ver.di droht Twitter mit Strafanzeige

Foto: Reuters/Kacper Pempel

ver.di droht dem Kurznachrichtendienst Twitter Germany mit einer Strafanzeige wegen Behinderung der Betriebsratswahlen. Zuvor hatte der Konzern erneut eine Frist für die Herausgabe der Wählerliste für die Betriebsratswahlen verstreichen lassen. Das wird nun per einstweiliger Verfügung gerichtlich eingefordert. Zugleich unterstützt ver.di eingereichte Kündigungsschutzklagen gegen die von Twitter auch in Deutschland ausgesprochenen Entlassungen.

In Deutschland sei es kein Kavaliersdelikt, eine Betriebsratswahl zu behindern, sondern strafrechtlich relevant, so Christoph Schmitz vom ver.di-Bundesvorstand und für den Bereich Medien zuständig. „Fälle wie dieser zeigen, wie richtig die Initiative vom Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ist, die Wahlbehinderung und andere Missachtungen der Betriebsverfassung auch gesetzlich noch schärfer zu regeln.“

In einem Anschreiben an die laut des Berliner Handelsregisters aufgeführten Geschäftsführer von Twitter Germany, Kevin Matthew Cope und Sean Jeffrey Edgett, beide wohnhaft in Kalifornien, betont die Gewerkschaft allerdings, dass die angedrohte Strafanzeige als „letzte ausdrückliche Warnung“ zu verstehen sei. Denn ver.di sei „an einer weiteren tatsächlichen und rechtlichen Eskalation nicht gelegen“, sondern vielmehr „an einer vertrauensvollen und fairen Zusammenarbeit“. ver.di sei jederzeit zu Gesprächen bereit. Dafür müssten die Geschäftsführer aber die Regelungen des Betriebsverfassungsgesetzes in jeder Hinsicht respektieren.

Hätte es zum Zeitpunkt der Kündigungen nach dem Kauf von Twitter durch Elon Musk bereits einen Betriebsrat bei Twitter gegeben, wären Musk von Anfang an Grenzen gesetzt gewesen, argumentierte ver.di. Die Gewerkschaft verweist darauf, dass bei den Mutterkonzernen der weltweit agierende Tech-Unternehmen in den USA von Januar bis November 142.000 Beschäftigte gekündigt worden sind, rund 3.500 davon bei Twitter.


Twitter sperrt Journalisten-Accounts

Twitter unter seinem neuen Eigner Elon Musk hat die Konten von rund einem halben Dutzend US-Journalisten gesperrt. Das meldete die „New York Times“. Sie ist ebenso davon betroffen wie CNN oder die „Washington Post“. Letztere schrieb, die Sperrungen seien am 15. Dezember abends ohne Vorwarnung erfolgt. Die dju in ver.di sieht sich bestätigt, dass unter Musk weniger Pressefreiheit möglich ist. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen


Aktualisierung  20.12.2022 

Erster Erfolg für Twitter-Beschäftigte

Die Androhung einer Strafanzeige wegen Behinderung der Betriebsratswahl bei Twitter Germany hat gewirkt. Dem Wahlvorstand wurden erste Daten zur Erstellung der Wählerliste übermittelt. Dem ersten Betriebsrat bei Twitter steht nun nicht mehr viel im Weg.

Mehr auf verdi.de: Erster Erfolg für Twitter-Beschäftigte – ver.di (verdi.de)

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »