Januar sind bereits eingegangen.

Auf Hochtouren laufen bis Jahresende die Vorbereitungen für den Start der digitalen M Anfang Januar. Ihr Trumpf: Aktualität! Es lohnt sicher, öfter drauf zu klicken – und auch die eigene Meinung kundzutun, mit Kritik nicht hinterm Berg zu halten! Dazu wird es thematische Print-Magazine viermal im Jahr geben. Wir haben also alle zusammen viel vor 2016! Die Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern besinnliche Weihnachtstage und einen schönen Jahresausklang!

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »