Gegen Einschüchterung vor Gericht mit SLAPPs

SLAPP Hammer Gericht

SLAPP: Ein Angriff auf Rechtsstaatlichkeit, Pressefreiheit und Demokratie. Foto: Unsplash

Ein Bündnis aus Medienorganisationen und NGOs, darunter die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, hat sich in einem Brief an die medien- und rechtspolitischen Sprecher*innen der demokratischen Parteien im Bundestag gewandt, um auf die wachsende Bedrohung durch sogenannte SLAPPs aufmerksam zu machen. Die „Strategic Lawsuits Against Public Participation“ (strategische Klagen gegen die Beteiligung der Öffentlichkeit) sollen Kritiker*innen einschüchtern und verdrängen.

Primäres Ziel einer SLAPP-Klage ist in der Regel nicht, eine Verurteilung der Beklagten oder eine Entschädigung für die Kläger*innen zu erreichen. Sie ist vielmehr ein symbolischer Akt der Machtausübung. Zwar sind die Folgen solcher Klagen für die Betroffenen meist finanzieller Art. Die Beklagten sollen aber auch eingeschüchtert und abgeschreckt werden. Dies könne zu blinden Flecken in der gesellschaftlichen Debatte führen, wo es einer kritischen Öffentlichkeit besonders dringend bedürfe, kritisiert das Bündnis die Klagepraxis. Sie sei eine ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie. Denn es bestehe das Risiko einer Selbstzensur, um solche mitunter existenzgefährdenden Klagen zu vermeiden.

In Deutschland seien NGOs und Journalist*innen zunehmend juristischen Angriffen ausgesetzt, erklärte das Bündnis. FragDenStaat und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) werden beispielsweise von Georg Friedrich Prinz von Preußen im Zusammenhang mit öffentlichen Äußerungen zu den Hohenzollern verklagt.

Auf europäischer Ebene werden derzeit rechtliche Maßnahmen gegen SLAPPs geprüft. Mit Blick auf die Bundestagswahl fordert das Bündnis die Parteien auf, sich zur SLAPP-Problematik zu verhalten und konkrete Maßnahmen zu benennen, mit denen Vertreter*innen des öffentlichen Interesses in Europa und Deutschland künftig besser vor potenziell missbräuchlichen Verfahren geschützt werden.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Ein Plädoyer fürs Zuhören

Zuhören, Gehörtwerden, den Dialog auf Augenhöhe führen – das sind Schlagworte unserer Zeit, Leerformeln der politischen Rhetorik. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprachen wir über journalistisches Zuhören, BigTech und den Sofortismus der Sozialen Medien.
mehr »

Presse-Versorgung hält hohes Zinsniveau

Die Vertreter*innenversammlung der Versicherten der Presse-Versorgung hat beschlossen, die Gesamtverzinsung für das Jahr 2026 im dritten Jahr in Folge beizubehalten. Damit behauptet die Presse-Versorgung erneut ihre Spitzenposition im deutschen Lebensversicherungsmarkt.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »