Kölner im 3-Tage-Streik

Die Beschäftigten der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft fordern streiken für einen Haustarifvertrag und eine angemessene Bezahlung auch der jüngeren Kolleginnen und Kollegen
Foto: Manfred Metz

Es ist bereits der dritte Warnstreik. Und diesmal soll er drei Tage dauern. Seit gestern früh sechs Uhr haben die Redakteurinnen und Redakteure sowie die Redaktionssekretärinnen der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft (RRG) erneut ihre Arbeit niedergelegt und sind damit dem Aufruf ihrer Gewerkschaften, der dju in ver.di und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV), gefolgt. Es geht um die Rückkehr zum Tarif.

Mit ihrem Ausstand fordern die Beschäftigten einen Haustarifvertrag für den Betrieb, der zu gleichen Teilen dem Verlag M. DuMont Schauberg und dem Heinen-Verlag gehört. Streiktreffpunkt war das Stadtmuseum von Siegburg, wo die RRG mit einer Redaktion vertreten ist. „Wir haben sehr intensiv das weitere Vorgehen diskutiert“, sagte ver.di-Gewerkschaftssekretär Christof Büttner. In einer Pause informierten die Kolleg_innen auch die Passant_innen auf dem Siegburger Markt über ihr Anliegen und zogen spontan über den Marktplatz.

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Am Abend vermeldete ver.di-Gewerkschaftssekretär Stephan Otten „nach wie vor stabile Streikbereitschaft“. Die Redakteurinnen und Redakteure seien weiterhin bereit, sich dafür einzusetzen, dass auch die jüngeren Kolleg_innen für ihre Leistung angemessen bezahlt würden. Das sei nach ihrer Auffassung derzeit nicht der Fall.

Kolleginnen und Kollegen anderer Medienhäuser unterstützen die RRG-Beschäftigten im Tarifkonflikt und schicken Solidaritätsadressen, die auf der Website der Streikenden,  „zeitungsmacher.koeln“, veröffentlicht werden. Solidarisch zeigten sich auch die Teilnehmer_innen des dju-Betriebsräteseminars in Gladenbach: „Wie eine Wand stehen wir hinter Euch“

Die RRG wurde 2014 als gemeinsame Tochterfirma des Medienhauses DuMont Rheinland (Kölner Stadt-Anzeiger) und des Heinen-Verlages (Kölnische Rundschau) gegründet. Mit der Zusammenlegung der Lokalredaktionen beider Blätter in dem neuen Newsroom war für die rund 100 Beschäftigten allerdings auch die Tarifbindung weggefallen. Hinzu kommt: Beschäftigte, die nach der Umstrukturierung eingestellt wurden, müssen erhebliche Einbußen hinnehmen.

Zwei vorangegangene Warnstreiks Mitte August und Mitte Oktober haben bisher wenig Bewegung gebracht. Zuletzt hatte die Arbeitnehmerseite in der fünften Verhandlungsrunde am 20. Oktober nachgewiesen, dass eine generelle Tarifbindung finanzierbar sei. Auch bei Anerkennung der in der Branche geltenden Flächentarifverträge würden die Personalkosten in der RRG weiter sinken. Dem von Gewerkschaftsseite vorgelegten Entwurf für einen Anerkennungstarifvertrag hat die Geschäftsführung allerdings ein Eckpunkte-Papier entgegengesetzt, dass aus Sicht der Verhandlungskommission von dju in ver.di und DJV keine Grundlage zu weiteren Verhandlungen darstelle, da die Angebote weit hinter den Forderungen der Belegschaft zurückblieben.

Der nächste Verhandlungstermin findet am 24. November statt.


Aktualisierung: Sechste Verhandlungsrunde

Zur sechsten Verhandlungsrunde am 24. November in Leverkusen wiederholte die RRG-Geschäftsführung ihre Position, dass eine Anerkennung der für die beiden Berufsgruppen geltenden Flächentarifverträge die DuMont-Mediengruppe und den Heinen-Verlag finanziell überfordere.

Die Gewerkschaftsvertreter verwiesen erneut auf ihre Berechnungen, wonach die Wiedereinführung der Flächentarifverträge nicht zu steigenden, in den kommenden zehn Jahren sogar zu spürbar sinkenden Personalkosten führen würde. Die Geschäftsführung bestätigte diese Prognose grundsätzlich. Allerdings sei das von den Mutterhäusern im März 2014 angestrebte Ziel der „Kostenersparnis von ca. 4 Millionen Euro jährlich“ noch nicht vollständig erreicht.

Auch für die Arbeitgeber wäre die Rückkehr zu den Flächentarifverträgen von Vorteil, argumentierten die Gewerkschaften. Tarifverhandlungen sollten auf Bundesebene zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern geführt werden. Auch da werde die wirtschaftliche Lage der Branche berücksichtigt. ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner: „Wer wissen will, was ein fairer Preis  für ein Auto  ist, der schaut in die Schwacke-Liste. Und wer wissen möchte, was ein faires Gehalt und faire Arbeitsbedingungen sind, der schaut in den Flächentarifvertrag.“

In dieser Verhandlungsrunde sprachen die Parteien erstmals über Forderungen, die über die Anerkennung der Tarifverträge hinausgehen: etwa über die Eingruppierung der Sekretärinnen, Altersteilzeitangebote und den Anspruch auf Fortbildung. Dabei ließ die Arbeitgeberseite grundsätzlich Gesprächsbereitschaft erkennen.

Die Verhandlungen sollen am 10. Januar 2018 weitergehen.

 

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