Presse/Verlage/Journalismus

„Ich hatte einfach Schiss“

Die Anmoderation war mehr als ungewöhnlich. "Viele - auch hier in der ,Panorama'-Redaktion - möchten, dass dieser Mann Außenminister und Vizekanzler bleibt", kündigte Moderatorin Patricia Schlesinger einen Beitrag mit "neuen Zeugen" und "brisanten Bildern" über Joschka Fischers wilde Jahre als Frankfurter Straßenkämpfer an. Das redaktionelle Bekenntnis zum Vizekanzler ist ein beispielloser Vorgang im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
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„Der Kram stimmt alle nicht“

Das daumendicke Aktenmaterial bekam "Spiegel"-Reporter Bruno Schrep frei Haus auf seinen Hamburger Schreibtisch geliefert, der Absender war eine allererste Adresse für Seriosität: Christian Pfeiffer, Hannoveraner Kriminalistik-Professor und damals bereits designierter niedersächsischer Justizminister. Auf den ersten Blick witterte der 55-jährige "Spiegel"-Mann einen großen Scoop, der ihm da unverhofft ins Haus geschneit war. "Ich hab" einen tollen Fall", alarmierte er seinen Ressortleiter. Doch je mehr sich Schrep in die Akten vertiefte, desto mulmiger wurde ihm bei der Lektüre. Schließlich zog er die Reißleine: "Nein, nein, nein", beharrte der misstrauische Reporter, "das…
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Vorreiterrolle auf dem Rücken der Belegschaft oder Eröffnung neuer Chancen?

Zwei Gutachten zur Ausgliederung mit unterschiedlichen Schlussfolgerungen der Regionalredaktionen bei der "Sächsischen Zeitung" "Ein Modell von Dauer wird es sein." Da ist sich der Geschäftsführer des DD+V, Dr. Mario Frank, sicher. Schließlich will die "Sächsische Zeitung" in den Regionen außerhalb von Dresden ihre Qualität sichern und steigern, näher am Kunden und am Leser sein, ihre Aufgaben besser organisieren, neue Umsatzmöglichkeiten schaffen und vor allem Kosten sparen.
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Das Vergnügen war einstweilig

Die Idee ist clever - zu clever, fand die Konkurrenz und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Filmverleih Kinowelt hatte der ersten Ausgabe seiner im Dezember 2000 erstmals erschienenen Zeitschrift "kinowelt.de" eine DVD mit komplettem Kinofilm beigelegt (Coppolas Grisham-Verfilmung "The Rainmaker"). Zeitschrift plus DVD, und all das für nur sechs Mark: Das sei nach der deutschen Zugabeverordnung Wettbewerbsverzerrung, fanden die Gerichte.
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Methoden einer Drückerkolonne

Wenn"s Beschwerden hagelt, distanzieren sich Verlage schon mal. Trotzdem gehören Drückerkolonnen nach wie vor zur deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft. Vortäuschung falscher Tatsachen, Abnötigung von Unterschriften und dubiose Vertragsklauseln im Kleingedruckten. Was auf der Jagd nach neuen Abonnenten bisweilen eingesetzt wird, scheint auch auf andere Geschäftsfelder abzufärben. An die Methoden einer Drückerkolonne jedenfalls fühlt sich erinnert, wer erlebt, wie eine Reihe von Verlagen derzeit mit "ihren" freien Journalistinnen und Journalisten umgehen.
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Selbstausbeutung am Existenzminimum

Wer sich am Kiosk über aktuelle Filme informieren will, wird jenseits von "Cinema" und neuerdings auch "kinowelt.de" selten fündig. Anspruchsvolles Kino, Filmkunst gar werden von beiden Publikationen geflissentlich ignoriert. Derlei ist Minderheitenprogramm; Kiosktitel setzen auf Mehrheiten. Und doch gibt es ihn, den Markt für die gehobene Filmkultur. Er ist klein, überschaubar - und weitgehend unbekannt. Selbst die Kundschaft von Programmkinos kennt oft bloß "epd Film" (herausgegeben vom Frankfurter Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, GEP) und "film-dienst (Katholisches Institut für Medieninformation, Köln) - beide allerdings auch vorbildlich in Qualität und…
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Konzentration aufs Internet

Wie oft habe er sich geärgert, sagt Michael Maier. Wenn er abends Schlagzeilen machen musste, die am nächsten Morgen schon nicht mehr stimmen konnten: Wenn das Wahlergebnis zum Redaktionsschluss noch nicht feststand, man aber trotzdem noch schnell irgendwas schreiben musste. Wenn das Endspiel entschieden war, die Druckmaschinen aber längst angelaufen waren. Wenn der Rücktritt dann doch noch kam, die Zeitung aber bereits an allen Kiosken auslag.
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Die Integration hat noch nicht stattgefunden

Wenn der Schweriner Kommissar Hinrichs im ,Polizeiruf 110' witzig, schlau und zuweilen gekonnt täppisch seine Fälle löst, dann amüsiert sich das Publikum in Ost und West gleichermaßen. Die heutige ARD-Krimi-Reihe steht als Beispiel für den gelungenen Wandel eines einst populären DDR-Mediums zum anerkannten bundesdeutschen Medienprodukt. Hatten zu DDR-Zeiten Ermittler als Vorbild- und Respektpersonen - oft mit "moralischem Zeigefinger" - dafür zu sorgen, dass die gesellschaftliche Ordnung wieder hergestellt wird, so haben sich heute ganz individuelle, gar nicht perfekte und oft frustrierte Kommissarsfiguren, die durchaus nicht jeden Fall befriedigend zu lösen in der Lage sind, zu…
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Die Krise der Wochenpresse …

Die deutsche Wochenpresse leidet unter Auflagenschwund. Gegen die Aktualität der elektronischen Medien und die gestiegene Qualität der Tagespresse können sich Blätter wie "Die Zeit", "Die Woche" und Publikationen aus dem kirchlichen Umfeld nur schwer behaupten.
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Weder Skandalisierung noch Verharmlosung

Verbreiten die Medien zuviel Gewalt? Vermitteln sie vor allem Gewalt - sei es in den Nachrichten, sei es im Samstagabendkrimi oder in der Nachmittagsserie - als Mittel zur Lösung von Konflikten? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Information über Gewalttaten und der nächsten Tat "im richtigen Leben". Welche Verantwortung haben Medienmacher und Programmgestalterinnen, haben Journalistinnen und Journalisten - und welche die Konsumenten, die Eltern und Erzieher?
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Zeitungen auf neuen Wegen

Die Tageszeitungen stellen sich den Herausforderungen der neuen Medien. Was zunächst als Bedrohung des wirtschaftlichen Erfolgs der Nachrichtendistribution auf Papier aussah, wird jetzt als Chance erkannt und soll schon bald in klingende Münze umgesetzt werden. In vielen Ländern der Welt haben sich Negativtrends im Absatz der Tageszeitung umgekehrt oder zumindest abgeschwächt. Zum Teil wird das auch auf das zunehmende Engagement der klassischen Zeitungshäuser in elektronischen Medien zurückgeführt.
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Tageszeitungen im Osten: Vielfalt ging schnell wieder flöten

"Es ist, als habe einer das Fenster aufgestoßen nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen, den Jahren der Dumpfheit, des Miefs", sagte Stefan Heym im Wendeherbst 1989. So erlebten es auch viele der rund 11000 Journalisten, die bei den DDR-Printmedien beschäftigt waren: Mit dem Sturz des DDR-Regimes erhofften sie sich Vielfalt statt sozialistischem Einheitsbrei, Pressefreiheit statt staatlichem Diktat.
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Bekennerschreiben als Täuschungsmittel

Bekennerschreiben, die nur der Täuschung der Polizei dienen, können auch weiterhin in Redaktionsräumen beschlagnahmt werden.
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„Ein Onliner denkt multimedial“

Wie vielfältig die Fragen sind, die Kolleginnen und Kollegen zum Thema "Online-Journalismus" sich und anderen stellen, wie groß das Interesse und wie unterschiedlich die Beschreibungen, die Ansprüche und die Lösungsansätze, das dokumentieren unsere Berichte über drei Veranstaltungen, zu denen die Journalisten und Journalistinnen in der IG Medien in der letzten Zeit in Hamburg, München und Saarbrücken eingeladen haben: "Alle reden vom Online-Journalismus - wir auch - aber möglichst konkret." Und wir reden von denen, die "Online-Journalismus" betreiben, den Journalisten, von denen, die für den "Content" zuständig sind - wie das heute heißt -, nicht nur vom Geschäft.
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Freier Blick ins Grundbuch

"Der Staat muss überall dort, wo der Geltungsbereich einer Norm die Presse berührt, dem Postulat ihrer Freiheit Rechnung tragen", erklärte das Bundesverfassungsgericht in einem jetzt veröffentlichten Beschluss. Konkret wurde die Möglichkeit für Journalisten verbessert, zu Recherchzwecken Einblick in das nur begrenzt öffentliche Grundbuch zu nehmen.
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Der Gang nach Erfurt

Nun ist es offiziell: Per Brief bekamen die Redakteurinnen und Redakteure der nordbadischen Tageszeitung "Mannheimer Morgen" mitgeteilt, dass Herausgeber, Geschäftsführung und Aufsichtsrat "wegen des LAG-Urteils Revision beim Bundesarbeitsgericht einlegen" werden. Zugleich bleibt das Redaktionsstatut nach Auffassung u.a. der Geschäftsführung "bis zu einer letztinstanzlichen Klärung aller Fragen außer Kraft". Zudem werde durch den Rechtsanwalt des Hauses geprüft, "inwieweit das LAG-Urteil aufgibt, Änderungskündigungen vorzunehmen".
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