Weniger Papierrascheln

Das Jahr 2012 geht zu Ende – kein gutes für viele Medien-Beschäftigte. Hunderte bekamen im kalten November die Kündigung auf den Tisch oder bangen wegen eingeleiteter Insolvenz um ihren Arbeitsplatz. Das Aus für die Financial Times Deutschland und wahrscheinlich auch für die Frankfurter Rundschau sowie der traurige Niedergang der Nachrichtenagentur dapd traf die Branche ins Mark.


Aber kommt diese Entwicklung von Ungefähr? Eher Nein. Seit Jahren wird versucht, die Zeitungsverlage durch Kosteneinsparungen – Entlassungen, Umstrukturierungen, Auslagerungen, Tariflucht – stabil zu halten. Und so steht die Zeitungsbranche trotz sinkender Anzeigenerlöse und Abonnentenzahlen derzeit wirtschaftlich gar nicht so schlecht da, wie sie es gern weismacht. Fakt ist aber auch, dass alle „Sparerei“ ihre Grenzen hat und Verleger offenbar nicht bereit sind, weiter in Presse- und Medienvielfalt zu investieren ohne hohe Renditeaussichten. Deshalb scheint die Zeit gekommen, abzustoßen, was nichts mehr einbringt. Die Schuld für die „Misere“ wird auf das anzeigenverschlingende von anderen beherrschte Internet geschoben. Dass es bei den meisten Verlagen seit Jahren an Innovationen und zukunftsträchtigen Strategien mangelt, will man nicht hören.

Das Papierrascheln beim Umblättern von Zeitungs- oder auch Buchseiten wird weniger, was viele bedauern! Die Tablet-Generation fusioniert gerade mit den Smart-Phone-Fans, mit dem Hybrid-Fernseher geht’s ins Netz. Die junge Generation noch allein für das Lesepapier zu begeistern, scheint aussichtslos. Sie aber für spannende Geschichten aus ihrer Region, weltweite Informationen, politische Hintergründe zu interessieren, die sie dann in einer „Online-Zeitung“ findet, kann aussichtsreich sein. Deshalb wird auch in Zukunft ein qualitativ hochwertiger, ein kritischer Journalismus gebraucht. Und wir dürfen nicht müde werden, über journalistische Maximen zu streiten – so wie, in alter Tradition, auf dem diesjährigen Journalistentag der Medienschaffenden in ver.di. Trotz alledem oder gerade deshalb, wünscht die M-Redaktion erholsame Feiertage und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr.

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »