Kontext: Wochenzeitung

Ein erfolgreiches Beispiel für spendenfinanzierten und gemeinnützigen Journalismus

„Wo der Profit regiert, leidet der Journalismus, wo die Macht nicht kontrolliert wird, die Demokratie, wo Parolen den Verstand ersetzen, die Vernunft. Hier gilt es dagegen zu halten, mit den Mitteln einer Zivilgesellschaft, zu denen auch eine konfliktbereite Presse gehört. Sie hat die leisen Stimmen zu stärken, die Lautsprecher zu schwächen, und dies mit Argumenten, nicht mit Propaganda.“

Diese Erkenntnis, die ihrer Arbeit wohl zugleich als Leitmotiv dient, stellen Kontext-Chefredakteur Josef-Otto Freudenreich und die Redakteurinnen Susanne Stiefel und Anna Hunger dem Buch zum fünfjährigen Jubiläum der Kontext: Wochenzeitung voran. Es trägt den Titel „Kontext! Fünf Jahre couragierter Journalismus“ und versammelt 53 der 2500 „mit Hirn und Herz“ geschriebenen Geschichten, mit denen die Stuttgarter Online-Wochenzeitung seit ihrer Gründung im Jahr 2011 den Journalismus nicht nur in und um Stuttgart, sondern in der gesamten Republik bereichert hat. Ob ein Besuch beim Rottenburger Kopp-Verlag, ein tiefsinniger Kommentar zum Tarifkonflikt in der Medienbranche im Jahr 2011 oder ein gut recherchierter Hintergrundbericht zur Flüchtlingspolitik, stets greift Kontext gesellschaftliche und politische Fragen auf und beleuchtet sie aus der Perspektive des „wachen citoyen“.

Ein Beispiel für gemeinnützigen Qualitätsjournalismus, das funktioniert. Die „Kontext: Wochenzeitung“ erscheint jeden Mittwoch im Netz und jeden Samstag in einer Auflage von 60.000 Exemplaren als vierseitige Beilage in der Berliner Tageszeitung taz. Herausgegeben wird sie vom „Kontext:Verein für ganzheitlichen Journalismus e. V.“, der mittlerweile rund 300 Mitglieder zählt, darunter etwa 60 Journalist_innen. Nach den Angaben von Thomas Schnedler und Marcus Schuster in ihrer Studie „Gemeinnütziger Journalismus weltweit“ setzten sich die Einnahmen der „Kontext:Wochenzeitung“ 2014 wie folgt zusammen: „Förderung durch das Ehepaar Schairer und Leserspenden bzw. Abonnements. An Mitgliedsbeiträgen (50 Euro/Jahr) sind im Jahr 2014 ca. 13.000 Euro zusammengekommen; bei den regelmäßigen Soli-Beiträgen (zwischen 5 und 50 Euro monatlich/vierteljährlich/halbjährlich oder jährlich) und Einzelspenden schlagen ca. 202.000 Euro zu Buche. Erlöst wurden im gleichen Zeitraum rund 94.000 Euro, die vorwiegend aus den taz-Einnahmen entstanden sind.“ Die Kontext:Wochenzeitung kann sich aktuell auf 24 regelmäßige Autoren und bisher 23 Gastautoren stützen, darunter auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann . Monique Hofmann
Vorschlag Infokasten

„Kontext:Wochenzeitung“ im Netz:
Weiterlesen: Studie „Gemeinnütziger Journalismus weltweit. Typologie von journalistischen Non-Profit-Organisationen“ von Thomas Schnedler und Marcus Schuster

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »