Tilmann P. Gangloff

Sport ist Trumpf

Das musste man als Eishockey-Freund gesehen haben: Tausende feierten in der Kölnarena noch lange nach dem Schlusspfiff die deutsche Mannschaft, obwohl sie gerade gegen Finnland aus dem Turnier ausgeschieden war. In allen drei Stadien der Eishockey-WM gab es eine Euphorie, wie sie diese Sportart hierzulande noch nie erlebt hat. Leider bekam man außerhalb der Arenen kaum etwas davon mit. Denn im Gegensatz zu früheren Jahren, als sportliche Spektakel dank der Übertragung im Fernsehen die gesamte Nation elektrisierten, war die Öffentlichkeit nun weit- gehend ausgeschlossen: Das Eishockey-Ereignis fand auf Premiere World statt.
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„Die Welt“ wildert im fremden Revier

"Die moderne süddeutsche Zeitung ist die Welt": eine ungewöhnlich kecke Reklame für eine bekanntermaßen konservative Zeitung. Beim Süddeutschen Verlag fand man den frechen Werbespruch aber gar nicht komisch und erwirkte eine Einstweilige Verfügung. Prompt freute man sich beim Axel Springer Verlag über die zwei Fliegen, die man mit einer Klappe erlegt hatte: Das Abenteuer Bayern scheint aufzugehen, und der Hauptkonkurrent sorgte mit seinem juristischen Schachzug für zusätzliches Aufsehen. Springer konterte mit bereits vorbereiteten neuen Plakaten: "Bayern bekommt einen besonderen Platz in der Welt" - auch dies durchaus doppeldeutig, juristisch allerdings unanfechtbar.
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Wer kontrolliert das Internet?

In den letzten zwei Jahrzehnten hat das Medienangebot sprunghaft zugenommen. Die Gesetzgebung hat Schritt gehalten. Kino, Fernsehen, Video, Internet: Für alle Bereiche wurde der Jugendschutz gesetzlich verankert. Doch jedes Mal ist ein eigenständiges Regelwerk mit eigenen Jugendschutzbestimmungen sowie eine eigene Instanz der Selbst- oder Fremdkontrolle geschaffen worden. Selbst Juristen sind der Meinung: Angesichts der mehrfachen Vermarktungs- und Verbreitungsmöglichkeiten von Spielfilmen und des Zusammenwachsens von Telekommunikation, Computer und digitalisiertem Rundfunk bedürfe es "einer Kehrtwende" bei der Medienkontrolle.
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Blut ist dicker als Wasser

Die deutsche Fernsehlandschaft ist endgültig in Senderfamilien aufgeteilt Schon seit Jahren funktioniert Medienaufsicht in Deutschland nach dem Prinzip von Hase und Igel. Weil Konzerne wie Bertelsmann oder Kirch-Gruppe den Kontrolleuren stets einen Schritt voraus waren, blieb denen nichts anderes übrig, als die Gesetzgebung an die Realität anzupassen. Mit der Aufteilung der Fernsehlandschaft in Senderfamilien hat sich das Modell der Konzentrationskontrolle endgültig erledigt.
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Verkummerung des Journalismus

Fälschung ist offenbar nicht gleich Fälschung. Während "Lügen wie gedruckt" bestraft wird, scheinen für das Fernsehen andere Regeln zu gelten. Als die RTL-Sendung "stern tv" vor einigen Jahren zugeben musste, dass die Beiträge des Mitarbeiters Michael Born erstunken und erlogen waren, passierte nichts. Günther Jauch, als Moderator keineswegs bloß ein Ansager, kam mit der Ausrede davon, die Filme nie am Schneidetisch überprüft zu haben; nicht einmal sein Image nahm Schaden.
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