Tilmann P. Gangloff

Superlative und Verwehungen

Wo immer mehr als zwei Verlagsvertreter versammelt sind, brechen sie sogleich in großes Wehklagen aus: Nie waren die Zeiten so schlecht wie heute. Gleichzeitig vermeldet Springer das "höchste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte"; nur eine von vielen Widersprüchlichkeiten, die es derzeit erschweren, ein einheitliches Bild der Presselandschaft zu entwerfen.
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Krisenstimmung trotz Doku-Boom

Michael Moores Filme "Bowling for Columbine" und "Fahrenheit 9 / 11" haben im Kino für eine Renaissance des Dokumentarfilms gesorgt. Auch im Fernsehen erlebt alles, was "nicht-fiktional" ist, seit fünf Jahren einen Boom. Hier zu Lande feierten vor allem Reality-Formate Erfolge: Event-Shows ("Deutschland sucht den Superstar") oder Reality-Seifenopern wie "Big Brother" sind schlicht preiswerter zu produzieren als Filme und Serien. Da sich der Doku-Boom in Deutschland vor allem von seiner zweitklassigen Seite zeigte, haben Dokumentationen hier jedoch bei Weitem nicht den Aufschwung erlebt wie im Ausland.
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Im Copyshop

Da staunt der Laie, und der Fachmann ärgert sich. Wenn im Journalismus oder in der Literatur ein Autor unverhohlen abschreibt, bekommt er Ärger. Wenn im Fernsehen ein Sender unverhohlen ein Erfolgsformat eines Konkurrenten kopiert, passiert gar nichts.
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Viel zu spießig?

Fernsehen für die "Kids?" Ist doch einfach: Ganz egal, was man zeigt, Hauptsache, der Mann (oder die Frau) an der Kamera schwankt wie ein Seebär bei heftiger Dünung. Bei zufällig zuschauenden Älteren führt derlei zwar leicht zu Symptomen von Seekrankheit, doch die Aufmerksamkeit der Jugendlichen lässt sich nun mal nicht anders wecken. Tja, falsch gedacht.
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Das Fernsehen als Sinnstifter

Das hat sie nun davon; hätte sie ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdient, wäre ihr das nicht passiert. Doch Mareike, Studentin der Zahnmedizin, wollte ja unbedingt auf einen Schlag reich werden. Während andere Monate lang im Container ausharren müssen, sollte sie nur neun Tage brauchen, um 500.000 Euro einzusacken. Schneller reich kann man im Fernsehen nur bei "Wer wird Millionär" werden.
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Der Boom um den Ball

Fußball ist und bleibt die Fernsehsportart Nummer eins, die alle vier Jahre selbst solche Zuschauer mobilisiert, die der Hysterie um die 22 Männer in den kurzen Hosen sonst nicht allzu viel abgewinnen können.
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Wer ist das Volk?

Nie war Politik so komplex wie heute; und nie war es so einfach, sich eingehend über Politik zu informieren. Andererseits hatten Politiker selten ein derart schlechtes Image wie derzeit. Und wer ist daran Schuld? Die Medien natürlich.
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Bücher zu, ab ins Kino

Ein "Filmkanon" für die schulische Bildung: gar nicht so einfach. 35 Filme haben Regisseure, Filmjournalisten, Wissenschaftler und Pädagogen ausgewählt; Filme, die sie für besonders geeignet hielten, Schüler "mit den Formen und Inhalten und den Tücken und Freuden des Mediums vertraut zu machen, das wie kaum ein anderes die Kultur und den Alltag des modernen Menschen bestimmt".
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Ohrenschmaus nur für Kinder

Es war ein Traum, unerfüllbar, aber schön: ein Radioprogramm nur für Kinder. Unmöglich zu realisieren, hieß es: Keine Frequenzen, keine Finanzen. Doch nun ist der Traum tatsächlich wahr: Zur Internationalen Funkausstellung ist in Berlin Ende August auch das Kinderprogramm "RadiJojo!" auf Sendung gegangen.
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Kleine Revolution

Für Jugendschutz in den Medien sind Politiker immer gern zu haben. Um differenzierte Darstellungen bemühen sie sich dabei selten. Kinder gut, Medien schlecht: Fertig ist das schlichte Weltbild.
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Amerika hat kein Interesse

Nicht nur in Deutschland will Pay TV nicht so recht auf Touren kommen, auch im Ausland hat deutsches Bezahlfernsehen längst nicht den erhofften Erfolg: Channel D, das erste deutschsprachige Abo-Fernsehen für Nord- und Südamerika, ist pleite. Immerhin ist für die Abonnenten noch nicht alles verloren: Die Deutsche Welle hat angekündigt, die Kunden von Channel D zwei Monate lang kostenlos mit dem öffentlich-rechtlichen German TV zu versorgen.
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Wir seh’n uns auf dem Boulevard

Vermutlich gab es noch nie so viel Politik im Fernsehen wie heute. Nahezu allabendlich wird man ausgiebig mit politischen Themen konfrontiert, weil praktisch jedem Ereignis eine politische Seite abgewonnen wird. Kein Wunder: In Wahlkampfzeiten ist alles Politik, wie das Ringen um die schlagzeilenträchtigste Verwertung der Hochwasserfluten zeigt.
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Keine Strukturkrise

Wie alle anderen überregionalen Tageszeitungen hat auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) auf die derzeitige Pressekrise reagiert. So wird es unter anderem zu „betriebsbedingten Kündigungen quer durch die Verlagsgruppe“ kommen: In diesem und im kommenden Jahr sollen Mitarbeiter „im unteren dreistelligen Bereich“ entlassen werden. Die „FAZ“ beschäftigt 750 Redakteure. Über weitere Konsequenzen der Krise sprach Tilmann P. Gangloff mit dem Geschäftsführer der „FAZ“, Jochen Becker.
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Mit Mehrwert aus der Krise

Die „Süddeutsche“ stellt die Jugendbeilage „Jetzt“ ein, „FAZ“ und „SZ“ streichen ihre „Berliner Seiten“, die „Woche“ ist längst bloß noch Erinnerung, und nahezu alle Verlage bauen zehn Prozent ihrer Stellen ab: Die deutsche Presselandschaft befindet sich allem Anschein nach in der wohl größten Krise der Nachkriegszeit. Allein bei der „FAZ“ sind die Umsatzerlöse im vergangenen Jahr um 22,5 Prozent zurückgegangen.
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Zwei Schritte vor, einer zurück

Für Jugendschutz in den Medien sind Politiker immer gern zu haben. Das Thema geht alle an, die Forderung nach strengeren Maßnahmen wird in der Regel beifällig beschieden, und die Konsequenzen müssen ohnehin andere tragen.
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Das Beste von gestern

Deutsches Fernsehen in alle Welt: Unter anderen Umständen hätte Harald Schmidt darüber wohl seine bekannt bösen Scherze gemacht. Nun kann er das nicht mehr, denn er sitzt mit im Boot: Schmidt ist Gesellschafter bei der Channel D Television und Radio GmbH.
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