Vertrauensverlust, Glaubwürdigkeitskrise, Entfremdung – Schlagwörter für die aktuelle Zustandsbeschreibung der klassischen Medien im Verhältnis zu ihrem Publikum. Da beruhigt es auch nicht, wenn aktuelle Studien belegen, dass weiterhin 44 Prozent der Deutschen den etablierten Medien in wichtigen Fragen vertrauen, stetig weniger dagegen Social Media und Internetquellen. Ausgehend davon, dass kritischer Qualitätsjournalismus grundlegender Bestandteil einer funktionierenden Demokratie ist, kann die grassierende Medienskepsis nur schädlich sein – für das Gemeinwesen und nicht zuletzt für die Medien selbst. Deshalb geht „M Menschen Machen Medien 4 / 2019“ konstruktiv der Frage nach, inwieweit klassische Medien diesen Missstand erkannt haben und auf welche Weise sie ihr Publikum vermehrt ansprechen und mitnehmen (Fokus S. 6 bis 18). Dabei ist M auf jede Menge noch zu diskutierende Fragen sowie auf interessante neue Dialogformate jenseits von „Leserbriefen“ und Ombudsleuten gestoßen.Das zu Ende gehende Jahr war geprägt durch harte Tarifauseinandersetzungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in der Kinobranche. Neun Monate währt der Kampf der Beschäftigten der ARD und von Deutschlandradio. Tausende beteiligten sich an bundesweiten Streiks und bewirkten Programmausfälle in TV und Hörfunk. Die ersten drei erfolgreichen Tarifergebnisse waren Anfang Dezember unterschriftsreif (S.29). Das ZDF und Deutsche Welle beginnen Anfang 2020 mit den Tarifverhandlungen. Bei den
Kinoketten CineStar und CinemaxX führten viele Streikaktionen zu deutlichen Gehaltserhöhungen
(S. 30 / 31).
Einen kritischen Blick richtet M auf den Umgang deutscher Medien mit dem Wahlerfolg von Sebastian Kurz in Österreich. Vernachlässigt werden dessen Verstöße gegen die Pressefreiheit (S.22 / 23). In Australien erschienen an einem Tag im Oktober alle großen Tageszeitungen mit geschwärzten Titelseiten – ein Protest gegen inzwischen alltägliche Nachrichtensperren durch die Politik und immer mehr Razzien in Medienhäusern (S. 24 bis 27).
Die nächste gedruckte M erscheint im März 2020. Bis dahin hat M Online jede Menge Lesestoff, etwa unser Forum: „Medien und AfD“. Was auf die Ohren gibt’s beim M-Podcast! „Hinschauen, weghören, einstehen? Alles eine Frage der Haltung“ debattiert dann der 33. Journalismustag am 25. Januar in Berlin. Bis dahin: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!