Ost-Frauenpresse im Westwind

Montage: Petra Dreßler

Frischer Wind in der DDR 1989: „Geht die Erneuerung an uns vorbei“, fragt das Kollektiv der Frauenzeitschrift „Für Dich“ in einem Offenen Brief an ihre SED-Herausgeber. Die Redakteurinnen des ersten unabhängigen Frauenmagazins „Zaunreiterin“ umreißen in einem feministischen Manifest ihre Vision einer weiblichen Gegenöffentlichkeit. Sechs Jahre später hatten westliche Großverlage die Ost-Frauenzeitschriften und fast alle autonomen Neugründungen weggefegt.

Von den 21 DDR-Frauenzeitschriften 1961 gab es im Wendejahr 1989 noch elf. Sie wurden von zwei Verlagen herausgegeben, die der Zentrag (Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) unterstanden. Im „Berliner Verlag“ erschien das Wochenmagazin „Für Dich“. Der Leipziger „Verlag für die Frau“ produzierte die Mode-und-Kultur-Zeitschrift „Sibylle“ und ansonsten vor allem Handarbeitsblätter wie die „Pramo“ (Praktische Mode).

Fotos von Sibylle Bergemann in der Sibylle 5/1980, S. 7. Die Reprofotos von Werner Mahler waren in der Sibylle-Ausstellung bis 25. August im Willy-Brandt-Haus zu sehen. https://mmm.verdi.de/medienwirtschaft/mehr-als-mode-58945

Nicht zuletzt wegen wirtschaftlicher Versorgungsengpässe schneiderten Frauen modische Kleidung für sich und ihre Kinder selber. Die Nachfrage nach Schnittmustern und Strickanleitungen war groß. Die Handarbeitspresse richtete sich an unterschiedliche Gruppen – junge, ältere Frauen oder Mütter – und teilte den Markt unter sich auf.

In der DDR wurde die Presse staatlich subventioniert und übernahm politische Funktionen wie die Propagierung des Frauen-Leitbilds der regierenden SED. In den 1950er Jahren verkörperte etwa die „Traktoristin“ eine berufstätige Frau, die für den Aufbau des Sozialismus gebraucht wurde. Um ihr den Rücken zu stärken, startete die „Frau von heute“ (Vorgängerzeitschrift der „Für Dich“) eine „Anti-Pascha-Kampagne gegen bequeme Ehemänner und grantige Brigadeleiter“, so die Kulturwissenschaftlerin Ina Merkel. In den 1970er Jahren wurde „unsere Mutti“ dann zum Leitbild – als die Superfrau, die Haushalt und Beruf spielend schafft. Liselotte Thoms-Heinrich, damals Chefredakteurin der „Für Dich“, beschreibt die Rolle der Frau im Sozialismus als „eine bewusste Staatsbürgerin mit hoher Bildung, guten Leistungen im Beruf, vielen geistig-kulturellen Interessen, eine liebevolle und gute Partnerin ihres Mannes, ihren Kindern eine verständnisvolle Mutter und Freundin.“ Die Mehrfachbelastung der Frauen als Berufstätige und Mütter versuchte die Regierung durch familienpolitische Leistungen wie Kindergärten und Betriebsküchen abzufedern, an der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung änderte sich wenig.

Tabuthemen und „Seife verkaufen“

In der DDR hatte die 1962 gegründete Wochenzeitung „Für Dich“ eine besondere Bedeutung. Sie war nicht nur das am häufigsten erscheinende Frauenmagazin, sondern auch das preiswerteste und auflagenstärkste. Die 48-Seiten-Zeitschrift kostete 60 Pfennige und erreichte 1988 eine Auflage von 935.000 Exemplaren. Hauptzielgruppe waren werktätige Mütter. Die 70-köpfige Redaktion stellte einen Mix aus politischen Berichten, Reportagen und Serviceangeboten zu Themen wie Mode, Kultur, Arbeitswelt und Alltag zusammen, inklusive Leserinnenzuschriften.

Doch „das Fazit jeder Leser*innendiskussion war immer vorgegeben. Vom Plan und vom Erziehungsauftrag der Partei“, so Gislinde Schwarz, in den 1980er Jahren „Für Dich“-Redakteurin. Sie resümierte 1993 rückblickend, die Zeitschrift habe „ihre Arbeit getan. Im Dienste des Staates und im Dienste der Frauen – so gut sie es verstand. Sie war angepasst und bieder – aber sie hat manchen Frauen auch Mut gemacht.“ Konflikte gab es zuweilen mit Inge Lange, Leiterin der Abteilung Frauen beim Zentralkomitee der SED, die neben der Abteilung Agitation als Aufsichtsbehörde für die „Für Dich“ fungierte. In einem Interview mit der M-Vorgängerin „Publizistik und Kunst“ der IG Medien Anfang 1990 wurde Lange von  Außenpolitikredakteurin Brigitte Hussein politisch dafür verantwortlich gemacht, dass einige Themen unter den Tisch fielen: Probleme alleinerziehender Mütter, Gewalt gegen Frauen oder die Schlechterbezahlung von berufstätigen Frauen.

Das änderte sich nach dem Mauerfall am 9. November 1989. Die Redaktion protestierte gegen die Tabus und erreichte die Ablösung Langes. Die Zeitschrift verstand sich nun als „unabhängige Stimme der Frauen im Prozess der Wende“. Gislinde Schwarz gehörte im Dezember zu den Gründerinnen des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV). Dieser erhielt einen Raum im Redaktionsgebäude der „Für Dich“ und konnte zwei Blattseiten eigenständig gestalten. Die bisherigen Tabuthemen wurden nun vorrangig behandelt, berichtete Hussein in dem Interview 1990: „Wir haben ein Leserinnenecho so groß wie noch nie – das macht alles großen Spaß.“

Im rechtlosen Raum und Konkurrenzdruck

Doch nach dem Mauerfall befand sich die DDR-Presse in einem rechtlosen Raum und war bei Wegfall staatlicher Subventionen zudem der Konkurrenz westdeutscher Großverlage ausgesetzt. Sie wollten ihre eigenen Blätter verkaufen und stiegen zunächst über Kooperationsverträge in die finanziell klammen ostdeutschen Verlage ein. Im September 1990 kauften Gruner+Jahr und der britische Verleger Maxwell den Berliner Verlag, in dem auch die „Für Dich“ erschien. Die Zeitschrift musste ihren Preis auf 1,50 Mark erhöhen und die Auflage brach im Oktober auf nur noch 300.000 Exemplare ein. Die Redaktion hatte im Nachhinein den Eindruck, dass der Hamburger Verlag die Zeitschrift nicht weiterführen wollte, da Vertrieb und Werbung mangelhaft waren und sich auch das ihnen aufgezwungene Konzept nach dem Muster der serviceorientierten „Tina“ als zweifelhaft entpuppte. Die „Für dich“ wurde zur “Bückware“. Ihre letzte Ausgabe erschien mit nur noch 90.000 Exemplaren am 6. Juni 1991 ohne Nachruf. Alle 71 Mitarbeiter*innen wurden entlassen. Die damalige Chefredakteurin Frieda Jetzschmann resignierte: „Heute so schreiben, morgen so. Man muss den Beruf verstehen wie Seife verkaufen.“

„Publizistik und Kunst“, die Vorgängerzeitschrift von M (Herausgeber IG Medien), berichtete in ihrer Ausgabe 7/1991 vom Ende der „Für Dich“

Von den staatlichen Frauenzeitschriften überlebte die 1956 gegründete „Sibylle“ am längsten. Sie erschien im Leipziger „Verlag für die Frau“, der nach der Wende von der Nürnberger Sebaldus/Gong-Gruppe aufgekauft wurde. Die Zeitschrift für Mode und Kultur hatte in der DDR durch ihre kreativen Fotos, Frauenreportagen und Kunstberichte ein besonderes Profil entwickelt. Doch der Gong-Verlag forderte „Frisuren und Diäten“ statt „Geschichten über Architektinnen oder tote Künstlerinnen“, denn: „Das verkauft sich nicht.“ Im Frühjahr 1994 erwarben vier Redakteurinnen aus Ost und West die Titelrechte zum symbolischen Preis von einer Mark und gründeten ihren Sibylle-Verlag. Doch im Februar 1995 mussten sie Konkurs anmelden – mangels Geld und Anzeigenkundschaft. Chefredakteurin Susanne Stein meinte im Nachhinein, es sei ein Fehler gewesen, dem Gong-Verlag weiterhin Vertrieb und Anzeigenakquise zu überlassen.

Vielfalt durch engagierte Frauengruppen

Die westdeutschen Großverlage beförderten eine weitere Konzentration statt Vielfalt auf dem deutschen Markt der Frauenpresse. Für vielfältige Medienangebote sorgten stattdessen engagierte Frauen in den neuen Bundesländern.

Bereits in den 1980er Jahren waren zahlreiche Frauengruppen entstanden, die sich kritisch mit Politik und Leitbildern der SED auseinandersetzten. Da ihre realen Erfahrungen mit der Emanzipation von oben in den staatlichen Frauenmagazinen nicht thematisiert wurden, gründeten verschiedene Gruppen der nichtstaatlichen DDR-Frauenbewegung eigene Zeitschriften, wie zum Beispiel „frau anders“, „Das Netz“ oder die Textsammlung „Lila Band“. Diese wurde von einem Redaktionskreis der Jungen Gemeinde Dresden im Selbstverlag herausgegeben und stand allen Frauen offen, die Lust hatten, selbst etwas zu schreiben. In den insgesamt sechs Ausgaben, die zwischen 1987 und 1989 erschienen, gab es z. B. Gedichte und Berichte über feministische Seminare oder gendergerechte Sprache. Um die staatliche Genehmigungspflicht für Druckerzeugnisse in der DDR und somit die Zensur zu umgehen, wurden die Hefte mit dem Vermerk „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“ publiziert.

Screenshot: Zaunreiterin – Digitales Deutsches Frauenarchiv

Erst nach den Umbrüchen im Herbst 1989 war es möglich, in der DDR freie Zeitungen herauszugeben – auch unabhängig von der Kirche. So erschien im Frühjahr 1990 mit der „Zaunreiterin“ die erste unabhängige Frauenzeitschrift in der DDR, die später im gesamten Bundesgebiet zu beziehen war. Sie befasste sich mit Themen, „die den Frauen auf der Seele brennen“, so eine der sechs Gründerinnen in Leipzig. Sie publizierten Informationen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Ratgeberbeiträge. Herstellung und Druck der 5.000 Exemplare finanzierten die Frauen zunächst mit eigenen Ersparnissen, später aus Fördermitteln. Mit der Einführung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) konnten dann auch Personalstellen bezahlt werden. Das Abflauen der ostdeutschen Frauenbewegung seit Mitte der 1990er Jahre und finanzielle Schwierigkeiten führten 1995 zur Einstellung der Zeitschrift.

Kurze Blütezeit der Frauenbewegungspresse

Die Blütezeit der ostdeutschen Frauenbewegungspresse war nur kurz. In den neuen Bundesländern wurden nach der Wende 1989 viele feministische Zeitschriften gegründet. In Leipzig gab es vor allem in der ersten Hälfte der 1990er Jahre eine rege lokale Frauenbewegungspresse. Zwischen 1994 und 2001 erschien in Halle/Saale die „Lilith – Zeitschrift aus Frauensicht“. In Ostberlin publizierte der neu gegründete Basis-Druck-Verlag ab Juli 1990 die Frauenzeitschrift „Ypsilon“, die sich als emanzipatorische Alternative zur „Für Dich“ und als östliches Pendant zur feministischen „Emma“ verstand. Nach Auskunft ihrer damaligen Chefredakteurin Katrin Rohnstock sollte sie „warmherzige Lebenshilfe, wahrheitsgetreue Information und ehrliche Diskussion“ bieten. Die „Ypsilon“ musste Ende 1991 aus finanziellen Gründen aufgeben.

Die letzte Print-Ausgabe „Weibblick“ 2/2000

Ab 1992 gab der feministische UFV in Berlin das Frauenmagazin „Weibblick“ heraus, das bis 2000 als Printausgabe erschien und dann im Internet weiterlebte. Im Rückblick beschrieb die Redaktion den Werdegang der Zeitschrift, eng verbunden mit dem UFV, der sich 1998 auflöste: „Auch für Weibblick standen Veränderungen an. Wir wollten endlich dem journalistischen Anspruch eines Magazins näher kommen, den Alltag von Frauen in den Mittelpunkt stellen und ebenso über den Tellerrand Deutschlands blicken.“ Obwohl das neue Konzept ankam und das Abo-Barometer nach oben schnellte, stand die Printausgabe zur Jahrtausendwende vor dem Aus. „Wir waren nicht gut genug, haben zu wenig kontroverse Debatten geführt, konnten kaum aktuell reagieren, haben kein spezifisches Klientel angesprochen“, meinte das „Weibblick“-Team selbstkritisch und begründete das mit der ständig unterbesetzten Redaktion, zu wenigen Anzeigenkund*innen und einem Vertrieb, der die Magazine mangels Finanzen nur in ausgewählten Läden anbieten konnte. Ermuntert durch Leser*innenzuschriften entschloss sich das „Weibblick“-Team, „in einer anderen Form weiterzumachen.“ Zusammen mit Annette Maennel, die sich seit Beginn bei „Weibblick“ engagiert, arbeiten jetzt drei weitere Frauen – alle mit einem anderen Broterwerb –  für das Online-Magazin, das Beiträge aus Alltag, Film, Frauenbewegung, Kultur und Politik bringt.

Screenshot: http://www.weibblick.com/

Nebenwirkungen der bürgerlichen Freiheiten

„Die Wende wurde zum patriarchalen Geschäft: Ostdeutsche Frauen verloren Selbstverständlichkeiten wie Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung oder ein liberales Recht auf Abtreibung.“ So resümiert die Feministische Sommeruni im Juni 2019 in Leipzig die Nebenwirkungen, die der Aufbruch 1989 für ostdeutsche Frauen mit den bürgerlichen Freiheiten brachte. Wie in der Politik, so in den Medien. Auch hier sind die Themen, Perspektiven und Interessen von Frauen weiterhin im Mainstream des vereinten Deutschlands unterrepräsentiert – obwohl der Markt der Frauenzeitschriften wächst und sich ausdifferenziert.

Man kann drei Arten von Frauenzeitschriften unterscheiden. Neben klassischen Magazinen wie „Brigitte“, „Elle“ oder „Vogue“ gibt es in Deutschland Boulevardblätter wie das „Goldene Blatt“ oder „Tina“. Allesamt kritisiert der Politik- und Sprachwissenschaftler Paul-Hermann Gruner inhaltlich als „marternde Endlosthemenschleife zu Schönheit, Mode, Wohnen, Lifestyle, Kochen und Diät“. Sie seien konsumfixiert und präsentierten „eine (Frauen-)Welt, die einem Märchen-Setting gleichkommt“. Ähnlich realitätsfern folgten staatliche Frauenzeitschriften in der DDR politischen Leitbildern, doch in den 1980er Jahren bedienten sie wegen des zunehmenden Einflusses westlicher Konsum- und Lebensmuster thematisch auch den Rückzug ins Private. Da hatte der westliche Boulevardjournalismus mit seiner schillernden Konsumwelt und den bunten Geschichten aus Königshäusern und Hollywood nach der Wende leichtes Spiel auf dem ostdeutschen Frauenzeitschriftenmarkt – zumal wenn die Blätter preiswert waren wie die „Bild der Frau“, damals Auflagenspitzenreiterin in den neuen Bundesländern.

Missy Magazin 4/19 Sreenshot: https://missy-magazine.de/magazin/

Drittes Segment der Frauenpresse sind feministische Zeitschriften wie „Emma“ oder das „Missy Magazin“, die von engagierten Frauen gegründet wurden – wie einst die ostdeutsche Bewegungspresse zur Wendezeit. Die Arbeitsbedingungen dort waren damals äußerst prekär. Das gilt auch heute noch für Zeitschriften, denen es darum geht, „nicht Profite, sondern die Welt gerechter zu machen“, wie Sonja Eismann vom „Missy Magazin“ im Frühjahr dieses Jahres in einer RBB-Diskussionsrunde betonte: „Ohne Selbstausbeutung gäbe es Missy nicht“, denn das Magazin versuche nicht wie andere mit Advertorials Geld zu verdienen. Mit solchen Werbeanzeigen in redaktioneller Aufmachung finanziert sich aber „Edition F“, ein Frauenportal mit feministischem Anspruch. Teresa Bücker, bis Juni 2019 Chefredakteurin der Online-Plattform, setzt dabei auf Diversity in der Berichterstattung, um die Vielfalt in der Gesellschaft abzubilden und alle anzusprechen. Das wollen auch die Missy-Macherinnen, denn nach Sonja Eismann verstehen sie Feminismus als „neuen Universalismus, der aus feministischer Perspektive Unterdrückung bekämpft.“

Doppelstrategie Frauenperspektiven in den Medien

Um diese Perspektive in die Medien zu bringen, ist eine Doppelstrategie notwendig, meinte die Salzburger Kommunikationswissenschaftlerin Martina Thiele in der RBB-Diskussion. Einerseits müssten Frauen mit ihren Themen und Blickwinkeln als Querschnitt im Mainstream verankert werden, andererseits brauche man aber auch spezielle Angebote wie Frauenprogramme und Frauenseiten oder die feministische Gegenöffentlichkeit im Internet. Initiativen wie #MeToo zeigten, dass sie auch Impulsgeber*innen für Offline-Leitmedien sind. Sonja Eismann gab zu bedenken, dass der „Cyberspace kein feministischer Raum ist“, denn auch hier dominieren wie in der Offline-Welt wieder Männer. Man müsse nur mal schauen, wer von den Youtube-Influencer*innen am meisten Geld und Aufmerksamkeit bekomme.

Wie in einem Brennglas verdeutlicht das Schicksal der ostdeutsche Frauenpresse zu Wendezeiten, dass politische Emanzipation wenig Chancen hat, wenn die ökonomischen Ressourcen ungleich verteilt sind. Frauenzeitschriften und Bewegungspresse scheiterten gleichermaßen, weil ihnen Geld für Produktion, Vertrieb und Werbung fehlte. Da scheint das Internet seit einigen Dekaden eine kostengünstige Alternative zu bieten, aber auch hier regiert der Kommerz. Um feministische Perspektiven als universellen politisch-emanzipatorischen Blickwinkel in die Medienberichterstattung zu bringen, bedarf es noch vieler Kämpfe – von Initiativen, die den Mainstream kritisch beobachten und Gleichstellung einfordern, aber auch von Gegenöffentlichkeiten, die sich vernetzen und Impulse setzen.

So hält Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Klaus Frauenmedien im Mainstream und in den Nischen weiterhin für unverzichtbar. In einem Interview mit der taz erläutert sie, wie diese zur Selbstermächtigung beitragen und öffentlich wirksam werden: „Medien ermöglichten es, Bewegungsöffentlichkeiten zu gestalten und sich über die eigenen Positionen und Forderungen zu verständigen. Insofern sind und waren Frauenmedien ein Selbstverständigungsorgan und ermöglichten zugleich, über den Kreis an Aktivistinnen hinaus zu agieren. Es war nie einfach, feministisch zu agieren und politisch aktiv zu werden, deshalb waren Frauenbewegungsmedien auch wichtig, um die Einzelnen zu ermutigen.“

Buchquellen

Jasmin Wiedemann: Mitgefangen, mitverkauft. Zur Situation ostdeutscher Frauenzeitschriften nach der Wende. Waxmann-Verlag 1995
Sabine Tonscheidt: Frauenzeitschriften am Ende? Ostdeutsche Frauenpresse vor und nach der Wende 1989. Lit-Verlag 1996
Elisabeth Klaus, Ulla Wischermann: Journalistinnen. Eine Geschichte in Biographien und Texten. Lit-Verlag 2013 (Porträt „Für Dich“, S. 305-313)

 

 

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