Schon entdeckt? Katapult

Engagierte Medien

abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.

Katapult nennt sich selbst „Deutschlands erstes Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft“. Was im Titel einigermaßen trocken daherkommt, entpuppt sich bei näherem Studium als vergnügliche Lektüre für alle Zeitgenossen, die sich für intelligent aufbereitete Statistiken zu sozialwissenschaft­lichen Fragestellungen interessieren. Katapult verzichtet auf Fotos, sondern arbeitet ausschließlich mit Statistiken und Grafiken.

Die Titelstory des aktuellen Heftes: „Esst Mehlwürmer!“ misst und vergleicht den Wasserverbrauch, die Landnutzung, den essbaren Anteil und sowie den Eisen-Magnesium-Calcium-Gehalt von Rind, Hund, Schwein und – Mehlwurm. Die daraus folgende gastronomische Empfehlung dürfte allerdings nicht ­jedem schmecken. Am Beispiel von Landkarten belegt das Magazin, wie ­gelegentlich – zum Beispiel in der Terrorberichterstattung – eine politische Stimmung manipuliert werden kann. Auch, dass Umfragen gelegentlich in die Irre führen, wird nachgewiesen: Etwa die unhinterfragte These vom linksgrün dominierten deutschen Journalismus. Und wer in Nr. 13 die Titelgeschichte zum anhaltenden Auflagen-Crash der Bild-Zeitung samt Interview mit „Bildblog“-Chefredakteur Moritz Tschermak liest, versteht vielleicht eher, was hinter dem aktuellen Sparkurs des Springer-Konzerns steckt.

Gegen alle aktuellen Trends erscheint Katapult gedruckt, nicht als E-Paper. „Gedrucktes entschleunigt!“ lautet ein Motto der Redaktion. „Naturwissenschaftler haben keine Probleme, ihre Texte mit tollen Fotos auszustatten“, erläutert Chefredakteur und Geschäftsführer Benjamin Fredrich. In den Sozialwissenschaften sei das schwerer und werde daher auch kaum gemacht. Katapult begreife sich als eine Art „Geo der Sozialwissenschaft“.

Kernzielgruppe sind laut Media-Daten „Bildungsbürger in wirtschaftlich besser gestellten Verhältnissen“, darunter Multiplikatoren wie Lehrer*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen. Das vierteljährlich gedruckte Magazin erscheint seit 2016 im unabhängigen Katapult Verlag in Greifswald. Es ist rund 100 Seiten stark und hat eine aktuelle Druckauflage von 50.000 Exemplaren, davon gut 18.000 Abos. Das Einzelheft kostet 5,80 Euro, das Jahresabo 19,80 Euro. Sechzehn Mitarbeiter zählt die Redaktion. Alle – außer dem Programmierer – beziehen ein Einheitsgehalt von 2.250 Euro brutto. Die Finanzierung basiert auf Aboeinnahmen und Spenden, Anzeigen sind eher dünn gesät.

Die Leser*innen dürften Freude nicht nur an ernsthafter Wissenschaft haben, sondern auch an dosiert eingestreuten Quatsch-Grafiken. Es gibt nur ein‘ Rudi Völler? Irrtum. Nach Katapult-Recherchen leben in Deutschland mindestens vier. Und was steckt wohl hinter der Aussage: „Alle Rom führen nach Wege“? Auflösung auf Seite 4 des aktuellen Hefts!   Günter Herkel ‹‹

Weitere aktuelle Beiträge

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Gutes Ergebnis für die VG Wort

Im Jahr 2024 hat die VG Wort 165,64 Millionen Euro aus Urheberrechten eingenommen. Im Vorjahr waren es 166,88 Millionen Euro. Aus dem Geschäftsbericht der VG Wort geht hervor, dass weiterhin die Geräte-, und Speichermedienvergütung der wichtigste Einnahmebereich ist. Die Vergütung für Vervielfältigung von Textwerken (Kopiergerätevergütung) ist aber von 72,62 Millionen Euro im Jahr 2023 auf nun 65,38 Millionen Euro gesunken. Die Kopier-Betreibervergütung sank von 4,35 auf 3,78 Millionen Euro.
mehr »