Ob in Hamburg, Essen, Passau, Offenbach, Frankfurt/Oder, Berlin – hunderte Arbeitsplätze werden derzeit in der Medienbranche gestrichen. Oder sie verlieren an Wert, weil sie in nicht tarifgebundene Töchter, Auffanggesellschaften und derlei mehr verschoben werden.
Begründung in den meisten Fällen: Die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise ist Schuld. Sicher, sie sind auch nur schwer zu übersehen, die Folgen der weltweiten Geldvernichtermaschinerie. Dennoch: Gleicht dieses Kehren mit dem eisernen Besen nicht einer Flurbereinigung von Unternehmensstrukturen, die eh durch Missmanagement schon beschädigt waren? Gefehlt haben doch offensichtlich in den letzten Jahren langfristige Konzepte für moderne und effiziente Medien im Internetzeitalter. Vielleicht hätten sie nicht die schnelle hohe Rendite gebracht, aber dafür höhere Inhaltequalität? Und wenn wir unterstellen, dass der Bürger umfassende Information bevorzugt, hätte das womöglich auf lange Sicht den Bestand einer vielfältigen Presse gesichert? Fragen, die sowohl in der Politik als auch in den Medien selbst zu selten gestellt werden. Warum auch tiefer bohren, wenn man ja mit der anonymen Finanzkrise einen Schuldigen längst gefunden hat. „Die Verleger sind gegangen, die Kaufleute gekommen“, brachten es Betriebsräte bei der WAZ auf den Punkt, nachdem die Unternehmensberatung Schickler noch mehr „überflüssige“ Lokalredaktionen ausgemacht hatte, als zuvor angekündigt. Auch bei Gruner + Jahr wird künftig auf journalistischer Sparflamme gekocht, auf wirtschaftsjournalistischer wohl gemerkt. Wie sinnvoll: In einer Zeit, in der Fachkompetenz, gründliche und investigative Recherche vor allem in der Wirtschafts- und Finanzpolitik dringend geboten wären! Gerade im Zuge des Bankendebakels gerieten die Medien in die Kritik, dass sie den Einflüsterungen des Kreditgewerbes zu leicht erlagen, weit entfernt von einem unabhängigen Journalismus. Einmal mehr tut sich die Frage auf, ob der Journalismus aufgrund zu vieler vernachlässigter Themen seiner öffentlichen Berichterstatter- und Kontrollaufgabe noch gerecht wird.
Das Privatfernsehen schaut derweil auf 25 Lebensjahre zurück. Gemischte Gefühle kommen auf. Viel Schrott wurde produziert, aber auch Grimme-Preisträger und niveauvolle Quotenknüller waren dabei. Feierlaune will jedoch nicht bei allen aufkommen. Auch hier geht der Umzug von ProSiebenSat.1 von Berlin nach München mit dem Verlust von Arbeitsplätzen einher. Die Streiks der Beschäftigten konnten das Vorhaben nicht stoppen. Nur 32 von 222 der betroffenen Mitarbeiter folgen dem Sender an den neuen Standort, so Vorstand Andreas Bartl im Focus. Nach wie vor werden Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag verweigert. Im krassen Widerspruch zum dramatischen Personalabbau steht die neuerliche Ausschüttung einer Dividende für die Aktionäre der ProSiebenSat.1 Media AG, konstatiert ver.di. Nutznießer ist die umstrittene Investmentfirma KKR Permira. So wie die Banken, so die Medien, scheint die Devise!