In Zeiten wie diesen

In Zeiten zunehmender Konzentration in der Medienbranche, der Verkäufe und Zukäufe, häufig einhergehend mit Arbeitsplatzverlusten wird sensibel reagiert, wenn ein Vorstand wie Franz Sommerfeld von DuMont Schauberg Verkaufsgerüchte schürt.

So sagte er in einem FTD-Interview über die Frankfurter Rundschau (FR) unter anderem: „Wenn wir einen hochinteressierten Käufer finden, der uns viel Geld zahlen würde, würden wir das natürlich prüfen.“ Entsetzen beim zweiten Hauptgesellschafter, der SPD-Medienholding DDVG. Wenn Herr Sommerfeld schon nicht mit Zahlen umgehen könne, sollte er wenigstens mit Worten umgehen können, empörte sich SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks (meedia). Auf ihrer Bilanzpressekonferenz am 20. Juni bekannte sich die DDVG dann auch klar zum Erhalt und zur Fortentwicklung des Druck- und Verlagshauses Frankfurt am Main und damit zur FR.

Auch ver.di war über Zeitpunkt und Tenor des Interviews überrascht. Schließlich ordnete DuMont vor wenigen Wochen Berliner Zeitung und FR an der Spitze neu, weil sich das Konstrukt einer gemeinsamen Chefredaktion offenbar nicht bewährt hatte. Manfred Moos, Leiter des ver.di-Fachbereichs Medien in Hessen, wies erneut daraufhin, dass die Belegschaft der FR durch einen Sanierungstarifvertrag und massiven Stellenabbau in den letzten zehn Jahren erheblich dazu beigetragen habe, das Druck- und Verlagshaus umzustrukturieren. Man erwarte auch von DuMont, „das bisher Erreichte nicht durch unbedachte Äußerungen zu gefährden“.

In Zeiten des Internets steht die gedruckte Presse besonders unter Druck. Es gilt, mit Online-Inhalten endlich Geld zu verdienen. Gefragt sind neue Geschäftsstrategien, die sich nicht zuletzt mit der weit verbreiteten Gratismentalität der Nutzer auseinandersetzen müssen. Überzeugende Crossmedia-Modelle, bei denen Angebote für Print und Internet kombiniert werden, sind möglicherweise eine Lösung.

In Sommerzeiten macht M wie jedes Jahr eine größere Pause bis Anfang September – mehr Zeit für die Lektüre dieser spannenden Ausgabe und auch für einen längeren Blick in ver.di-Publik, unter anderem mit einem Beitrag zum Urheberrecht.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Schwierige Neuanfänge für Exiljournalisten

Für Journalist*innen im Exil ist es schwer, in ihrem Beruf zu arbeiten. Gerade wenn sie aus Ländern kommen, die wenig im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. „Ich gehöre zu den Privilegierten“, sagt Omid Rezaee im Gespräch mit M. Der heute 34-jährige ist 2012 aus dem Iran geflohen, weil er dort wegen seiner Berichterstattung verfolgt wurde.Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, floh er zuerst in den Irak und dann nach Deutschland. Hier lebt er seit neun Jahren und arbeitet als Journalist.
mehr »