Gewerkschaften zeigen Madsack-Konzern an

Justitia Foto: Hermann Haubrich

Die Gewerkschaften dju in ver.di und DJV haben ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen Verantwortliche des Madsack-Konzerns beantragt. Grund dafür ist die verspätete und unzureichende Information der Betriebsräte über die Pläne zur Umstrukturierung der Online-Aktivitäten innerhalb der Mediengruppe. Diese sollen künftig für alle regionalen Angebote sowie das neue Portal rnd.de zentral aus Hannover gesteuert werden. Damit verbunden ist ein Stellenabbau an den einzelnen Standorten.

Mit dieser groben Missachtung von Informations- und Beratungsrechten habe die Konzernspitze gegen Paragraf 121 des Betriebsverfassungsgesetzes verstoßen, argumentieren die Gewerkschaften. So seien die Betriebsräte über die offenbar bereits seit Anfang 2017 entwickelten Pläne zur Neugestaltung der Online-Strategie erst unmittelbar vor deren öffentlicher Bekanntgabe per Pressemitteilung und Ausschreibung der künftig in Hannover zu besetzenden Stellen informiert worden. Damit sei den Betriebsräten, so dju und DJV, die Möglichkeit genommen worden, über die Maßnahmen und deren Folgen für die Mitarbeiter_innen in der vom Gesetz vorgesehenen Weise zu beraten sowie Alternativvorschläge zur Sicherung von Arbeitsplätzen zu unterbreiten, bevor entsprechende Pläne final umgesetzt werden. Zumal sich sowohl der Konzernbetriebsrat als auch örtliche Interessenvertretungen seit Mitte 2017 immer wieder ohne Erfolg nach Ergebnissen der konzernweit eingesetzten Arbeitsgruppen für die Entwicklung einer neuen Online-Strategie erkundigt hatten.

Madsacks „Digital-Offensive“ sieht eine als „Digital Hub“ bezeichnete, neue Online-Einheit in Hannover vor, die 70 Stellen umfassen soll, darunter 30, die an den bisherigen regionalen Standorten Lübeck, Rostock, Leipzig und Potsdam gestrichen und nach Hannover umgeschichtet werden sollen. Weil unklar ist, ob alle der derzeit in den Regionalverlagen Beschäftigten bereit sind, nach Hannover zu wechseln, könnten Kündigungen nicht ausgeschlossen werden, hieß es von der Konzernspitze.

Das nun in Gang gebrachte Ordnungswidrigkeitenverfahren sieht Geldbußen von bis zu 10.000 Euro gegen Verantwortliche vor, die Aufklärungs- oder Auskunftspflichten nicht, wahrheitswidrig, unvollständig oder verspätet erfüllen. dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß: „Es geht hier um einen rechtswidrigen Angriff auf die Interessen der Kolleginnen und Kollegen. Das Betriebsverfassungsgesetz gilt auch für einen Konzern wie Madsack und darf nicht gebrochen werden.“
DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall: „Die Madsack-Manager müssen lernen, dass Geschäftspolitik nach Gutsherrnart bei uns und den Betroffenen auf Widerstand stößt.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

COP30 und der Klimajournalismus

Die Weltklimakonferenz in Belém bringt das Thema Klimaschutz zurück auf manche Titelseiten. Aber welche Rolle spielt das Klima im Alltag in deutschen Medien? Alexandra Endres (table.media) und Torsten Schäfer (FH Darmstadt) beobachten das Geschehen schon länger und nehmen die CPO30 zum Anlass, um für eine Sendung des Deutschlandfunks darüber zu diskutieren.
mehr »

Ver.di: Deutsche Welle nicht kürzen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die geplante Etat-Senkung bei der Deutschen Welle, mit der eine Schrumpfung des deutschen Auslandssenders einhergehen wird. Stattdessen müsse eine ausreichende Finanzierung durch Bundesmittel gewährleistet werden.
mehr »

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben.
mehr »

RSF: Exilmedien als Quelle

Sie decken Korruption und Unterdrückung auf, wo ausländische Korrespondent*innen keinen Zugang haben: Exilmedien sorgen dafür, dass zuverlässige Informationen aus geschlossenen Diktaturen weiterhin verfügbar bleiben. In Kooperation mit dem JX Fund stellt Reporter ohne Grenzen (RSF) dar, wie wichtig Exiljournalist*innen in der internationalen Berichterstattung sind.
mehr »