Ulla Lessmann

Der Bürger reibt sich verwundert die Augen

Heute morgen ist er mir wieder im Radio begegnet: Der Bürger als solcher. Wahrscheinlich war er gerade aufgestanden, rieb sich die Augen und wurde bei dieser Tätigkeit sofort von einem Journalisten aufgespürt. So ist das eben in der Mediengesellschaft, selbst beim Augenreiben haben sie einen beim Wickel. Steht also da, der Bürger, nichts Böses ahnend und schon verkündet ein Hörfunkkommentator ihm beim Frühstücksei: "Der Bürger reibt sich verwundert die Augen."*
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Wir alle bauen keine neue Bank

Haben Sie heute schon erfolgreich fusioniert? Nein? Im Gegenteil, Sie haben grässlich laienhaft beim Fusionieren versagt? Dann schämen Sie sich, denn es lacht die ganze Welt über Sie! Ja, ja, auch über Sie oder über dich, liebe Kollegin, lieber Kollege. Denn auch du hast dich der unverzeihlichen Peinlichkeit schuldig gemacht, die Fusion der Deutschen und der Dresdner Bank in den Sand zu setzen; auch Sie, Mann auf der Straße, Frau in der Küche, sind kläglich vor aller Welt gescheitert.
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Patriarchaler Hort: Die Zeitungen

Obwohl Frauen mit politischer Macht und wissenschaftlicher Kompetenz in den Medien sowohl thematisch als auch personell noch wesentlich weniger vorkommen als in der Wirklichkeit, tut sich etwas in Sachen Frauen in den Medien: Die zweite weltweite Stichtagsuntersuchung zum Bild der Frauen in und ihre Beteiligung an den Medien des "Global Media Monitoring Projects" (ein Auftrag der Weltfrauenkonferenz in Peking von 1995) konnte zumindest für die deutsche Landschaft Erfreuliches melden.
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Der Druck wächst: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Doch, doch, auch ich bin begeistert von meiner Zunft: Da wird ja endlich wieder recherchiert und enthüllt und ausgegraben! Ich gucke alles und lese alles und freue mich über die gnadenlos und schonungslos aufgedeckten Sümpfe, in denen gewaschenes Geld vor sich hin stinkt. Ich bin glücklich über den Kollegen, der im "Sumpf nur die Spitze des Eisbergs" glitzern sieht (da muss man erst mal drauf kommen!).
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Kampf um die Macht am Rhein

Seit Mitte Dezember wurden die Kölner/innen täglich mit farbenprächtigen Gratiszeitungen zugeschüttet: Blau präsentierte sich "20 Minuten Köln" vom norwegischen Medienkonzern Schibsted, zum Mitnehmen aus rund 500 Klarsichtboxen an U-Bahnhöfen und Haltestellen, rot hielt das Boulevardblatt "Express" mit einer kostenlosen Light-Ausgabe dagegen, weiß mischte der Springer-Konzern mit "Köln-Extra" mit und fast hätte es aus 100 grünen Boxen auch noch den "Kölner Morgen" des Tageszeitungs-Monopolisten DuMont Schauberg gegeben.
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Frauen vor – noch ein Tor

Der WDR-Rundfunkrat hat ein Machtwort gesprochen: Er fordert, die extreme Unterrepräsentanz von Frauen bei der Sportberichterstattung und -moderation zu ändern und gezielte Nachwuchsförderung zu betreiben. Nötig ist das allemal: Bei der größten Rundfunkanstalt Europas sind ganze zwei Sportredakteurinnen angestellt. Erster Erfolg des Gremienwunsches: Die ARD-Programmdirektion sicherte den Frauenbeauftragten ihrer Sender zu, im Team für die Olympiade 2000 in Sydney den Frauenanteil zu verdoppeln.
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Ältere Frauen: Dem Fernsehvolk nicht zumutbar?

Werden ältere Menschen in Hörfunk und Fernsehen "Überhört und übersehen?". Diese Frage stellte ein internationaler Medienkongreß in Köln, den das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) gemeinsam mit dem WDR, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem NRW-Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit und der "Nederlands Platform Ouderen en Europa" in Köln veranstaltete. Anlaß war zum einen das UNO-Jahr für Senioren, zum anderen lieferten aktuelle Untersuchungen zum Altersbild im Fernsehen und zur Altersstruktur der Konsument/innen Diskussionsstoff. Ein wichtiges Ergebnis: Ältere Moderatorinnen und Expertinnen werden Zuschauer/innen europaweit…
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Manipulation, Zensur und Lüge

Mehr als 15.000 Menschen unterschrieben in den vergangenen Monaten den vom "Forum Gewerkschaften/Redaktion Sozialismus" initiierten Aufruf gegen den NATO-Krieg in Jugoslawien - jetzt trafen sich rund 400 von ihnen im Frankfurter DGB-Haus, um zum Thema "Nach dem Balkan-Krieg: Die NATO, die neuen Weltordnung und die Gewerkschaften" zu informieren, zu diskutieren und gegen die erneute Rechtfertigung des Krieges durch den DGB-Bundesvorstand am Antikriegstag zu protestieren.
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Überschattete Beobachter

Wenn man mal keine Lust zum Recherchieren hat und alles so schwierig ist, und man doch gerne mal seine eigene Meinung loswerden will, die immer niemand hören will und man sagt auch nicht so furchtbar gerne "ich meine" (manche sagen "ich denke", aber das glaubt ihnen ja auch keiner), also dann erfindet man als Journalistin ja gerne mal "Experten".
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Wo bleibt die demokratische Kommunikationskultur?

"Es ist und bleibt ein fundamentaler Unterschied, ob Programme hergestellt und verbreitet werden, um Geld zu verdienen oder ob - öffentlich-rechtlich - Gebühren erhoben werden, um Programme zu finanzieren." So brachte Detlef Hensche zur Eröffnung des Kongresses zur Zukunft des Rundfunks, der unter dem Motto "Soviel Freiheit muß sein!" stand, den Konfliktstoff auf den Punkt. Der von DGB, IG Medien, GEW, DJV und DAG organisierte Kongreß in der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt diskutierte in hochkarätig besetzten Arbeitsgruppen mit über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
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Mutterschiff mit gefechtsbereiten Schnellbooten

"Der MDR ist das Mutterschiff, das mit seinen Töchtern, den gefechtsbereiten Schnellbooten, optimal für die Zukunft gerüstet ist." Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, liebt dieses kriegerische Bild, mit dem er gleich mehrfach sein unter allen ARD-Schwestern am massivsten betriebenes Ausgründungskonzept beschreibt.
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Der Mystifizierung folgt die Melancholie

Dem "Mißverhältnis zwischen öffentlicher Debatte und täglicher Realität in den Betrieben" wollte, so Detlef Hensche, die zweite gemeinsame Fachtagung von IG Medien und DPG zu den ökonomischen, sozialen, arbeitsrechtlichen, gesellschaftspolitischen und gewerkschaftlichen Auswirkungen der digitalen Revolution entgegenwirken. Folgerichtiger Titel: "Multimedia und Arbeitswelt".
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