Filmtipp

Dokfilm mit feministischem Blick

Das Frankfurter Filmfestival „Remake. Frauen Film Tage“, veranstaltet von der Kinothek Asta Nielsen, widmet sich vom 5. bis 10. Dezember vor allem der Filmgeschichte, rezipiert aus feministischer Perspektive. Auch verschollen geglaubte Werke von Filmemacherinnen kommen hier nun digitalisiert zur Aufführung. Bereits 2018 hatte die Kinothek die Frankfurter Dokumentaristin Edith Marcello wiederentdeckt. Diesmal wird ihr Schaffen mit einer kleinen Femmage gewürdigt: Darunter Reportagen aus den 1960/70ern, die sich den Themen Arbeitsmigration und Frauenbewegung widmen.
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Filmtipp: „Ich bin! Margot Friedländer“

Es ist nicht zuletzt die Mitwirkung der mittlerweile über hundert Jahre alten Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die diesen Film zu einem herausragenden Werk macht. Das Doku-Drama der Grimme-Preisträger Raymond und Hannah Ley erzählt von ihren 15 Monaten im Berliner Untergrund, bis sie schließlich nach Theresienstadt deportiert wurde.
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Filmtipp: „White Angel“ 

Der Eröffnungsfilm des 66. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm DOK hätte eindrücklicher nicht sein können: Das Grauen vermittelt sich über Wackelbilder einer Action-Cam – unweigerlich entsteht eine Assoziation zu Ego-Shooter-Spielen. Aber hier wird nicht geschossen, sondern gefahren, gerannt, geräumt, geholfen. Als Zuschauende sind wir mitten im Krieg – aber auf der Seite der Polizist*innen und Helfer*innen, die mit einem weißen Transporter, den die Bevölkerung „weißer Engel“ nennt, Menschen aus der ukrainischen Kleinstadt Marinka in der Provinz Donezk evakuiert.
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Filmtipp: „Eren“

Im letzten Jahr hat Arte einen Dokumentarfilm gezeigt, dessen poetischer Titel in krassem Widerspruch zu den Ereignissen stand, die er schilderte: „Mit wehenden Haaren gegen die Mullahs“ ist das Porträt einer Journalistin, die zur Ikone des iranischen Widerstands gegen das religiöse Regime geworden ist. Vermutlich schwebte Maria Binder mit „Eren“ ein ähnliches Werk vor, aber ihr Film konzentriert sich ausschließlich auf die Titelheldin Eren Keskin. Das tut ihm nicht gut.
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Filmtipp: „Vergiss Meyn nicht“

Als die Polizei im Herbst 2018 den von Umweltschützer*innen besetzten Hambacher Forst räumte, verunglückte der Filmstudent Steffen Meyn tödlich; er hatte die Besetzung des Waldes dokumentarisch begleitet. Der Film „Vergiss Meyn nicht“ setzt sich aus seinen Aufnahmen zusammen und gibt auch dank vieler Interviews unmittelbare Einblicke in die Protestbewegung.
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Filmtipp: Frauen in Landschaften

Ob irgendwann mal jemand von Markus Söder wissen wollte, wie er Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen hat? Vermutlich nicht, Männer müssen solche Fragen eher selten beantworten. Bei erfolgreichen Frauen ist das Thema dagegen Standard. Trotzdem entspricht der Dokumentarfilm "Frauen in Landschaften" nur scheinbar diesem Klischee, obwohl Sabine Michel ihre Protagonistinnen auch deshalb ausgesucht hat: Die vier Politikerinnen sind allesamt Mütter und stammen zudem wie die Regisseurin aus dem Osten.
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Filmtipp „Jeder schreibt für sich allein“

Gemeinsam mit Anatol Regnier, dem Autor des gleichnamigen Buches, nähert sich der dutzendfach ausgezeichnete Regisseur Dominik Graf Schriftstellern wie Gottfried Benn, Erich Kästner oder Hans Fallada, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geblieben sind. Der fast drei Stunden lange Dokumentarfilm geht der Frage nach, welche Haltung sie dem Nationalsozialismus gegenüber in ihrem Schreiben, Denken und Empfinden entwickelten.
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Filmtipp: Die Bilderkriegerin

„Der Rausch des Kampfes wird oft zu einer mächtigen und tödlichen Sucht. Denn Krieg ist eine Droge.“ Diese Erkenntnis stammt nicht von einem Soldaten, sondern von Chris Hedges, Kriegsberichterstatter der New York Times. Anja Niedringhaus könnte diesen Satz auch gesagt haben. Sie zählte zu den angesehensten Kriegsfotografinnen überhaupt, 2005 ist sie als erste Deutsche mit dem Pulitzer-Preis geehrt worden.
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Filmtipp: „Schachnovelle“

Als Stefan Zweig Ende der Dreißigerjahre im brasilianischen Exil seine „Schachnovelle“ verfasste, verstand er die Erzählung als Hommage an die Unbesiegbarkeit des Geistes. Mit seiner kühnen Adaption hat Eldar Grigorian die Geschichte über einen Wiener Notar, der sich in der Gestapo-Einzelhaft in eine Wahnwelt rettet, neu erfunden.
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Filmtipp: „Die Sonne ist überall gelb“ 

Vier Frauen und ein Kind reisen in einem Campingbus quer durch Europa: Als Spielfilmstoff wäre das vielleicht spannend, aber als Dokumentarfilm? Afraa Batous beschränkt sich zudem darauf, Momentaufnahmen aneinanderzureihen. Die Bildgestaltung ist ebenfalls radikal reduziert. Offenbar sollte nichts und niemand von den Protagonistinnen ablenken, zu denen auch die Regisseurin gehört: Sie stammen aus Syrien und gewähren in langen Monologen Einblicke in ihr Innenleben.
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Filmtipp: „Picknick in Moria“

Die litauische Regisseurin Lina Lužyte hat für ihren Dokumentarfilm über die Lage der Flüchtlinge in einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos einen ungewöhnlichen Ansatz gefunden: Sie porträtiert den afghanischen Künstler Talibshah Hosini, der seit vielen Monaten mit seiner Familie in Moria lebt und seinerseits mit anderen Asylsuchenden einen Spielfilm über eine geflüchtete Familie dreht.
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Filmtipp: „Die Gewerkschafterin“

Der französische Film, eine fesselnde Mischung aus Krimi und Justizdrama, erzählt eine schockierend wahre Geschichte: Die führende Gewerkschaftsfunktionärin des staatlichen Atomkonzerns wird im eigenen Haus überfallen und vergewaltigt, weigert sich jedoch, sich ins übliche Opferbild zu fügen. Weil die Ermittlungen zudem einige Ungereimtheiten offenbaren, kommt es zu einer Umkehrung der Rollen: Sie wird angeklagt, die Tat vorgetäuscht zu haben, und schließlich schuldig gesprochen.
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Filmtipp: „Erfundene Wahrheit“

Daniel Sagers Dokumentarfilm „Erfundene Wahrheit“ bringt den Fälscher-Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius in die Streamingdienste. "…Er trägt eine schusssichere Weste, automatisches Gewehr, Nachtsichtgerät, irgendwann drückt er ab…" – Claas Relotius, Deutschlands bekanntester Reporter, wusste, was in einer schönen Reportage nicht nur über Amerikaner nahe der mexikanischen Grenze stehen muss. 
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Filmtipp: „Wo ist Anne Frank?“

Wie lässt sich das Interesse heutiger Jugendlicher für das berühmteste Tagebuch der Welt wecken? Ganz einfach: indem die Geschichte mit der Gegenwart verknüpft wird. Anne Frank hat ihre Aufzeichnungen an eine imaginäre Freundin geschrieben, und die wird in Ari Folmans kühnem Entwurf lebendig. Trotzdem ist das Animationswerk kein Kinderfilm.
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„Propagandaschlacht um die Ukraine“

Der Krieg um die Ukraine wird nicht nur militärisch mit Panzern, sondern auch medial mit Propaganda geführt. Er ist der erste, der in Echtzeit in den Medien ausgetragen wird – vor allem im Internet. Ukrainische WarToker*innen, die von der Front berichten, stoßen auf russische Trollarmeen, die auf Instagram posten. Diese Propagandaschlacht wird in der WDR-ARTE-Dokumentation mit viel Video- und Informationsmaterial aus dem Netz analysiert – anschaulich und erkenntnisreich, doch trotz der bunten Bilder inhaltlich etwas schwarz-weiß.
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Filmtipp: „Sorry Genosse“

Der Dokumentarfilm von Vera Brückner beginnt als deutsch-deutsche Liebesgeschichte und wandelt sich dann unversehens zu einem dokumentarischen Thriller. Die beiden Studierenden Hedi und Karl versuchen im Deutschland der 70er Jahre einen Weg für ihre Liebe zu finden. Wie Karl vor fünfzig Jahren die Geheimdienste an der Nase herumgeführt hat, um seiner Geliebten die „Republikflucht“ zu ermöglichen, ist derart haarsträubend, dass die Geschichte als Spielfilm völlig unglaubwürdig wäre.
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