Editorial: Streiks zeigten erste Wirkung

Das „Tarifwerk der Zumutungen” wie die Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen den Verleger-Vorschlag für neue Tarifverträge bezeichnen, fand auch Anfang März keine Zustimmung. Zwei Streikwellen in mehreren Bundesländern hatten erste Wirkung gezeigt. Es kam Bewegung in die Verhandlungen.

Den Verlegern konnten die „Giftzähne” gezogen werden. Von einem Durchbruch will ver.di aber nicht sprechen. Der Verlegerverband hält daran fest, den Manteltarif zu verschlechtern, Jahresleistung und Urlaubsgeld zu kürzen. Kompensieren wolle man das mit einer Mini-Gehaltserhöhung. Unterm Strich soll eine Null oder gar ein Minus für jene stehen, die die Zeitung Tag für Tag mit Journalismus füllen. Kein Wunder, dass die Zeichen bei ver.di für Urabstimmungen auf Grün stehen!

Weniger um die Kosten als viel mehr um die Qualität des Journalismus im Lokalen ging es jüngst in Bayreuth. Die Binsenweisheit, dass guter Journalismus etwas kostet, sei an dieser Stelle einmal als bekannt vorausgesetzt! Die lokale „Götterdämmerung” hat vielerorts bereits eingesetzt, wurde auf der Tagung Lokaljournalismus konstatiert. Interessante Beispiele zeigten, wie Lokalzeitungen auf die Digitalisierung reagieren, um auch künftig nah bei ihren Lesern zu sein. Vor dem Hintergrund, dass bereits zwei Drittel der Rezipienten digitale Informationsquellen nutzen, werden interessante Online-Projekte aufgelegt.

Mitgestalten und Mitbestimmen, wie es in Redaktionen, Druckereien, im Sender oder in anderen Produktionsfirmen konkret am Arbeitsplatz zugeht, kann jeder. Bedingung dafür ist, eine starke Arbeitnehmervertretung zu wählen oder selbst in dieser mitzuarbeiten. Die Chance dafür besteht noch bis Ende Mai. Wie erfolgreich Betriebsratsarbeit aussehen kann, zeigt M an Beispielen in Rostock und Halle (NRW). Und dass engagierte Personalräte gleichfalls für den Vorsitz eines ver.di-Senderverbandes taugen, beschreibt M im Porträt über den neuen Mann in dieser Funktion im ZDF. Beteiligung ist auch gefragt, wenn bei der Deutschen Welle Reformen ins Haus stehen. Offenbar gibt es an dieser Stelle noch Nachholbedarf!

Weitere aktuelle Beiträge

Frauen im Journalismus stärken

Anlässlich des Internationalen Frauentags fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di einen Aktionsplan zur Stärkung von Frauen im Journalismus. Als erste Berufsvertretung hat sie frauenpolitische Forderungen für die Medienbranche formuliert und diese an den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sowie den Medienverband der freien Presse (MVFP) adressiert. „Bei der Bezahlung, dem beruflichen Aufstieg und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben unsere Kolleginnen meist das Nachsehen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, fordert Renate Gensch, Mitglied im dju-Bundesvorstand.
mehr »

Europarat muss Pressefreiheit schützen

Anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Europarats-Berichts zur Pressefreiheit in Europa fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di die Gremien der Europäischen Union zur dringenden Umsetzung verbindlicher Schutzmaßnahmen von Pressevertreter*innen auf. „Wir beobachten die drastische Zunahme von Angriffen auf unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen mit großer Sorge, denn sie hängen unmittelbar mit dem Erstarken demokratiezersetzender politischer Bewegungen zusammen“, sagt der dju-Co-Vorsitzende Lars Hansen.
mehr »

Fahndungsfotos: Widerrechtlich im Einsatz?

Öffentlichkeitsfahndungen mit Hilfe der Medien sind eigentlich nur bei erheblichen Straftaten erlaubt. Trotzdem greifen Strafermittler auch bei Tankbetrug, Ladendiebstahl oder Rezeptfälschung zu diesem einschneidenden Mittel. Manchmal werden auch völlig Unschuldige an den Fotopranger gestellt. Die Medien veröffentlichen die Fahndungsfotos in aller Regel ungeprüft. Nach Ansicht der dju sollten die Redaktionen aber die Verhältnismäßigkeit hinterfragen. 
mehr »

Viel Parteienfunk, wenig Transparenz

Im Gefolge des Skandals beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) werden auch die öffentlich-rechtlichen Kontrollgremien verstärkt kritisch beäugt. Geht es nach dem Urteil des Journalisten und Medienbloggers Peter Stawowy, dann ist das trotz einiger Reformbemühungen nach wie vor mehr als berechtigt. Zu starker Parteieneinfluss, mangelnde Transparenz, ineffiziente Strukturen -  dies nur einige der Defizite, die der Autor in seiner im Auftrag der Otto Brenner verfassten Studie ermittelt hat.
mehr »