Kritik an vertagter Entscheidung über Rundfunkbeitrag

Eigentlich wollten die Ministerpräsident_innen der Länder in dieser Woche die Höhe des Rundfunkbeitrags ab 2017 beschließen. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (KEF) hatte eine Senkung um 30 Cent empfohlen. Doch offenbar herrscht unter den Ländern keine Einigkeit. Die Entscheidung wurde deshalb vertagt und wird voraussichtlich erst im Herbst fallen. ver.di hat das Hinausschieben der Entscheidung kritisiert und fordert Klarheit für Rundfunkanstalten und Beitragszahler_innen.

Bereits im April hatte die KEF in ihrem 20. Bericht empfohlen, den Rundfunkbeitrag für die Jahre 2017 bis 2020 in Höhe von derzeit 17,50 Euro pro Monat um 30 Cent auf 17,20 Euro abzusenken. Das wäre die zweite Senkungsrunde in Folge gewesen. Begründet wurde die Empfehlung mit den Mehreinnahmen, die durch die Umstellung von der gerätegebundenen Gebühr auf die geräteunabhängige „Haushaltsabgabe“ generiert, bisher aber auf Sperrkonten zurückgehalten wurden. Diese Einnahmen sollen nun verwendet werden.
ver.di-Vize Frank Werneke kritisierte das Hinausschieben der Entscheidung, weil damit weder für die Rundfunkanstalten noch für die Beitragszahler_innen Klarheit geschaffen würde. Zudem wies er erneut darauf hin, dass die Sender schon heute unter enormem Kostendruck stünden – mit der Folge, dass Stellen abgebaut und Tätigkeiten verstärkt in freie Mitarbeit ausgelagert würden. Er plädierte deshalb dafür, weiterhin Rücklagen zu bilden, „um damit künftige Beitragssteigerungen abzumildern, statt ein ständiges Auf und Ab zu verursachen“. Außerdem könne man den Sendeanstalten nicht ständig mehr Aufgaben abverlangen, zum Beispiel im Onlinebereich, ohne für eine entsprechende Gegenfinanzierung zu sorgen.

Die Entscheidung über die künftige Höhe des Rundfunkbeitrags wird nun voraussichtlich erst im Herbst fallen. Bis Jahresende haben die Landesparlamente dann Zeit, den neuen Beitrag zu beschließen. Alle Länder müssen dabei zustimmen.

Weitere aktuelle Beiträge

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »