ver.di fordert Tarifbindung bei G+J

Proteste bei Gruner+Jahr/ Bild: ver.di

Im Zuge der Fusion mit dem Fernsehsender RTL beabsichtigt das Verlagshaus Gruner+Jahr (G+J) aus dem Arbeitgeberverband auszuscheiden und die bisherige Tarifbindung komplett aufzugeben. Damit würde den Beschäftigten eine jahrelange Stagnation ihrer Gehälter drohen. Den Erhalt und den Ausbau von Tarifverträgen bei G +J forderten nun die Beschäftigten des Verlagshauses mit einer Flugblattaktion in Hamburg. Ver.di warnt vor einer Tarifflucht.

Für 230 Millionen Euro kaufte RTL im August das Zeitschriftengeschäft von G+J – und damit den Kern des Verlages, mit Magazinen wie „Stern“, „Geo“ und „Brigitte“. G + J gehört schon länger zum Bertelsmann-Konzern, der auch große Teile der RTL-Group besitzt. Was die Fusion konkret für die Beschäftigten bedeutet bleibt abzuwarten. Nicht nur ökonomisch. Auch wie sich die Redaktionen der beiden Fusionspartner künftig aufstellen, ist einstweilen unklar.

Die in der Gewerkschaft ver.di Aktiven warnten heute: „Ein Medienkonzern kann seine Wachstumsziele nur mit mehr Beschäftigung erreichen – nicht mit weniger. Entscheidend für die Qualität der journalistischen Inhalte sind die Arbeitsbedingungen. Wer hier durch Arbeitsverdichtung, Personalabbau und Tarifflucht spart, wird am Ende verlieren.“

G+J zählt zu den wichtigen Arbeitgebern in der Hansestadt. Die Zahl der Beschäftigten des Verlages liegt in Hamburg bei rund 2.500 Mitarbeiter*innen. Dass die Gehälter der meisten Beschäftigten trotz der Stabilität nicht regelmäßig erhöht oder wenigstens nach Tarif gezahlt werden, begründen die Geschäftsführungen seit Jahren mit dem Verweis auf angeblich „schlechte Märkte“. Die Gewerkschaft macht diese Argumentation stutzig. Denn „die Tarifflucht bei G+J fing bereits in den 1990ern an – also zu aus heutiger Sicht goldenen Zeiten.“

Bereits im August forderte die Bundesgeschäftsführerin der dju in ver.di, Monique Hofmann, die Geschäftsführung auf, „sich unmissverständlich öffentlich für eine Beschäftigungssicherung auszusprechen sowie Tarifbindung und Betriebsvereinbarungen zu bewahren und im Sinne der Mitarbeiter*innen zu stärken“.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Journalismus unter KI-Bedingungen

Digitalkonzerne und Künstliche Intelligenz stellen Medienschaffende vor neue Herausforderungen. „KI, Big Tech & Co. – was wird aus dem Journalismus?“ lautete folgerichtig der Titel der 11. Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB am 16. Oktober in Berlin. Über 80 Wissenschaftler*innen, Rundfunkräte und Journalist*innen informierten sich auch über den aktuellen Stand der Debatte über den neuen Medien“reform“staatsvertrag.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »