Der Personalabbau in Nürnberg geht weiter: Um mindestens 80 Vollzeitstellen will der Verlag Nürnberger Presse (VNP) bis Ende März 2022 die Belegschaft verkleinern. Der Verlag, der die „Nürnberger Nachrichten“, die „Nürnberger Zeitung“ und die Online-Plattform Nordbayern.de in seinem Portfolio hat, baute bereits 2019/20 nach der Verschmelzung dreier einzelner zu einer Zentralredaktion 28 Vollzeitstellen durch einen „freiwilligen Sozialplan“ mit Abfindungen ab.
Wie bei einer Versammlung aller Mitarbeiter*innen Mitte Juli bekannt wurde, soll nun zum 1. August eine neue „Top-Struktur“ das Verlagshaus organisatorisch neu aufstellen. Die fünf Unternehmensbereiche Digitaleinheit, Redaktion und Content, Verkauf und Service, Druck und Verarbeitung sowie IT-Dienstleistungen in der bereits eigenständigen ITSMedia werden „klarer herausgestellt, inhaltlich wie strukturell“. Die Einheiten Verkauf und Service sowie Druck und Verarbeitung sollen laut Geschäftsführerin Erika Gassner „neu formiert“ und „Kräfte zu bestimmten Kompetenzen gebündelt“ werden. Neben den fünf Unternehmensbereichen werden sieben „Stabsstellen“ gebildet, neu ist dabei eine für die Unternehmensentwicklung. Bei dem Verlagsumbau, so Annika Peißker, Referentin Unternehmenskommunikation des VPN, werden sich „bestehende Prozesse verändern“, „neue Anforderungen und Positionen entstehen“. „Ebenso fallen Tätigkeiten und Stellen weg.“
Auf Basis der „doppelten Freiwilligkeit“ sollen bis Frühjahr 2022 die 80 Stellen abgebaut werden, wo der Verlag sie für die Zukunft als überflüssig ansieht, um die „beiden großen Ziele“ des Veränderungsprogramms zu erreichen: Die „schwarze Null“ im Geschäftsjahr 2023 und Gewinn ab 2024, wie sie Verlegerin Bärbel Schnell vor den Mitarbeiter*innen formuliert hat. Wie die wirtschaftliche Situation des Verlags wirklich aussieht, kann der Betriebsrat nicht überprüfen. Die Regelung des Tendenzschutzes hindert ihn an der Einsicht in die Geschäftsunterlagen.
Nicht betroffen von den Stellenstreichungen ist die ausgegliederte ITSMedia. Hier ist man laut Peißker sogar auf der Suche nach neuen Fachkräften. Die Redaktion, die ja bereits einen solchen „Freiwilligen Sozialplan“ hinter sich hat, werde „von der jetzt angekündigten Personalmaßnahme nur in Einzelfällen betroffen sein“, da der Umbau bereits weitgehend stattgefunden habe: „Neue Prozesse wurden eingeführt, neue Rollen etabliert.“ Auf eigenen Wunsch und in beiderseitigem Einvernehmen könnten aber auch Redakteurinnen und Redakteure von Aufhebungsvertrag und Abfindung Gebrauch machen.
Angst vor der Zerschlagung
Die Interessenvertretung, die ab Anfang August mit der Unternehmensleitung über die Ausgestaltung des Stellenabbaus verhandeln wird, befürchtet allerdings, dass dies der Anfang für eine weitere Aufspaltung des Verlags in Einzelteile sein könne, sagt Betriebsratsvorsitzender Udo Erhart. „Die Angst vor der Zerschlagung in der Belegschaft ist groß“, fasst Erhart die Stimmung im Verlag zusammen. „Derartige Pläne“ gebe es nicht, erklärt dagegen Peißker, fügt aber hinzu: „Perspektivisch ist denkbar, dass die Bereiche Digitaleinheit und Druck & Verarbeitung eigenständig werden könnten. Dies ist im Moment aber nur eine von mehreren Optionen und hängt von verschiedenen weiteren Entwicklungen ab. Konkrete Planungen liegen dazu nicht vor und sind aktuell auch nicht in Arbeit.“
Sollten sich bis zum 31. März 2022 nicht genügend Mitarbeiter*innen finden, die das Unternehmen mit Abfindung verlassen wollen, „können in einem nächsten Schritt betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden“. Dies, so Peißker, wolle die Geschäftsführung „jedoch mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten vermeiden“.
Der Personalleiter Wolfgang Preiß appellierte deshalb an die Mitarbeiter*innen, die Gelegenheit zu nutzen, den künftigen beruflichen Weg „für sich selbst zu reflektieren“. BR-Vorsitzender Erhart fasst diese Aufforderung zur Selbstreflexion für die Motivation vieler Verlagsmitarbeiter*innen so zusammen: Man komme zur Arbeit mit dem deutlichen Gefühl, besser gehen zu sollen.