Tilmann P. Gangloff

Wissen macht Ah! heißt es im KiKA

Kinder sollen Milch trinken, finden die Eltern, aber der Nachwuchs würde lieber Schokolade naschen; also wurde der Kakao erfunden. Das stimmt natürlich so nicht, lässt sich als Bild aber prima auf den TV-Konsum übertragen. Um die Zielgruppe der Kinder nicht ans Privatfernsehen zu verlieren, haben ARD und ZDF 1997 den Kinderkanal ins Leben gerufen. Zwar setzt auch der KiKA größtenteils auf Unterhaltung, aber zwischendurch gibt’s immer wieder gut gemachte und vielfach ausgezeichnete Informationssendungen. Das kommt laut einer aktuellen Umfrage auch bei den Eltern gut an. 
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Filmtipp: Die Bilderkriegerin

„Der Rausch des Kampfes wird oft zu einer mächtigen und tödlichen Sucht. Denn Krieg ist eine Droge.“ Diese Erkenntnis stammt nicht von einem Soldaten, sondern von Chris Hedges, Kriegsberichterstatter der New York Times. Anja Niedringhaus könnte diesen Satz auch gesagt haben. Sie zählte zu den angesehensten Kriegsfotografinnen überhaupt, 2005 ist sie als erste Deutsche mit dem Pulitzer-Preis geehrt worden.
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Filmtipp: „Schachnovelle“

Als Stefan Zweig Ende der Dreißigerjahre im brasilianischen Exil seine „Schachnovelle“ verfasste, verstand er die Erzählung als Hommage an die Unbesiegbarkeit des Geistes. Mit seiner kühnen Adaption hat Eldar Grigorian die Geschichte über einen Wiener Notar, der sich in der Gestapo-Einzelhaft in eine Wahnwelt rettet, neu erfunden.
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Filmtipp: „Die Sonne ist überall gelb“ 

Vier Frauen und ein Kind reisen in einem Campingbus quer durch Europa: Als Spielfilmstoff wäre das vielleicht spannend, aber als Dokumentarfilm? Afraa Batous beschränkt sich zudem darauf, Momentaufnahmen aneinanderzureihen. Die Bildgestaltung ist ebenfalls radikal reduziert. Offenbar sollte nichts und niemand von den Protagonistinnen ablenken, zu denen auch die Regisseurin gehört: Sie stammen aus Syrien und gewähren in langen Monologen Einblicke in ihr Innenleben.
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Filmtipp: „Picknick in Moria“

Die litauische Regisseurin Lina Lužyte hat für ihren Dokumentarfilm über die Lage der Flüchtlinge in einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos einen ungewöhnlichen Ansatz gefunden: Sie porträtiert den afghanischen Künstler Talibshah Hosini, der seit vielen Monaten mit seiner Familie in Moria lebt und seinerseits mit anderen Asylsuchenden einen Spielfilm über eine geflüchtete Familie dreht.
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Filmtipp: „Die Gewerkschafterin“

Der französische Film, eine fesselnde Mischung aus Krimi und Justizdrama, erzählt eine schockierend wahre Geschichte: Die führende Gewerkschaftsfunktionärin des staatlichen Atomkonzerns wird im eigenen Haus überfallen und vergewaltigt, weigert sich jedoch, sich ins übliche Opferbild zu fügen. Weil die Ermittlungen zudem einige Ungereimtheiten offenbaren, kommt es zu einer Umkehrung der Rollen: Sie wird angeklagt, die Tat vorgetäuscht zu haben, und schließlich schuldig gesprochen.
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Vom Verschwinden der Kindheit

„Kinder sind unsere Zukunft“, heißt es gern in politischen Sonntagsreden. Kinder sind jedoch nicht Zukunft, sondern Gegenwart, und in dieser Gegenwart haben sie keine Lobby, weil sie, wie Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger lakonisch feststellt, „keine Autos kaufen“. So erklärt sich womöglich auch, warum das Kinderfernsehen im öffentlichen Diskurs keinerlei Rolle mehr spielt. 
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Filmtipp: „Wo ist Anne Frank?“

Wie lässt sich das Interesse heutiger Jugendlicher für das berühmteste Tagebuch der Welt wecken? Ganz einfach: indem die Geschichte mit der Gegenwart verknüpft wird. Anne Frank hat ihre Aufzeichnungen an eine imaginäre Freundin geschrieben, und die wird in Ari Folmans kühnem Entwurf lebendig. Trotzdem ist das Animationswerk kein Kinderfilm.
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Filmtipp „Kalle Kosmonaut“

Am Anfang war’s eine Dokumentation über ein Schlüsselkind, am Ende wurde daraus ein Langzeitprojekt: Ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth den damals zehnjährigen Pascal aus Berlin-Hellersdorf durch die Höhen und Tiefen seines jungen Lebens begleitet; ein Experiment mit völlig offenem Ausgang. Der Film hatte auf der Berlinale im vergangenen Jahr Premiere und kommt nun am 26. Januar in die Kinos.
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Filmtipp „Holy Spider“

Ein braver Familienvater wähnt sich auf einer heiligen Mission und tötet Sexarbeiterinnen, die in der heiligen Stadt Maschhad am Straßenrand auf Kunden warten: Daraus hätte leicht ein reißerischer Thriller werden können. Davon ist „Holy Spider“ allerdings weit entfernt, selbst wenn Ali Abbasi seinen Film mit der Aufnahme einer nackten Frau beginnt und die Morde sehr explizit zeigt; der Film ist völlig zu Recht erst ab 16 Jahren freigegeben.
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Filmtipp: „Kratzer im Lack“

Filme über den Krieg sind immer auch Kriegsfilme, selbst wenn an ihrer ablehnenden Haltung kein Zweifel bestehen kann. Das gleiche Phänomen gilt für Filme über Rechtsextremismus. Deshalb ist „Kratzer im Lack“ eine Gratwanderung: Der Dokumentarfilm beschreibt, wie ein rechter Verein Gewerkschaftsarbeit bei Daimler betreibt. „Kratzer im Lack“ ist im Rahmen der SWR-Reihe „Junger Dokumentarfilm“ ausgestrahlt worden. 
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Filmtipp „Die stillen Trabanten“

Nachts ist der Mensch dem Tod am nächsten, und das keineswegs nur in Horrorgeschichten; nie sind sich Diesseits und Jenseits so nahe wie nach Mitternacht. Aber nicht alle schlafen: Einige sorgen um diese Uhrzeit dafür, dass der Betrieb tagsüber reibungslos weiterlaufen kann. Das Fernsehen verirrt sich in diese Parallelwelt meist nur, wenn im Krimi ein Mord aufgeklärt werden soll. Deshalb nimmt Thomas Stuber eine Sonderstellung ein: Er erzählt mit Vorliebe Geschichten über die sogenannten kleinen Leute.
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Filmtipp: „Girl Gang“

Der Titel könnte für alles Mögliche stehen, aber „Girl Gang“ handelt nicht von einer jugendlichen Clique. Der Film dokumentiert den Alltag einer jungen Berlinerin, die unter dem Namen „Leoobalys“ zu den Topstars der Influencer-Szene gehört. Ihre Gefolgschaft umfasst weit über 1,5 Millionen größtenteils junge Menschen, und die sollen natürlich all die Produkte kaufen, die ihr Idol vorstellt.
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Buchtipp: Neuauflage „Der Aufmacher“

Zum runden Geburtstag von Günter Wallraff veröffentlicht der Verlag Kiepenheuer & Witsch eine Neuauflage des „Bild“-Klassikers „Der Aufmacher“. Das Buch entpuppt sich als überraschend aktuell, zumal die Lektüre „Bild“ als Urmutter jenes Populismus’ entlarvt, der bis heute den rechten Rand dieser Gesellschaft befeuert. Die Mechanismen des Marktes sind ohnehin die gleichen geblieben: Die Digitalisierung hat diese Art von „Journalismus“ nicht verändert, er ist bloß noch überdrehter geworden.
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Graue Wolken am Produktionshorizont

Der hiesigen Produktionsbranche geht es zumindest von außen betrachtet so gut wie lange nicht: Es gibt so viele potenzielle Auftraggeber wie noch nie. Die Binnenperspektive sieht jedoch anders aus. Die Branche muss sich mit erheblichen Herausforderungen auseinandersetzen: Inflation, Energiekosten, Fachkräftemangel; und Corona ist auch nicht vorbei. Sind die fetten Jahre vorbei?
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Filmtipp: „Everything Will Change“

Der deutsche Dokumentarfilmer Marten Persiel erzählt mit seiner Doku-Fiction eine Geschichte aus der Zukunft, die ein Weckruf für die Gegenwart sein soll: „Everything Will Change“ spielt 2054 und beschreibt rückblickend, warum sämtliche Tierarten ausgestorben sind – trotz eindringlicher Warnungen aus der Wissenschaft. Der Film begeistert mit spektakulären Aufnahmen aus der Tierwelt, ist aber nicht rundum gelungen.
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