Editorial: PR-Journalismus?

Das Selbstverständnis der Kreativen, gute journalistische, filmische Produkte zu liefern, kollidiert mit der Realität des Marktes und dem Sparwahn von Unternehmen zu Lasten der Qualität. Aktuelle Beispiele zeigen die Beiträge in der Rubrik „print“.

Viele JournalistInnen splitten ihre berufliche Tätigkeit in redaktionelle Honorararbeit für klassische Medien und in PR-Leistungen für Firmen, Institutionen und Organisationen. Geht das, ohne Verlust an journalistischer Unabhängigkeit, an gebotener Objektivität und Glaubwürdigkeit als Autor? Zu beantworten ist diese Frage problemlos oft ­nur für jene, die noch die Möglichkeit haben in einem Verlag oder einem Sender mit Tarifbindung festangestellt zu sein. Für diese Tarifverträge zu streiten, ist zweifellos eines der wichtigsten Anliegen von ver.di – zumal auch die Honorarforderungen für Freie derzeit mit auf dem Verhandlungstisch bei den Redakteuren an Tageszeitungen liegen (mehr …). Bei den Medienmachern gibt es jedoch immer mehr Selbständige als Feste. Das ist auch unter den Mitgliedern der dju so, in der Filmproduktion ohnehin. Auf dem Gebiet des Corporate Publishing finden viele freie KollegInnen neue interessante Betätigungsfelder und Verdienstmöglichkeiten (Titel­thema). Mit publizistischem Anspruch laufen einige Kundenzeitschriften klas­sischen Kaufmedien den Rang ab. Wie schwierig die Definition des „hauptberuflichen Journalisten“ ist, zeigt die aktuelle Studie der Uni Hamburg. Danach gehört «M» als medienpoli­tische Zeitschrift von ver.di nicht zu den „journalistischen Medien“!? (S.12)
Unter diesen Bedingungen ist es nicht ehrenrührig, sich um sich selbst zu kümmern, im Gegenteil! Eine neue Arbeitslosen­versicherung für Selbständige bietet die Möglichkeit, den Angstdruck vor „arbeitslosen Monaten“ zu mindern (mehr …). Sich einmischen in die Debatten um die Urheberrechtsreform zahlt sich aus (mehr …). Und es macht Sinn, bei den Betriebsratswahlen am 14. März dju-Vertreter zu wählen, streiten sie doch für ureigenste Inte­ressen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »